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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0075

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M..S.

'i^f^B LECH ERSCHAU-

Theodor Schreiber, Die alcxandrinische Toreutik. Unter-
suchungen über die griechische Goldschmiedekunst im
Ptolemäerreiche. I. Teil des XIV. Bandes der Abhand-
lungen der phil.-histor. Klasse der Königl. Sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften Nr. V. Mit 5 Tafeln und
138 Textfiguren. Leipzig. Bei S. Hirzel, 1894. Preis
M. 10.—.
Die antike Toreutik hatte bisher gegenüber ihrer von
den Archäologen mehr begünstigten Schwester, der Keramik,
mit der Rolle des Aschenbrödels vorlieb nehmen müssen.
Um so höher ist das Verdienst einer Schrift zu schätzen,
welche es, wie die vorliegende, unternimmt, einen größeren
Kreis von Goldschmiedearbeiten des Altertums einer gründ-
lichen und methodischen Bearbeitung zu unterziehen. Der
Verfasser bewegt sich auch hier auf dem Lieblingsfelde
seiner Arbeiten, auf dem Gebiete der alexandrinischen Kunst.
Gerade in Alexandrien scheint sich nämlich unter dem Scep-
ter der kunstfrohen und
kunstverständigen Ptolemä-
er die griechische Gold-
schmiedekunst, als neues
Reis auf die tausendjährige
altägyptische Metalltechnik
gepfropft, zu voller Blüte
entwickelt zu haben. Den
festen Boden für den Auf-
bau der Untersuchung bil-
den fünfFormsteine, welche
wegen ihres Fundortes und
des Charakters der in ihnen
ausgeschnittenen Figuren
sjeher der griechisch-ägyp-
tischen Kunst der Diado-
cbenzeit angehören. Diese
Formen (aus Basalt, Ser-
pentin, Steatit u. a.) dienten
sowohl zum Guss als auch
^m Treiben des dünnen
Goldblechs. Auf Grund der
!n den Steinen ausgepräg-
en Figuren lassen sich
nui» zunächst eine größere

Zahl von Ringen, Behängen, Medaillons und anderer
Schmucksachen dem Kunstkreise dieser Formen einreihen.
Ein anderer Teil der ausgehobenen Bilder stellen Henkel
und Griffe dar, welche an der Stelle, wo sie an den
Gefäßkörper ansetzen, kelchartig in Voluten auswachsen;
aus den Voluten kommen Vogelköpfe mit langen Schnäbeln
hervor, die sich dem Runde des Gefäßes anschmiegen.
Dieses Grundmotiv klingt mit verschiedenen Variationen —
an manchen Stellen treten statt der Vogelköpfe Widder-
köpfe oder Delphine mit Fischen im Maul u. a. ein — bei
einer großen Menge von Henkeln wieder, so dass eine ganze
Anzahl von Tiegeln, Schalen, Schüsseln, Näpfen, Bechern,
Kannen, darunter verschiedene aus dem Funde von Hildes-
heim und Bernay, in nahe Verwandtschaft gerückt werden,
die noch durch die Übereinstimmung ihres sonstigen deko-
rativen Schmuckes bekräftigt wird. Von diesen wird dann
die Brücke zu anderen Gefäßen geschlagen, welche zwar
die Schnabelhenkel vermissen lassen, sich aber in der übri-
gen Dekoration als stammverwandt ausweisen. Charakte-
ristisch ist in der Ausschmückung der Geräte ein alle stili-
stischen und stofflichen Schranken durchbrechender Realis-
mus, der sich besonders in liebevollster Ausprägung der
tierischen und pflanzlichen Naturgebilde kundgiebt. In dem
Bilderschmuck der Gefäße sucht Verfasser sodann den spe-
zifisch alexandrinischen Charakter und damit nebst anderen

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Ägyptischer Formstein in Turin. Museo egizio. Sala dei papiri, Rechtsseitiger Formstein aus Serpentin.

Torderseite (auch Rückseite) ist skulpirt. Aus Schreiber: Die alexaudrinische Toreutik.

NB. Die Zeichnungen sind nach Abgüssen und Abdrücken gemacht, in welchen das Vertiefte als

erhöht erscheint.
 
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