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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Weile, J.: Prachtgeräte in Gold und Silber
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0148

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Kopfleiste von 0. Greiner.

PRACHTGERÄTE IN GOLD UND SILBER.

UF keinem Gebiete der Kunst
ist es schwerer für uns, die
vorhandenen Kunstwerke auf
ihre Urheber zurückzufüh-
ren, als auf demjenigen, das
wir nur zu häufig mit einer
gewissen, keineswegs be-
rechtigten Geringschätzung

»Kunstgewerbe, Kleinkünste" bezeichnen. So wird
besonders in Italien kaum irgend etwas als Arbeit
des Benvenuto Cellini (1500—1572) mit einiger Be-
stimmtheit bezeichnet werden können. Indessen er-
halten wir ein Bild seines Stiles aus den Vasen,
Schalen und anderen Schmuckgegenständen, welche
vor allem in den Uffizien, Abteilung der „Gemme"
und in der Argenteria des Palazzo Pitti zu Florenz
aufgestellt sind. Am bekanntesten sind aus dieser
Sammlung jene Arbeiten, wo es sich darum handelte,
irgend ein kostbares Mineral, besonders Achate,
Jaspen und Lapislazuli oder schöne Glasflüsse in
mehr oder weniger freier, selbst phantastischer Form
zum Gefäße zu bilden und mit Henkeln, Fuß, Rand,
Deckelgriff von Gold mit Email oder Edelsteinen
zu versehen. Zu bewundern bleibt daran vor allem
der vollkommene Einklang der reichen Formen und
der Farben. Dabei war es offenbar die Absicht des
Meisters, diesen Kunstwerken durch die phantastische
Ausbildung einzelner Teile der Einfassung zu Mas-
ken, Nymphen, Drachen, Tierköpfen u. s. w. Leben
und Beweglichkeit zu geben. In dem vegetabilischen
Ornament, in der Bildung der Arabeske findet sich
hier nicht mehr die elastische Schönheit der frühe-
ren Renaissance, die bei den Grenzen, welche dieser
Kunstgattung gezogen sind, auch wohl kaum mög-
lich gewesen wäre. Reiner tritt uns derselbe noch

Kunstgewerbeblatt. N. F. VI. 11. 7.

(Nachdruck verboten.)

entgegen bei Werken aus derselben Sammlung, welche
ganz in Metall ausgeführt, teils mit, teils ohne
Email versehen sind. Auch viele unter diesen weni-
ger bekannten Arbeiten werden dem Cellini selbst
oder wenigstens seiner Schule zugeschrieben. So stellt
die Abb. auf S. 130 eine Fiaschetta in Goldemail aus
der Sammlung im Palazzo Pitti dar. In der Form und
dem Aufbau ist diese Vase sehr einfach gehalten;
auf einem niedrigen Fuße ruht die im Querschnitt
fast kreisrunde Vase; sie wird in ihrem oberen Teile
zu einem kurzen Halse stark zusammengezogen, der
mit einem Deckel geschlossen wird, welcher einen
Ring zum Abheben trägt. Es war offenbar die Ab-
sicht des Meisters, bei dieser einfachsten, aber gleich-
zeitig natürlichsten und auch brauchbarsten Form
das darauf angebrachte Ornament um so mehr zur
Geltung zu bringen. Dasselbe erinnert in der Kom-
position an Motive, denen wir bei der Ausmalung
von einfacheren Gewölben und Pilastern häufig be-
gegnen. Dabei bemüht sich der Künstler, durch
eine stark betonte Abrundung in den einzelnen Teilen
des Ornaments das Leichte, Fließende in demselben
zu erhöhen. Dazu trägt ferner bei die mit feinem
Gefühl getroffene Farbenwahl dieser Arbeit in Gold
mit Email. Das Ornament, rein im Charakter als
Flächenornament gehalten, entwickelt sich auf dem
unteren Teile der Vase und umgiebt vorn und hinten
zwei Familienwappen, an Stelle der beiden Henkel
sind zu den Seiten rechts und links zwei Engels-
köpfe plastisch angebracht, die von Flügeln um-
rahmt sind. Während das Ornament am Haupt-
körper der Vase durch allerlei eingestreute Tier-
bilder, zu einer Gruppe verbundene musikalische In-
strumente und verschiedene Geräte ungemein leb-
haft gehalten ist, zeigt dasjenige am Halse der

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