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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0181

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KLEINE MITTEILUNGEN.

seien, in den einzelnen deutschen Staaten die kunstgewerb-
liche Bewegung zu leiten und zu organisiren, würden beim
aufmerksamen Studium der Kongress-Verhandlungen man-
chen Gesichtspunkt finden, der sich auch für deutsche Ver-
hältnisse verwerten ließe. In der Konkurrenz des Vereins
für Deutsches Kunstgewerbe um Entwürfe zu einem Pianino-
Gehäuse, welche der Verein für dir Firma C. Bechstein aus-
geschrieben hatte, haben erhalten: den 1. Preis (300 M.)
Georg Kuhnert, den 2. Preis (200 M.) Heinrich Bendixen,
den 3. Preis (100 M.) Paul Strauß. Mit lobender Erwähnung
wurden bedacht und von der ausschreibenden Firma zu dem
Preise von je 75 M. angekauft die Entwürfe von: B. Wis-
niecoski, H. Mieritz, Karl Spaeth (für zwei Entwürfe), Oskar
Boecke, Hermann Schulz (Firma: G. Wenkel Nachf.) und
Hermann Möckel.

Breslau. Königliche Kunstgewerbeschule. Die Frage
der weiteren Ausgestaltung der Kunstgewerbeschule in Bres-
lau, welche in der Sitzung des dortigen Kunstgewerbevereins
(s.Heft 7 des lfd. Jhrg. S. 139) eingehend besprochen wurde, hat
auch zu der Erörterung der Frage Veranlassung gegeben,
ob ein gänzliches oder teilweises' Aufgeben der hiesigen
Kunstschule zu Gunsten einer Kunstgewerbeschule empfeh-
lenswert sei. Zu dieser Frage, welche die Kunst- und Kunst-
gewerbekreise Breslaus z. Zt. lebhaft beschäftigt, hat auch
der Lokalverein Breslau der allgemeinen deutschen Kunst-
genossenschaft durch nachstehende Resolution Stellung ge-
nommen: Es ist keine Frage, dass die Königliche Kunst-
gewerbeschule in ihrem jetzigen Umfange den Anforderungen,
welche man in großen Kunststädten an eine solche Anstalt
stellt, nicht genügt. Es ist daher nicht zu verkennen, wenn
die Interessenten des Kunstgewerbes als eine gebieterische
Notwendigkeit den Ausbau dieses Institutes wünschen und
beantragen. Die Wege, welche jedoch zur Erreichung dieses
Zieles von kunstgewerblicher Seite eingeschlagen werden, kann
der Lokalverein Breslau der allgemeinen deutschen Kunst-
genossenschaft nicht als die geeigneten betrachten. Die im
vorigen Jahre an den Herrn Kultusminister gerichtete, vom
schlesischen Centralgewerbeverein verfasste und vom Bres-

lauer Kunstgewerbeverein unterstützte Petition verlangt in
ziemlich unverblümter Weise Aufhebung der Königlichen
Kunstschule doch wohl nur zu Gunsten der Erweiterung der
Königlichen Kunstgcwerbcschule, event. zum mindesten Nicht-
wiederbesetzung der erledigten Stelle eines Figurenmalers.
— Sollte eine hohe Königliche Staatsregierung ungeachtet
der bedeutenden Kosten und der geringen Frequenz die
weitere Fortführung der Kunstschule für zweckdienlich hal-
ten, so dürfte doch wohl die Aufhebung einer Malklasse in
Aussicht zu nehmen sein. (Wortlaut der Petition.) Soviel
bekannt, hat die Petition den erwünschten Erfolg nicht ge-
habt und der Lokalverein als Vertreter der Interessen der
bildenden Künstler Breslaus würde die Erfüllung dieses aus-
gesprochenen Wunsches sowohl nach der einen oder anderen
Seite als eine schwere Schädigung der Kunst am Orte be-
trachten und bemüht sein, auf alle Weise dies zu verhin-
dern. Wo keine Kunst zu blühen vermag, da noch viel
weniger ein Kunstgewerbe, welches ja doch nur aus dieser
hervorgeht. Es ist einzig dastehend, dass man eine Schöpf-
ung, wie die Einbürgerung der Kunst in Breslau, welche
im Jahre 1860 von der Stadt als allerhöchste Gnade erbeten
worden ist, nach wenigen Decennien schon wieder beseitigen
möchte. Es ist nicht ernst zu nehmen die verbreitete Re-
densart, dass Breslau kein Boden für Kunst sei. Allerdings
darf der Bestand der Künstler nicht verringert werden. So
gut sich in anderen Städten im Laufe der Zeit Künstler-
korporationen gebildet haben, ebensogut ist es möglich, dass
Breslau allmählich bei stetem Zuwachs neuer jüngerer Künstler-
generationen in die Reihe der Kunststädte eintritt. Eine
große Zahl unserer hiesigen jüngeren Künstler, welche zur
Erreichung jenes Zieles berufen sind, ist aus der als über-
flüssig erachteten Königl. Kunstschule hervorgegangen.
Warum in Breslau nicht wie an anderen Orten Kunst und
Kunstgewerbe nebeneinander sich gedeihlich entfalten kön-
nen sollten, ist unerfindlich. Jedem daher das Seine." Es
bleibt abzuwarten, welche Stellung die Regierung zu der
ganzen Frage einnehmen wird, nachdem bereits am 15. März
im Abgeordnetenhaus durch den Vertreter des Wahlkreises
Breslau Herrn Abg. Gothein die Angelegenheit berührt hat und
der Vertreter der Regierung, Geh. Oberregierungsrat Dr.
Wehrenpfennig daraufhin erklärte, dass die Breslauer Ver-
hältnisse in Verhandlung genommen seien und dass man hoffe,
die Verhandlung werde dahin führen, dass dem Wunsche
des Herrn Abgeordneten genügt würde, die Kunstgewerbe-
schule zu kräftigen und zu einem ordentlichen kunstgewerb-
lichen Institute auszubilden. H.

Herausgeber und für die Redaktion verantwortlich: Architekt Karl Hoffacker in Charlottenburg-Berlin.

Druck von August Pries in Leipzig.
 
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