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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

DOI Artikel:
Hofmann, Albert: Der kunstgewerbliche Kongress des Jahres 1894 zu Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0191

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DER KUNSTGEWERBLICHE KONGRESS DES JAHRES 1894 ZU PARIS.

1G9

.

1 PrqjjäBs

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Tkürbescklag in der Thomaskirche zu Leipzig. Aufgenommen von Architekt II. KRATZ in Leipzig.

für alle Departements wiederum die gleichen sind. Nach
Ablegung dieses Examens erhalten die jungen Leute den
Titel Kunsthandwerker und alle die, welche bei der
Prüfung wenigstens 20 Punkte erlangt haben, können
nunmehr um den eigentlichen Dispens vor einer einzigen
Jury konkurriren, welche aus einer gleichen Anzahl von
Kunsthandwerkern und Arbeitgebern zusammengesetzt
ist, die durch den Handelsminister ernannt werden.

Die dritte Sektion des Kongresses beschäftigte sich
zunächst mit der Lehre der Perspektive, sodann aber
auch eingehend mit der Frage des Vortrags der Kunst-
geschichte in den Gymnasien oder Lyzeen. In letzterer
Beziehung vereinigte sich der Kongress zu folgenden
Beschlüssen:

1. Es sei der Kunstgeschichte ein breiterer Baum
in der allgemeinen Geschichte zu geben.

2. Es sei der allgemeine Unterricht in der Ge-
schichte in den höheren Klassen, sowohl in den rheto-
rischen wie in den philosophischen, durch Vorträge über
Kunstgeschichte abzuschließen und es sei dabei für die
entsprechende lllustrirung nach Möglichkeit der Projek-
tionsapparat zu benützen.

3. Soll auf die Professoren, denen der Zeichen-
unterricht anvertraut ist. eine Eiuflussnahme in dem
Sinne ausgeübt werden, dass sie niemals nach einem
Modell oder einer Vorlage zeichnen lassen, ohne dem
Schüler vorher erklärt zu haben, aus welcher Zeit Vor-
lage oder Modell stammen und aus welchen Gründen sie
schön sind.

4. Es sei der Besuch der Denkmäler und der Mu-
seen zu beleben und zwar unter der Führung der Ge-
schichtsprofessoren und der Professoren für den Zeichen-
unterricht.

5. Sei nicht aus dem Auge zu verlieren, dass die
Bilder der Schulen und die Illustrationen der Lehr-
bücher in hervorragender Weise mit dazu beitragen
können, die ästhetische Erziehung der Kinder zu fördern
und dass sie demzufolge von diesen Gesichtspunkten aus
zu wählen seien.-------

Man sieht, es ist ein sehr umfangreiches Gebiet,
auf das der Kongress seine Beratungen erstreckt hat.
Darüber hinaus hat derselbe jedoch noch eine Reihe von
Besolutionen gefasst, darunter die folgenden: Es wäre
erwünscht, dass sich die verschiedenen Vereinigungen,
welche an dem Kongress Teil genommen, der Gesell-
schaft Union centrale des arts decoratifs anschlössen.
Der Verwaltungsrat dieser Gesollschaft sei nach Maß-
gabe der Verhältnisse aus Mitgliedern zusammengesetzt,
welche die verschiedenen Interessen der dekorativen
Kunst vertreten, und zwar sowohl vom Gesichtspunkte
der persönlichen Selbstschöpfung oder Mitarbeit, wie
auch voni allgemeinen sachlichen, industriellen und kom-
merziellen Standpunkte aus. 1 (abei seien die Beziehungen,
welche in wünschenswerter und nützlicher Weise zwischen
der Gesellschaft und den öffentlichen Faktoren bestehen
müssen, ebenso wie die Entwicklung des öffentlichen Ge-
schmacks nicht aus dem Auge zu lassen.

Thürbeschlag in der Thomaskirche zu Leipzig. Aufgenommen von Architekt 11. KRATZ in Leipzig.
Kunstgewerbeblatt N. F. VI. II. 9. 22
 
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