Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

DOI Artikel:
Kleine Mitteilungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0193

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
_M.S.

— u— Berlin. Im Verein für Deutsches "Kunstgewerbe

hielt am Mittwoch, den 24. April, Herr Professor Dr. J. Stoclc-
ba/uer, Kustos des Bayerischen Gewerbe-Museums in Nürn-
berg, einen Vortrag über das Glas in kulturgeschichtlicher
und kunstgewerblicher Beziehung. Das Glas sei interessant
durch seinen allgemeinen Gebrauch, durch sein Alter und
durch das Dunkel seiner Herkunft. Seine Geschichte reiche
hinauf bis in die ältesten Zeiten, und nur als Märchen sei
die Nachricht aufzufassen, die Phönizier hätten beim Feuer
im Freien den Schmelzprozess beobachtet; die Kenntnis rühre
vielleicht her von dem vulkanischen Produkt des Obsidian,
denn merkwürdigerweise finde man bei den Römern Halb-
edelsteine und Glas verwechselt. Ihnen sei auch die Her-
stellung des Hohlglases, des Glasschneidens und Gravirens
bekannt gewesen. Mit dem Untergang des römischen Reiches
habe sich die Glasindustrie nach Byzanz gewendet, und
komme hier in Alexandrien und Damaskus zur Blüte. Aus
dieser Zeit aber sei nichts erhalten. Bald nach 1400 gelange
die Glasmacherkunst in Venedig zu hoher Entwickelung,
wo den Glasmachern zwar viele Rechte eingeräumt, aber bei
'Todesstrafe verboten worden sei, auszuwandern. Daher sei
es zu erklären, dass mit Ausnahme von Belgien sich kein
Fall nachweisen lasse, dass ein Venetianer in Deutschland
Glas gemacht habe. Trotzdem trete das Glas schon im
15. Jahrli. in Schlesien und Böhmen auf, und obwohl das
deutsche Glas damaliger Zeit sehr schlecht gewesen sei, so
habe sich seither die deutsche Glasindustrie in ganz hervor-
ragender Weise entwickelt. Zu nennen sei hier der Humpen
und der Römer, das schönste aller Gläser, ferner das Pass-
glas und eine Reihe von Gläsern, die mehr dem Humor
dienten. Wie hoch man das Glas damals geschätzt habe,
das bewiesen die Bilder aus jener Zeit, wo demjenigen, der
ausgezeichnet werden solle, ein Glas in die Hand gegeben
werde, wie man sich auch bemüht habe, zerbrochene Gläser
wieder zusammenzubringen oft mit Hilfe der Bronzemontirung.
Einen ungeahnten Aufschwung verdanke die Glasindustrie
der Neuzeit, in der man mit großer Kunst die Vorbilder
früherer Jahrhunderte wieder nachahme. Stolz aber könne
«nsere Zeit sein auf eine Reihe von Erfindungen in der
Glasindustrie, die die früheren Jahrhunderte nicht gekannt
hatten. Dahin gehörten vor allem die optischen Gläser,
'bind in Hand mit diesen Erfindungen gehe die Entwickelung
der Technik durch die Regenerativfeuerung und die hygie-
nischen Verbesserungen für die Glasschleifer. Zur lllustrirung

des Vortrages hatte die Rheinische Glashütten-Aktien-Gesell-
schaft Köln-Ehrenfekl in dankenswerter Weise Nachbildungen
altrömischer Gläser zur Verfügung gestellt, während eine
Auswahl vorzüglicher moderner Gläser die Firmen Joh.
Lötz Wwe., Inhaber: Max Ritter von Spaun (Klostermühle
in Böhmen), Fritz Heckert (Petersdorf), C. Harsch &' Co.,
Inhaber: C. G. Mohr, August Boese Nachf, Inhaber: Protze &
Hasenbein, E. Große, die Gräflich Schaffgott'sehe Josephinen-
hütte in Schreiberhau, sowie einige englische und französische
Fabriken ausgestellt hatten.

Freilichtstudie von W. v. Gloeden.

22*
 
Annotationen