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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0035
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KLEINE MITTEILUNGEN.

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ständigung der Sammlungen des städtischen Kunstgewerbe-
museums gerichtet gewesen. Es ist im ganzen die Summe
von 8153 M. aus Vereinsmitteln, die Jahressubvention der
Provinzialverwaltung der Rheinprovinz im Betrage von
3000 M. mit einbegriffen, für Ankäufe von vorbildlichen
Kunstgegenständen verausgabt worden. Den stärksten Zu-
wachs, sowohl nach der Anzahl der Neuerwerbungen, wie
nach dem verausgabten Betrag, hat die vielseitige Gruppe
der Kunsttöpferei erfahren, schon dadurch, dass der im
vergangenen Geschäftsjahr bewilligte Beitrag von 3000 M.
für den Ankauf eines grossen Altarreliefs aus der Werkstatt
der della Robbia in Florenz vom Jahre 1523, in diesem
Jahre zur Auszahlung gelangte. Als neu begründet kann
die Gruppe der Kleinplastik in Porzellan betrachtet werden.
Die Sammlung besitzt nun eine gewählte Reihe von Porzellan-
flguren des 18. Jahrhunderts aus den Fabriken von Höchst,
Frankenthal, Meißen und Berlin. Bei den Fayencen sind
namentlich Gefäße der nordischen Manufakturen von Roer-
strand, Mariaberg, Stralsund hinzugekommen, deren schwung-
volle Rokokoformen nicht nur für die neuzeitige Keramik,
sondern auch für die Goldschmiedekunst von vorbildlichem
Werte sind. Die Qlassammlung ist besonders nach der
Seite des rheinischen Hohlglases um einige Römergläser
und Ähnliches vervollständigt worden. Nächst der kera-
mischen Abteilung ist die der Mctallarbeiien am meisten
begünstigt worden. Von Edelmetallarbeiten aus der
deutschen Renaissance des 16. Jahrhunderts ist hier be-
sonders zu nennen ein sitber- vergol-
deter Messkelch mit Besatz von Edel-
steinen, wie die zugehörige Pateue und
Hostienbüchse mit figürlichen Dar-
stellungen in gravirter und geäzter
Technik verziert. Unter den Arbeiten
aus unedlen Metallen ist eine umfang-
reiche Gruppe japanischer und chine-
sischer Bronzen hervorzuheben. Es
sind ausschließlich ältere Erzeugnisse
Ostasiens. Rechnet man dazu die ein-
zelnen Erwerbungen auf dem Gebiete
der Textilkunst, der Lederarbeit, der
Holzschnitzerei, der Hörn-, Elfenbein-
und Lack waren, so muss die dem
Kunstgewerbemuseum gewidmete Thä-
tigkeit des Vereins als eine erfolg-
reiche bezeichnet werden. Eine an-
dere Seite der Vereinsarbeit, die kunst-
gewerblichen Bestrebungen durch Vor-
träge und Schaustellungen auszubrei-
ten und zu fördern, ist bisher aus ver-
schiedenen Ursachen in den Hinter-
grund getreten. Um auch diese Ver-
einsthätigkeit in ein festes Geleise zu
bringen, ist in der Vorstands- und
Ausschusssitzung vom 11. Juni 1895
ein Programm für acht Vortrags- und
Fachabende aufgestellt worden. Sie
werden mit dem Oktober dieses Jahres
beginnen, alle vier Wochen in einem
der kleinen Säle des Gürzenichs bis
zum Monat Mai fortgesetzt werden und
folgende Fächer behandeln: Treibar-
beit in Silber, Buchbinderei, Porzellan,
Tapetenindustrie, Emailarbeit, Knüpf-
teppiche, Kunstschlosserei, Möbel. Das
Rechnungsjahr 1894/95 zeigt eine Ein-

XJ>

Ex fibris, entworfen von It. Diez

nähme von 8574.35 M. gegen eine Ausgabe von 8541.92 M.,
der Voranschlag für 1895/96 balancirt in Einnahme und Aus-
gabe mit 7500 M.

Leipzig. Der Zeichnerverein veranstaltete in den Mo-
naten August und September mehrere Ausstellungs- und
Diskussionsabende, die sich hauptsächlich mit den Kon-
struktionsmethoden der Perspektive ander Hand ausgestellter
Zeichnungen und Lehrbücher befassten. Zu einer Konkurrenz
um Erlangung von Entwürfen für eine Einladungskarte zum
Stiftungsfest liefen fünf Entwürfe ein. Davon erkannte Herr
Direktor P. Schuster als Preisrichter den beiden Arbeiten
mit dem Motto „Leipzig" (Verf. A. Engelhardt) und „Rast-
los Vorwärts" (Verf. A. Jahn) ein gleiches Recht auf den
ersten Preis zu. Eine dritte Arbeit mit dem Motte „Sonnen-
wende" wurde als zweitbeste bezeichnet. Die Arbeit des
Herrn A. Jahn wurde ausgeführt. Am 15. September hatte
der Verein eine Besichtigung des Reichsgerichtsbaues unter-
nommen. Das überhand nehmende Angebot an zeichnerischen
Kräften und die daraus erfolgende Preisdrückerei veranlasste
eine Besprechung, in deren Verlaufe unter anderem bekannt
gemacht wurde, dass eine Leipziger Firma einen Zeichner
für 40 Mark Monatsgehalt beschäftigt. Der Verein beschloss,
über den Fall Ermittelungen anzustellen und diesen wie
ähnliche Fälle in Zeichnerkreisen bekannt zu machen. Das
Stiftungsfest des Vereins findet am 16. November in Stadt

Nürnberg statt.

Leipzig. Im Verein für Kunsthandwerh,, Albrecht Dürer"
fand am 9. Oktober ein Vortrag des
Herrn K. Keiser über „künstlerische
Erziehung" statt, der hauptsächlich
Bezug nahm auf Professor Dr. Kon-
rad Lange's Buch, die künstlerische
Erziehung der deutschen Jugend. Am
23. Oktober sprach Herr Baurat Dr.
O. Mothes aus Zwickau über die Stel-
lung des Kunsthandwerks im Kreise
der Künste und deren Recht auf Schutz
geistigen Eigentums. Er trat in seinen
Ausführungen warm für den Schutz
künstlerischer Produkte aller Art, un-
ter anderm auch der Architektur und
des Kunstgewerbes, ein.

Breslau. In zwei Sälen des
schlesischenProvinzialsmuseums ist zur
Zeit eine Ausstellung eingerichtet,
welche ungemein Interessantes bieten
dürfte. Der Direktor der Nürnberger
Kunstgewerbesclmle Herr Professor
Karl Hammer hat in entgegenkom-
menster und liebenswürdigster Weise
den an ihn gerichteten Wunsch der
Vereinsleitung entsprochen und eine
große Anzahl seiner Arbeiten zu Aus-
stellungszwecken in Breslau für acht
Wochen überlassen. Es ist bekannt,
dass in Schlesien kein Kunstgewerbe-
museum existirt, dass keine Vorbilder-
sammlung mustergiltiger Werke den
Kunsthandwerker helfend unterstützt
und dass auch dem Publikum wenig
Gelegenheit geboten ist, seinen Ge-
schmack zu bilden und zu veredeln.
Diese Lücke auszufüllen ist eine Auf-
gabe, die sich der Kunstgewerbeverein
gestellt hat und die er mit den leider
 
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