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Die Organisation des französischen Kunstunterrichts
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0086
DIE ORGANISATION DES FRANZÖSISCHEN KUNSTUNTERRICHTS.
71
und bald folgte Dank den Bemühungen des Ministers
Jules Ferry ein zweiter jährlicher Kredit von 350000 Fr.
Mit diesen Mitteln kam man den Kunst- und Zeichen-
schulen nicht bloß in der Hauptstadt, sondern auch in
den Departements zu Hilfe und gleichzeitig wurde die
Pariser Kunstgewerbeschule neu ausgerüstet. De Chenne-
vieres gewann an dem Bildhauer Eugene Guillaume einen
eifrigen Bundesgenossen. Guillaume verwies mit Nach-
druck auf das Studium der Natur und betonte, dass man
zunächst vollständig das Geometrische beherrschen müsse,
um zum Verständnis der Formen zu gelangen und dass
das lineare Zeichnen den Ausgangspunkt für das nach-
ahmende Zeichnen bilde; die einfachsten Formen, gerade
und krumme Linien, Vielecke und Kreise liegen allen
Kombinationen der lebendigen Natur zugrunde. Durch
die logische Anwendung dieser Lehren gelang es, das
Zeichnen von der individuellen Willkür zu befreien und
auf allen Stufen des Unterrichts eine gleichmäßig richtige
und treue Wiedergabe . der Naturformen zu erzielen.
Heutzutage ist der Zeichenunterricht auf diesen Grund-
lagen überall eingeführt als einfache Beschäftigung oder
als Vorbereitung für das Studium sowohl der reinen
wie der angewandten Kunst. Das bessere Verständnis
der Bedingungen der Kunstblüte und die allgemeinere
Verbreitung eines richtigen Urteils in diesen Sachen
erleichtern auch die Budgetbewilligungen der Kammern
und die im ganzen wohlwollende Haltung der Presse.
Ebenso nötig wie die Kunstschulen sind aber auch die
Museen, d. h. Sammlungen von Mustern und Vorbildern,
auf welche sich der Unterricht stützt. Diese Museen
müssen bis zur Gegenwart geführt und also durch bestän-
dige Neuanschaffungen der besten Werke ergänzt werden.
Im- Verhältnis zu diesen berechtigten Anforderungen
gilt es daher, die Höhe des dafür bestimmten Budgets
zu bemessen, und man muss den Verwaltungsbehörden,
sowie den Kammern die Anerkennung zollen, dass sie
in dieser Beziehung in Übereinstimmung mit der öffent-
lichen Meinung Frankreichs handeln trotz der ver-
einzelten Streichungen, die in den letzten Jahren vor-
gekommen sind.
Kokoko-Tablet zum Theeservice. Entworfen und ausgeführt vom Ciseleur J. Kohmeyer in Berlin.
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und bald folgte Dank den Bemühungen des Ministers
Jules Ferry ein zweiter jährlicher Kredit von 350000 Fr.
Mit diesen Mitteln kam man den Kunst- und Zeichen-
schulen nicht bloß in der Hauptstadt, sondern auch in
den Departements zu Hilfe und gleichzeitig wurde die
Pariser Kunstgewerbeschule neu ausgerüstet. De Chenne-
vieres gewann an dem Bildhauer Eugene Guillaume einen
eifrigen Bundesgenossen. Guillaume verwies mit Nach-
druck auf das Studium der Natur und betonte, dass man
zunächst vollständig das Geometrische beherrschen müsse,
um zum Verständnis der Formen zu gelangen und dass
das lineare Zeichnen den Ausgangspunkt für das nach-
ahmende Zeichnen bilde; die einfachsten Formen, gerade
und krumme Linien, Vielecke und Kreise liegen allen
Kombinationen der lebendigen Natur zugrunde. Durch
die logische Anwendung dieser Lehren gelang es, das
Zeichnen von der individuellen Willkür zu befreien und
auf allen Stufen des Unterrichts eine gleichmäßig richtige
und treue Wiedergabe . der Naturformen zu erzielen.
Heutzutage ist der Zeichenunterricht auf diesen Grund-
lagen überall eingeführt als einfache Beschäftigung oder
als Vorbereitung für das Studium sowohl der reinen
wie der angewandten Kunst. Das bessere Verständnis
der Bedingungen der Kunstblüte und die allgemeinere
Verbreitung eines richtigen Urteils in diesen Sachen
erleichtern auch die Budgetbewilligungen der Kammern
und die im ganzen wohlwollende Haltung der Presse.
Ebenso nötig wie die Kunstschulen sind aber auch die
Museen, d. h. Sammlungen von Mustern und Vorbildern,
auf welche sich der Unterricht stützt. Diese Museen
müssen bis zur Gegenwart geführt und also durch bestän-
dige Neuanschaffungen der besten Werke ergänzt werden.
Im- Verhältnis zu diesen berechtigten Anforderungen
gilt es daher, die Höhe des dafür bestimmten Budgets
zu bemessen, und man muss den Verwaltungsbehörden,
sowie den Kammern die Anerkennung zollen, dass sie
in dieser Beziehung in Übereinstimmung mit der öffent-
lichen Meinung Frankreichs handeln trotz der ver-
einzelten Streichungen, die in den letzten Jahren vor-
gekommen sind.
Kokoko-Tablet zum Theeservice. Entworfen und ausgeführt vom Ciseleur J. Kohmeyer in Berlin.