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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Bruening, Adolf: Der Kronleuchter, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0122
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104

DER KRONLEUCHTER.

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o

B

(email .brun) auf den durchleuchtenden ver-
goldeten Kupfergrnnd gemalt ist. Die ur-
sprünglichen Bewohner dieser Turmbauten,
48 silberne Figuren, unter denen sich nach
einem Kupferstich aus dem Jahre 1620
auch gekrönte Häupter mit Schwert und
Scepter befanden, sind verloren gegangen.
Je zwei ornamentirte Kupferbänder mit
umlaufenden Inschriften von dekorativer
Wirkung verbinden die Türme untereinan-
der. Zwischen diesen Kupferstreifen befand
sich früher noch eine durchbrochene Laub-
verzierung aus Silber, die mit den Figuren
wahrscheinlich eingeschmolzen und in Mün-
zen verwandelt worden ist. Die Abbil-
dung zeigt an dieser Stelle eine von Artli.
Martin entworfene Ergänzung. Auf dem
oberen Rande sind zwischen blattförmigen
Zacken 48 mit Kugeln aus Bergkrystall
geschmückte Kerzenträger angebracht.
Auch die Befestigung der Krone, die aus
der Projektionszeich-
nung ersichtlich ist,
verdient Beachtung.
Unter der großen
Kugel, von der die
ÜS= vier oberen Ketten
ausgehen, befindet
sich ein Vierblatt mit
dem Bilde des hl.
Michael, das ebenfalls
mitderselbenbraunen
durchsichtigen Schmelzfarbe ausgeführt ist.
Die große Mannigfaltigkeit des Ornamentes,
die Fülle der Zierformen, die den Kron-
leuchter auch an den Stellen schmücken, wo
sie den Blicken der Frommen sich entziehen,
machen ihn im Verein mit der trefflichen
Arbeit zu einem würdigen Geschenk des
großen Kaisers.

Als ebenbürtiges Seitenstück stellt
sich neben diesen Leuchter die Kadkrone
des Bischofs Hezilo (1044—54) im Mittel-
schiff des Domes zu Hildesheim. Sie ist
noch größer (6,69 m Durchmesser), von
kreisrunder Form mit 12 Türmen und
12 kleineren Thorbauten und trägt 72
Lichter. Auch hier fehlt die mittlere
Füllung des Keifes und die silbernen Fi-
guren. Doch sind uns wenigstens die
Namen der fehlenden Bildwerke erhalten,
aus denen wir ersehen, dass neben den
Aposteln auch die Propheten und christ-
lichen Tugenden die Krone geschmückt
haben. An Stelle der silbernen Reiffüllung
 
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