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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0023
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KLEINE MITTEILUNGEN.

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nende Lücke im kunstgewerblichen Leben, die durch Grün-
dung eines Museums ausgefüllt wird, ruft natürlich in den
interessirten Kreisen die lebhafteste Freunde und Genug-
tuung hervor. Rückt doch Breslau endlich auch m die
Reihe der Städte, und es sind deren viel kleinere darunter,
welche dem Kunstgewerbe die nötigen Grundlagen seiner
Fortbildung lange schon verschafft haben. Und wie z. ö,
in dieser Beziehung Magdeburg seinen Gruson, Nürnberg
seinen v. Faber und Cramer-Klett, so hat jetzt Breslau seinen
Heinrich von Korn. Durch diese großartige Schenkung hat;
sich Herr von Korn im Herzen der Kunstgewerbetreibenden
ein Denkmal errichtet, welches schöner und dauerhafter als
Erz sein wird. Wenn nun noch solch hohes Beispiel die-
jenige Nachahmung finden würde, welche man bei ton be-
meinsinn so vieler vermögender Mitbürger mit Recht er-
warten kann, dann dürfte wohl die Zukunft des schleichen
Kunstgewerbemuseums in Breslau für ferne Zeiten™s3£*
Weise gesichert sein.

-u- Frankfurt ajM. Die Kunstgeioerbeschuh des

Mitteldeutschen Kunstgewerbevereins wurde, nach dem Jahres-
bericht für 1895, in den Tagesfachklassen von 52 Schülern,
der höchsten bisher erreichten Zahl, besucht, ein Zeichen
der immer größer werdenden Wertschätzung der Anstalt.
Die schwache Besucherzahl der Holzbildhauerklasse ist eine
Erscheinung, welche auf die gegenwärtige Lage dieses Kunst-
gewerbezweiges zurückzuführen ist und auch in den meisten
anderen Kunstgewerbeschulen zur Zeit beobachtet wird. Auch
die Abendvorschule erfreute sich zum Beginn des Winter-
semesters einer so starken Frequenz, dass mehreren Anmel-
dungen wegen Raummangel nicht Folge gegeben werden
konnte. Aus dieser Erscheinung erwächst für die Schullei-
tung die Verpflichtung, in der Gewährung von Dispensioncn
und Aufnahmen von Hospitanten möglichst zurückhaltend
zu sein und die verfügbaren Plätze den Vollschülern offen
zu halten. In diesem Sinne sind auch die Versäumnisse
einer scharfen Kontrolle unterzogen worden. Der lehrplan-
mäßige Unterricht wurde im Berichtsjahre ohne wesentliche
Störungen erteilt. Einer größeren Anzahl von Schülern der
Fachklassen, im Durchschnitt 49, wurde durch Stipendien
die Möglichkeit gewährt, ihre volle Arbeitszeit dem Schul-
studium zu widmen. Zu erwähnen ist dabei der Beschluss
der Freiherrlich A. S. von Rothschild'schen Stiftung, den Bo-
trag der einzelnen Stipendien zu erhöhen, so dass derselbe
demjenigen der aus der P. W. Müller'schen Stiftung und
aus Vereinsmitteln gewährten Unterstützungen gleich steht.
Das Zeugnis über hervorragende Leistungen in dem betr.
kunstgewerblichen Berufe behufs Erleichterung der Einjährig-
Freiwilligen Prüfung wurde im Berichtsjahre einem Schüler
der Ciselir-Klasse erteilt. Die Ausstellung der Schülerarbeiten
fand vom 21. April bis 11. Mai in dem Hörsaale der Poly-
technischen Gesellschaft statt. Der Eröffnung ging eine
kurze Schulfeier mit der in jedem Jahre stattfindenden Vertei-
lung von Prämien und Belobungen an Schüler der Abend-
und Sonntags Vorschule voran. An 11 Schüler wurden Prä-
mien verteilt, 38 Schülern eine öffentliche Belobung aus-
gesprochen. An die Stelle der für die Vorschule vorbehal-
tenen Prämiirungen tritt für die Besucher der Fachklassen

die Teilnahme an den jährlichen Studienoxkursionen. Am
Schlüsse des Sommerseinesters konnten 9 Schüler zu einem
achttägigen Besuch nach dem Schlosse Brühl gesandt werden.
Der gute Erfolg der im vergangenen Jahre in der Schule
eingerichteten Formerei zeigte sich nicht nur in der größereu
Anzahl und dem beträchtlichen Umfang der auf der Schul-
ausstellung vertretenen geformten Studienarbeiten, sondern
ist auch der Gipssammlung der Schule in hervorragendem
Maße zu gute gekommen. Diese bildet jetzt einen. Annex
des Museums und ist neben Ankäufen aus Paris und einer
Sammlung römischer Abgüsse nach antiken Skulpturen durch
Abgüsse sämtlicher Schulmodelle bereichert worden. Auch
die Berührung der Fachlehrer mit dem einheimischen
Kunstgewerbe, welche der Schule die willkommene Gelegen-
heit zu einer ununterbrochenen Fühlung mit der Praxis ge-
währt, zeigte sich in erfreulicher Zunahme begriffen. Be-
sonders waren es einige monumentale Bauausführungen in
Frankfurt und seiner nächsten Umgebung, darunter vor allem
der Neubau des Hauptpostgebäudes, die nicht nur den Lehrern
lohnende Aufgaben boten, sondern auch einzelnen Schülern
Gelegenheit zu praktischer Anteilnahme gab. Der dies-
jährige Lehrlings-Wettbewerb, welcher Arbeiten des Kunst-
schmiede- und Glaser-Geschäftes zum Gegenstand hatte, er-
freute sich lebhafter Beteiligung, zu welcher die etwas ver-
schärften Konkurrenzbedingungen wesentlich beigetragen
haben. Der Besuch des Museums wurde durch verschiedene
Sonderausstellungen bedeutend gehoben.

-u- Nürnberg. Nach dem Jahres-Bericht für das Schul-
jahr 1895/96 war die Königl. Kunstgcirerbeschulc insgesamt
von 168 Schülern besucht. Der fakultative Unterricht im
Zeichnen und Malennach Gegenständen verschiedenen Mate-
rials, von Stillleben, Gobelins und ganzer Interieurs erfuhr
im Sommersemester wie bisher eine Erweiterung durch
Studien im Freien. Mit Genehmigung des Ministers hat sich
die Schule an der diesjährigen bayerischen Landes-Industrie-,
Gewerbe- und Kunst-Ausstellung mit ihren Schülerarbeiten
beteiligt. Besonders rege war in dem Berichtsjahre der Be-
such deutscher und ausländischer Direktoren und Professoren,
welche sich für die Einrichtungen der Schule interessirten.
Durch die Kgl. Kreisregierung von Oberfranken wurden mehr-
fache Gutachton über Kostenanschläge und Pläne für Rcstau-
rirung und innere Einrichtung von Pfarrkirchen verlangt,
welche von den einschlägigen Fachlehrern unentgeltlich er-
stattet wurden. An Stipendien wurden verliehen aus der
Maximilian's IL-Stiftung für kunstgewerbliche Ausbildung
7020 M. an 20 Schüler, aus der Johann Friedrich Klett'schcn
Familienstiftung 1377,41 M. an 8 Schüler, aus dem Lokal-
studienfond 480 M. an 6 Schüler.

WETTBEWERBE.
-u- Berlin. Der Verein xur Beförderung des Garten-
baues in den preußiseheti Staaten erlässt zum 15. November
d. J. einen öffentlichen Wettbewerb für ein Plakat Mir all-
gemeinen Gartcnbauaustellung zur Feier seines 75jährigen
Bestehens. Dasselbe soll 81 cm hoch und 63 cm breit sein und
inuss durch Druck in drei Farben hergestellt werden können.
Die Anordnung muss so sein, dass sie auf die Ferne wirkt.
Der Text soll lauten: „Große allgemeine Gartenbau-Ausstel-
lung zu Berlin im Treptower Park vom 28. April bis 9. Mai
1897 zur Feier des 75 jährigen Bestehens des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues in den preußischen Staaten." In
der künstlerischen Gestaltung müssen die Beziehungen zum
Gartenbau zum Ausdruck kommen. Die Arbeiten sind bis
zu dem angegebenen Zeitpunkt an das Generalsekretariat
 
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