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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

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Hecht, M.: Die internationale Kunstausstellung in Budapest
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https://doi.org/10.11588/diglit.4886#0235
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Zierleiste, gezeichnet von Hans Schulze, Berlin,

DIE INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNO IN

BUDAPEST

DER neue Palast des ungarischen Kunstgewerbe-
museums bot in den Monaten April und
Mai d. J. eine höchst interessante, mehr quali-
tativ als quantitativ wertvolle Ausstellung. Man ist
hier für internationale Veranstaltungen nicht sehr ein-
genommen, damit die jungen Triebe des ungarischen
Kunstgewerbes nicht zu sehr
durch eine Vergleichung leiden.
Doch diesmal galt es gerade
der heimischen Arbeit Beispiele
zu bieten, um dieselbe künst-
lerisch anzuregen — steht ja
die grosse Pariser Weltmesse
vor der Thüre. Auch die un-
garischen Künstler sollten aus
ihrer Lethargie aufgerüttelt und
ihnen gezeigt werden, wie das
Kunstgewerbe von ihrer Seite
durch Entwürfe gehoben wer-
denkönnte. In dieser Beziehung
hat bisher nur der ungarische
Maler Josef'Rippl-Rönai die Auf-
merksamkeit auf sich gelenkt,
wenn auch die von ihm ausge-
stellten Arbeiten (Stickereien,
Dekorationsgläser und -teller)
nur teilweise befriedigten. Na-
mentlich mit den Gläsern war
neben Tiffany's reicher Kollek-
tion unmöglich eine Wirkung
zu erzielen. Über des Ameri-
kaners kostbare und kostspielige
Prachtgefässe ist schon zu viel
geschrieben worden, als dass

Porzellanfigur, Hungriger Eisbär, modelliert von
C. E. Lusbero.

wir ihnen neue Seiten abgewinnen wollten. Immer-
hin müssen wir den Millionären Amerikas Dank
sagen, dass ihre Prachtliebe eine so schöne Industrie
ermöglicht. Von wo Tiffany selbst den Sinn für die
einfachsten Formen und deren vollendet künstlerische
Durcharbeitung ererbt hat, das ist ein Rätsel, welches
vielleicht darin seine Lösung
findet, wenn wir erfahren, dass
seine Familie aus Griechenland
stammt. Den Tiffany'schen Glä-
sern ebenbürtig fanden wir die
ausgestellten Eosingefässe von
Zsolnay inFünfkirchen(Ungarn),
von denen wir eine Abbildung
geben.

Dieselben werden als Zsol-
nay's neueste Erfindung bezeich-
net, lehnen sich in ihren ein-
fachen Formen an ungarische
Motive an und wirken durch ihre
marmorartige Eosinglasur und
insbesondere durch ein inten-
sives Metall-Lüster. Während
Tiffany aus seiner Fabrikations-
methode kein Geheimnis macht,
hütet Zsolnay sorgfältig den
schwererworbenen Schatz seiner
Kenntnisse. Es muss hierbei
bemerkt werden, dass der un-
garische Fabrikant den Experi-
menten des Professors der Che-
mie am Budapester Polytech-
nikum Dr. Wartha, viel zu ver-
danken hat, mit deren Hilfe
 
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