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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 10.1899

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Leisching, Julius: Die Entwicklung der Möbelformen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4879#0168
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Entwurf zu einem vlämisch^n Zimmer von Patkiz Huber, München.

DIE ENTWICKLUNG DER MÖBELFORMEN

VON JULIUS LEfSCH/NG')

DAS Wort Dostojewski's, dass die Geschichte
die Lehre von der Zukunft sei, lässt sich
nirgends so handgreiflich erfassen als an der
Entwicklung des Gerätes, an den Formen unserer
Möbel, die wir soeben nach scheinbar neuen Gesetzen
zu schaffen vorhaben, indessen ungerufen, oft wohl
auch unbewusst, eine tausendjährige Vergangenheit
uns unwandelbare, nur gelegentlich übertönte Wahr-
heiten lehrt.

So befremdend und unerfreulich es manchem

1) Nach einem von Architekt Julius Leisching, Direktor
des Mährischen Gewerbemuseums in Brunn, am 16. März
1898 im Dresdener Kunstgewerbevereine gehaltenen Vortrage.

Kunstgcwerbeblatt. N. F. X. H. q.

klingen mag, so ist doch nicht zu leugnen, dass wir
das Ziel der fast revolutionär zu nennenden Bewegung
in unseren „modernen« Möbelformen halbwegs klar
nur dann erkennen, wenn wir wenigstens im Geiste
zu ihren Anfängen zurückkehren. Wir können dies
sehr leicht ohne allzu grossen gelehrten Apparat, um-
geben uns doch noch immer Anklänge an jene
Ouvertüre des menschlichen Gerätes: in unseren
Bauernstuben und im spärlichen Hausrat sogenannter
wilder Völkerschaften.

Die persischen Schiffe auf dem Euphrat bestehen
noch heute aus geflochtenen Körben, die mit Lehm
verschmiert sind; ähnlich entstanden einst die Thon-

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