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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

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Die Darmstädter Künstler-Kolonie
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0032

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DIE DARMSTÄDTER KÜNSTLER-KOLONIE

Kopfleiste von PAUL BÜRCK.

der Kolonie und dem einheimischen Gewerbe herbei-
zuführen.

zäunungen der einzelnen Villen sollen davon eine
Ausnahme machen.

Auf der »Mathildenhöhe«, einem frühern Gross- Obwohl dieser ganze eigenartige Plan aus den

herzoglichen Park, der sich nun in eine Villen-Kolonie gemeinsamen Beratungen der Kolonie hervorgegangen
verwandelt, gehen schon jetzt einige der Bauten der ist, liegt natürlich die eigentlich bauliche Aufgabe

Vollendung entgegen, mit
denen die Künstler-Kolonie
beijhrer nächstjährigen Aus-
stellung vor die Öffentlich-
keit treten und in denen sie
späterhin arbeiten und leben
will. Auf dem höchsten
Punkt des der Kolonie vom
Grossherzog eingeräumten
Gebietes, vom öffentlichen
Verkehr am weitesten zu-
rückliegend, erhebt sich das
Ernst-Ludwig-Haus mit ge-
räumigen Ateliers, die ge-
meinsame Arbeitsstätte der
Kolonie; im Abhang davor
entstehen die kleinen Villen
der Kolonisten, die für ein-
fache und doch schöne Woh-
nungen vorbildlich werden
sollen; sodann eine Ausstel-
lungshalle und Pavillons für
Werke der Flächenkunst und
Skulptur; endlich bei einem
Platanenhain in der Nähe
des Haupteingangs Räume
der Erholung und öffentli-
chen Lustbarkeit: Orchester,
Restaurant und Cafe. Auch ein
kleines Theater ist geplant,
wo die Gesichtspunkte einer

gesunden Stilisierung der Bühnenkunst zur Geltung
kommen werden. Es soll eben alles bei der ganzen
Anlage vorbildlichen Wert im Sinne der modernen
angewandten Kunst besitzen, und weder die gärtne-
rischen Anlagen, die hier und da zu den noch übrigen
Baumgruppen des Parkes hinzutreten, noch die Be-
leuchtungsvorrichtungen auf den Wegen und die Um-

Entwurf zu einem Wandteppich von PAUL BURCK

ganz in den Händen Ol-
brich's; nur Peter Behrens
baut sich sein Wohnhaus
selbst. Olbrich, eine unge-
wöhnlich lebendige und zu-
gleich organisatorisch um-
sichtige Natur, kann hier nach
allen Seiten hin sein Talent
bethätigen. In dem Ernst -
Ludwig-Haus und der Aus-
stellungshalle sind ihm mo-
numentale Aufgaben gestellt,
deren Lösung eine weitere
Stufe in der mit dem Wiener

Secessionshaus eröffneten
Entwicklung bezeichnen wird,
und von den kleinen Wohn-
häusern bietet ja jedes ein-
zelne in jedem Raum ein neues
Problem für einen Künstler
seines Schlages, der es sich
zur Aufgabe macht, in einem
Wohnhaus die Individualität
des Bewohners gleichsam zu
verkörpern und in jedem
Zimmer durch die Art der
Raumbildung, in Farben und
Linien eine der Bestimmung
des Raumes entsprechende
Stimmung zu schaffen. Die
kürzlich veröffentlichten
»Ideen« Olbrich's zeigen, mit welcher Beweglichkeit
der Erfindung er in diesem Sinne zu arbeiten versteht.
An der inneren Einrichtung und Ausschmückung
der grösseren Bauten werden sich natürlich alle Ko-
lonisten beteiligen. Es ist für diese Aufgabe wie im
ganzen genommen ein besonderes Glück, dass auch
die Vielseitigsten unter ihnen doch einen bestimmten
 
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