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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

DOI Artikel:
Plehn, Anna L.: Die Ausstellung der Künstler-Kolonie Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0210

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DIE AUSSTELLUNG DER KÜNSTLER-KOLONIE DARMSTADT

203

STUCKVERZIERUNGEN AUS DEM
KÜNSTLERHAUS BERLIN

ENTWORFEN VON PROFESSOR
KARL HOFFACKER, ZÜRICH

übermässigen Mittel aufgewendet
zu werden, im Gegenteil empfahlen
von einzelnen Ausnahmen abge-
sehen praktische Gründe eine ge-
wisse Einfachheit in Material und
Behandlung, geeignet, durch ihr
Vorbild jener Pseudo-Modernität
entgegen zu arbeiten, die am
liebsten auf ein einzelnes Möbel
alle Formen zusammentragen
möchte, welche sie an hundert
verschiedenen Originalen miss-
verstanden hat. Und so dürfen
wir die Früchte dieser Aussaat
mit Zuversicht in den kommenden
Jahren auf vielen Feldern erwarten.
Um überhaupt die enorme
Arbeitsleistung im Laufe eines
einzigen Jahres zu bewältigen,
war nicht nur die Kraft
von Männern nötig,
welche jeder an seinem
Arbeitsteile mit Begeis-
terung und Hingebung
schaffte, sondern es war
vor allem erforderlich,
den Blick stets fest auf
das Ganze zu richten.
Besonders der Baumeister
der Kolonie musste die
Augen stets überall zu
gleicher Zeit haben, und
es war daher seine Auf-
gabe, seinen Standpunkt
gleichsam so in die
Höhe und Ferne zu le-
gen, dass sich ihm nur
die einfachsten Grössen

klar aufbauten. Dass er diesen

Übersichtspunkt festzuhalten
wusste, macht Olbrichs Verdienst
und Erfolg; dass er dadurch seinen
Linien eine hervorragende Klar-
heit und seinem Farbenplan eine
überzeugende Wucht zu geben
vermochte, erklärt die starke
Wirkung, die von seinem Werk
ausgeht. Mir scheint, was als
ein erschwerendes Moment gilt,
die kurze Zeitspanne hat sich als
ein heilsamer Mitarbeiter erwiesen.
Indem die fliehenden Stunden
drängten, jedes Bauglied nur so
lange zu verfolgen, bis es den
klaren Anforderungen des Zwecks
entsprach, jede Farbenzusammen-
stellung nur darauf zu prüfen,
ob sie sich lebhaft und
deutlich aussprach, halfen
diese Treiberinnen, dem
Plan des Ganzen die
Ruhe zu wahren, die
gerade Olbrich sonst
manchmal vermissen
Hess, und dieses, trotz-
dem überall beim Grup-
pieren von Einzelwohn-
häusern um Baulichkei-
ten für künstlerische
Zwecke und Repräsen-
tation reiche Mannig-
faltigkeit mit schlichter
Regelmässigkeit der Li-
nien vielfach wechseln
musste. Dies organische
Ineinanderwachsen der
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