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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Scherer, Valentin: Die Ausstellung der neuen Frauentracht im Hohenzollern-Kunstgewerbehaus zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0083

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STUCKORNAMENTE VON BILDHAUER R. SCHIRMER, BERLIN

DIE AUSSTELLUNG DER NEUEN FRAUENTRACHT IM
HOHENZOLLERN-KUNSTGEWERBEHAUS ZU BERLIN

ENDE November vorigen Jahres ging die seit
1. Oktober im Berliner Hohenzollern-Kunst-
gewerbehause veranstaltete »Ausstellung der
neuen Frauentracht« zu Ende, und es ist wohl am
Platze, ihr eine eingehendere Betrachtung zu schenken,
zumal so viel dafür und dagegen geschrieben wurde.
Nicht vom Prinzip der neuen Tracht soll hier die
Rede sein, darüber unterrichtet uns ja am besten das
vortreffliche Buch von Schultze-Naumburg selbst, und
wer seine »Kultur des weiblichen Körpers« auch nur
einmal aufmerksam durchgelesen hat, dem müssen die
angeführten Gründe so einleuchten, dass er sich den
Bestrebungen zur Schaffung einer neuen Frauentracht
anschliesst. Freilich nicht in dem Sinne, dass er nun
all das, was diese erste derartige Ausstellung bringt,
ohne weiteres billige. Denn Schultze-Naumburg sagt
selbst zu Beginn seines bei der Eröffnung ge-
haltenen Vortrages: »Was Sie heute hier sehen, be-
trachten wir selbst nicht als die endgültig abschliessende
Lösung unseres Problems. Wir behaupten nicht, dies
ist nun die neue Frauentracht und so inuss sie sein,
sondern wir bekennen uns bescheiden als die Pioniere
auf einem schwierigen Pfade . . . .« Aber ebenso-
wenig wollen wir unsere Aufgabe darein setzen, »die
Fehler und Schwächen nachzurechnen«, sondern wir
wollen alles prüfend uns fragen: »was ist hier frucht-
bar, was ist entwickelungsfähig<. Nur von diesem

Standpunkt aus können wir allen Bestrebungen ge-
recht werden.

Drei Grundtypen scheinen sich mir, je mit ver-
schiedenen Unterabteilungen, bei genauerer Betrach-
tung feststellen zu lassen:

einmal das Hauskleid, teils reicher als » Empfangs-
kleid-, teils einfacher als wirkliches Arbeitskleid«
ausgestattet;
zum zweiten das Strasscnklcid in seinen zwei
Hauptarten als Gewand und als Bluse mit Rock;
und endlich das Gesellschaftskleid.
Haus- und Strassenkleid teilen miteinander die
Eigenschaft, dass bei ihnen das Rein-Konstruktive am
meisten zu Tage tritt und das gerade scheint mir ein
Haupterfordernis für die neue Tracht zu sein: Wir
wollen nicht nur das schädliche und die Gestalt ver-
unzierende Korsett abschaffen, wir wollen auch, dass
der Aufbau des Kleides deutlich sichtbar sei, dass wir
seine Bestimmung, von den Schultern getragen zu
werden, klar erkennen können. Ein strenges Gesetz,
das uns noch mehr, wie nur das Wegfallen des
Schnürleibes, brechen heisst mit den hergebrachten
Formen. Nicht weniger wichtig scheint mir ein
zweiter, bisher nicht so sehr betonter Satz zu sein:
Richtige Verteilung des Beiwerks, wie es sich in
Ornamentbändern, Spitzen, Litzen u. s. w. ausspricht;
und dessen Verwendung zum Schmücken und nicht
 
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