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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

DOI Artikel:
Miessner, Wilhelm: Moderne Plaketten und Medaillen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0048

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BRONZE-ADLER
FÜR DEN
EHRENHOF
DER DEUTSCHEN
KUNSTGEWERBE-
ABTEILUNO
AUF DER WELT-

AUSSTELLUNO
IN ST. LOUIS

1904

AUSGEFÜHRT

VON GEBRÜDER

ARMBRÜSTER,
FRANKFURT A. M.

MODERNE PLAKETTEN UND MEDAILLEN

VON Dr. WILHELM MIESSNER (BERLIN).

IM Jahre 1888 fand Alfred Lichtwark in Kopen-
hagen eine Sammlung moderner französischer
Medaillen und Plaketten. Er hätte gern mehr von
den Künstlern und ihren intimen Werkchen erfahren,
die ihn in der Weite ihrer Ausdrucksfähigkeit nicht
wenig überraschten. So mußte er sich schon nach
Paris aufmachen. In Deutschland hatte man von der
Wiedererweckung der Medaille noch nichts gehört,
die gegen Ende der sechziger Jahre in Paris mit
einigen Schwierigkeiten und großem Hin- und Her-
reden auf der Münze vor sich ging. Allerdings mit
Glockenläuten und Siegesdepeschen pflegen solche
Ereignisse nicht in die Welt hinausposaunt zu werden.
Wer etwas davon erfahren will, muß fein aufhorchen
und mit hungerigem Gemüte sich zu den verborgenen
Schätzen der Kultur drängen.

»Am 2. Mai 1868 hielt der Chemiker Dumas«, so
erzählt Lichtwark in seinem Buch über diesen Gegen-

Kunstgewerbeblalt. N. F\ XVI. H. 3

stand (1897, Hermann Seemann Nachfolger), »als Präsi-
dent dem comite consultatif des graveurs einen
Vortrag, in dem er alle Mängel des bis dahin klassischen
Medaillenstils schonungslos geißelte, die geschmacklose
Schrift, die weder durch ihren Inhalt noch durch
ihre Anordnung mit der Darstellung zu einem deko-
rativen Kunstwerk zusammen geht; die Politur und
den hohen Rand, der zu der ungebührlichen Erhöhung
des Reliefs zwingt und doch nicht nötig ist, da die
Medaille nicht als Münze in Rollen verpackt wird.«
Natürlich wurde damit nur öffentlich proklamiert,
was schon, ohne allgemeine Anerkennung zu finden,
durch d'Angers, Chapu und vor allem Hubert Pons-
carme, die Kunst selbst erstrebte. Dumas errang sich
mit seinem Vortrag den Ruhm eines Lessing des
neuen Medaillenstils. Nun ist inzwischen viel Wunder-
sames geschehen. Es steht nicht mehr so armselig
in Deutschland, daß man französische Plaketten zu
 
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