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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Nordische Freiluft-Museen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0125

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n8

NORDISCHE FREILUFT-MUSEEN

LUND, RAUCHSTUBEN-ANLAGE VONjJEMSHÖO (BLECKINOE)

heißt die Herstellung eines festen Rahmen- oder Riegel-
werkes, in dessen Nuten liegende Bretter eingelassen,
zur Wand verfugt werden. Verwandt damit ist das nor-
wegische Bindingverk, das heißt eine Verbindung von
Ständern mit stehenden, unter sich vernuteten Bohlen.
(Siehe Stabkirchen.) Dieses »Skiftswerk« ist der Vor-
läufer des Riegelbaues. Mit seiner allgemein werdenden
Verwendung geht die Vereinigung aller Ökonomie-
anlagen unter einem Dache, die früher getrennt waren,
Hand in Hand. Schließlich tritt an die Stelle der
Bohlenfüllung das Mauerwerk oder die mit Lehm und
Steinen hergestellte Füllung zwischen den Riegeln.
Oktorpsgaden, ein in unregelmäßigem Viereck ge-
schlossenes, alle nötigen Ökonomiegebäude außer der
Brennerei unter einem Dache vereinigendes, großes
Gehöft (Abb. S. 113) ist ein Beispiel für das Neben-
einanderbestehen verschiedener Konstruktionsweisen.
Das Wohnhaus, ebenerdiger Mittelbau mit zwei ein-
stöckigen Flügeln, ähnlich der Bleckingstuga, ist noch
in Blockverband ausgeführt, die anstoßenden Stal-
lungen, Getreidekammern, Gesindezimmer usw. da-
gegen in Bohlenverband.

In wie hohem Maße die konstruktive Über-
legung ebenso wie das handwerkliche Können aus-
gebildet war zu einer Zeit, wo man Balken, Schiffs-
bohlen, ja Bretter, nur mit dem Beil herstellte, weil
man die Säge nicht kannte, geht übrigens auch aus
anderen Leistungen als den Bauernhäusern allein her-
vor. In Norwegen sprechen dafür die Stabkirchen,
in Schweden die speziell in Smäland häufig vor-
kommenden Klockstapel, Glockentürme aus Holz,
deren geschlossener Turmkörper erst in beträchtlicher
Höhe über dem Erdboden beginnt und mit einem
System von Streben in Verbindung steht, deren An-

ordnung durchaus nicht einem allgemein üblichen
Schema folgt. Skansen enthält deren zwei, den Hälle-
stadt-Klockstapel (Abb. S. 115) und den Hasjö-Stapel
(Abb. S. 115). Zwecks Vergleich seien noch der Klock-
stapel von Söderköping (Abb. S. 115) und jener aus
dem Bautenmuseum von Jönköping, Norra Sol-
berga Klockstapel (Abb. S. 114) beigefügt, deren An-
ordnung deutlich zeigt, wie verschieden diese Auf-
gabe angefaßt und gelöst worden ist. Beim Bilde
von Hällestadt - Stapel ist sichtbar, wie die sich
kreuzenden Streben durch den Boden der Glocken-
stube hindurch schießen und so dem Balkenrahmen,
welcher den Boden dieses achtzehn Meter über dem
Terrain liegenden Stockwerkes aufzunehmen hat,
ebenso festen Halt gewähren, wie dem darüber auf-
steigenden Dachstuhl. Hasjöstapel in Skansen ist eine
getreue Kopie des noch am alten Standorte befind-
lichen Originals, das nicht bloß seiner konstruktiven
Seiten wegen interessant ist, sondern auch der farbigen
Behandlung halber. Sie fand allgemein seit dem
Beginn des 17. Jahrhunderts, das heißt mit dem
Eindringen der Renaissanceformen Eingang.

Der gewöhnliche bäuerliche Holzprofanbau, wie
er in Skansen durch eine große Reihe vorzüglicher
Beispiele illustriert erscheint (das Doppelhaus »tili
hinste« ist noch nicht vertreten), ist in Schweden
äußerlich schmucklos, unansehnlich. Man hielt offen-
bar nicht viel auf die architektonische Ausbildung, ver-
wandte vielmehr alle Sorgfalt auf das Innere, tat also
genau das Gegenteil von dem, was das moderne Miets-
haus auszeichnet. Es waren nicht Häuser zum An-
schauen sondern zum Bewohnen, daher die große Sorg-
falt in der Ausstattung der Gelasse. Ähnliches ist auch
bei den innen vielfach mit beinahe fürstlichem Reich-
 
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