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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 17.1905-1906

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Bernhard, Otto: Gartenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4870#0038

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GARTENKUNST

Von Otto Bernhard-Darmstadt

ES gewährt einen eigentümlichen Reiz, die Ent-
wickelung eines bestimmten, engbegrenzten Ge-
bietes de? Kunst durch alle Zeiten zu verfolgen.
Das Bild, das der nachdenkliche Beschauer «J«
möchte ich jener häufigen Rokokov.gnette vergleichet.
ein Schäferstab, umflattert von knitterigen Se.denbandern
Bald umschlingt das Band den Stab so eng, bald
nähert sich der Weg dieser Sonderkunst d a Ige
meinen Entwicklung so sehr, daß wir. unw Ukurhch
ausrufen, »wie echt Renaissance!« »wie typisch Ro-
koko!« Bald flattert er in loser Schle,fe we.ab, bakl
führt jener Sonderweg in großer Kurve ins Dickicht
Wir erkennen die Zeit nicht wieder we.I w,,
noch nie von dieser Seite ^"^SuneS
selten aber finden wir bei intimerer ******* ^
rade diese zunächst fremden Nuancen bedeutsam und
unsere allgemeinen Kultu^vors^«gS*S*

Entwickelung, allen Launen und Bizarreren des Zu
falls und der Menschen nachgehen Fassen wir nu
die Hauptrichtungslinie der Ejtwickrilung in Auge
so ist das Bild verblüffend einfach Es genugt,
wir im folgenden einer.kurzen Übe J^ck uber^
Geschichtliche unseres Themas zu ge
mit dem römischen Garten ana*JgBA Garten.
Das wesentliche^"zeichen«g^*^
kunst ist die unbedingte Vorherrsch^ ^ ,„
tonischen Prmz.ps. Schon oer dne

Hauses mit Atrium und Per styl stei
ungemein enge Vcrschw.stex.ng der en

mit der Architektur dar. Das as ae
Verhältnissen mit zwingender NaturlicnKe
gewachsene Schema ist ™%£*«* JU^
hundertelanger Arbeit, »n*^ec3ands> mit immer
fahrungen des Oriente ""?£"» ' d hat auf
subtilerem Geschmack verfemer worden ^

der Höhe der Entwickelung jffledö h ob_

hervorgebracht, die wir in 1 ompeji

^ islann dies nur eine R«^™S
den sein; für diejenigen, die in ae Hauptwerke der

kunst "ichf.bewandert s,nd merK tenkunst, Leipzig

Literatur an: Hirschfeld Theorie ae dg [a

1779; Laborde, Descrmtio"| »^pflU-Muskau,
France et de seschateaux, Pans iB», Stuttgart, !834;

Andeutungen über Landsch ftsga inere ^g^ ^
Riat, L'art des jardins, 1 ans Einze|heiten finden

London (Country Life)- we F|orence; paris l854

sich in: Stendhal, Paris, Nap'es ßurckhardt, Cice

und Promenades dans Rome lans wj, ^ ^.^ ^

rone, Teil II, t*^*™ Gartenkunst beschäftigen
,884. Auch mit der neueren ^^ ^ Schu]tze.
sich: Jak. van Falke, »ua , jd Gartenge-

Naumburg, Gärten, München 1902^ Qärten und

staltung und Kunst, Leipzig 904, Z°Del,
Gartengestaltung, München 1905.

Kunstgewerbeblatt. N. F. XVII. H. 2



GARTENANLAGE VON PETER BEHRENS

wohl in Trümmern, bewundern. In der Tat entspricht
die Anlage des Peristyl mit seinen tagsüber einen
von der italischen Sonne geschützten und doch luftigen
Aufenthalt gewährenden Säulenhallen, aus denen der
Blick ungehindert in das Grün des Gartens und zum
Blau des Himmels schweift, mit seinem zum Bade
ladenden Becken in der Mitte, und seinen stets
Kühlung verbreitenden, plätschernden Brunnen, ge-
schmückt mit erlesenen Marmorwerken, völlig versteckt
vor dem Verkehr der Straße, den Blicken eines neu-
gierigen Nachbars entzogen, in engster Verbindung
mit dem Haus, selbst ein Teil des Hauses, so sehr
den Bedürfnissen des römischen Lebens, so sehr dem
Charakter des römischen Bürgertums angepaßt, daß
wir in ihm, weil hier alle Schönheit lediglich aus der
Zweckmäßigkeit entspringt, eines der vollendetsten Er-
zeugnisse erkennen müssen, das die angewandte Kunst
aller Zeiten hervorgebracht hat. Es ist daher nicht zu
verwundern, daß man an dem einmal gefundenen
Schema mit solcher Zähigkeit festgehalten hat, und
vielleicht ist die auffallende Tatsache, daß wir ein
Jahrtausend später im mittelalterlichen Kreuzgang einer
Variation desselben künstlerischen Gedankens begegnen,
zum Teil dadurch zu erklären, daß in jenen, meist den
Klöstern, den Rettern und Bewahrern der antiken Kul-
tur entstammenden Baumeistern, die uralten klassischen
Erinnerungen gewirkt haben mögen, ohne ihnen selbst
zum Bewußtsein zu kommen. Das Triklinium war
jedoch nur die Vorstufe. Den Höhepunkt erreicht die
römische Gartenkunst im Villengarten der Kaiserzeit.
Plinius d. J., Seneca, Quintilian, beschreiben ihn uns.
Er lag fern von der Stadt, am Meer oder im Gebirge,
und war meist von bedeutender Ausdehnung. Er
schloß vielerlei in sich, was der verwöhnte Herr zur
eleganten Lebensführung bedurfte: einen Platz für das
Ballspiel (Tennisplatz würden wir heute sagen), ein
Hippodrom, eine Allee, in der er sich in der Sänfte
spazieren tragen ließ, mit Wein bepflanzte Lauben
(pergula), Treibhäuser und Warmwasserhäuser zur
Zucht von Tafelblumen und Obst oder zur Befrie-
digung botanischer Neigungen usw. Die Anlage war
 
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