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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 18.1906-1907

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Ritleng, Georges: Die Entwicklung des Kunstgewerbes in Elsass-Lothringen seit 1870
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https://doi.org/10.11588/diglit.4869#0226

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218 DIE ENTWICKELUNG DES KUNSTGEWERBES IN ELSASS-LOTHRINGEN SEIT 1870





















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Elchinger, Sufflenheim

quenzen zu ziehen. In dem Augenblick, wo man in
der Kulturgemeinschaft die größere Errungenschaft
sehen wird, werden die farbigen Grenzen der Land-
karte ihre Bedeutung als Trennungslinie einbüßen,
ohne daß dadurch die politische Demarkation berührt
würde. Das mag noch nach Zukunftsmelodien klingen,
deren Tonsetzer noch nicht geboren sind, aber wer
unbefangen zurückblickt, und vor allem wer die Ent-
wicklung der Dinge im Elsaß selbst verfolgt, der
muß zugeben, daß Ansätze dieser Entwickelung un-
leugbar vorhanden sind. Auch Fehlgriffe von dieser
und jener Seite haben nicht verhindert, daß in dem
von französischem Geist und deutschem Wesen durch-
drungenen Elsaß ein hoffnungsvoll sich entfaltendes
Spiel der Kräfte eingesetzt hat, das man noch vor
15 Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Die neue
Generation hat begonnen,
sich auf eine Aufgabe zu
besinnen, die der Zukunft
gibt, was ihr gebührt. So
verständlich und man darf
sagen so berechtigt die
Stille war, die noch 1870
über dem Lande lag, eben-
so notwendig ist der wie-
der erwachende Tätigkeits-
trieb, der seine Wurzeln in
die heimische Erde senkt
und in erster Linie auf die
Erhaltung der Stammes-
art drängt. Die eigentüm-
liche Gebundenheit der
politischen Einrichtungen
des Reichslandes hat die
Erhaltung der Stammes-
art begünstigt, ob dies
in der Absicht derjenigen
lag, die diese Konstitu-
tion entworfen, bleibe
dahingestellt. Tatsache
ist, daß heute das Elsaß

Gebr. v. Zschock, Straßburg.

Töpferarbeiten

ein noch nicht gleichmäßig alle Schichten durch-
dringendes, aber deutlich anschwellendes Eigenleben
atmet und auf allen Gebieten betätigt. Literatur und
Kunst haben von jeher dargetan, wie gerade elsäs-
sische Künstler aus beiden Kulturquellen und Empfin-
dungsströmen zu schöpfen verstehen, denen der franzö-
sischen wie denen deutscher Provenienz, und so stark
ist der Einfluß der Grenzkultur, daß auch die Söhne
jener Altdeutschen, die unmittelbar 1870 eingewandert
sind, die französische Wesensart, die Äußerungen des
französischen Geistes in einer Weise nachfühlen lernten,
die ihre ganze Entwickelung bestimmte. Das soll nur
beweisen, daß die Verbindung und Verschmelzung
der beiden Kulturkreise nicht etwa eine graue Theorie
ist, sondern, daß das Elsaß tatsächlich seine Mission
schon erfüllt. Allerdings bedarf es noch großer An-
strengungen, bis die
Früchte so reichlich zur
Schau gestellt werden
können, daß sie den Markt
bestimmenhelfen.« (Mülh.
Express.) Man hat sich
heute überzeugt, daß man
noch optimistischer sein
darf wie der Deutsch-El-
sässer Stegemann, und
wirklich sagt die Behaup-
tung, die Früchte seien
reichlich vorhanden, nicht
zu viel. Man suchte sie
vielleicht lange schon am
falschen Zweig. Denn wenn
es richtig ist mit der
»Mission« in einem höhe-
ren, edlen Sinne, so durfte
man nicht in Zeitungspoli-
tik, in Reden und unver-
antwortlichen Operationen
die Anzeichen verfolgen,
„ . man mußte an das Herz,

Füllung aus einem Leuchter für eine .. .... .,....,.

Weinstube. Eisen getrieben an die Stille, Unauffällige
 
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