Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 19.1908

DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Artikel:
Kunstgewerbliche Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4882#0147

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

139

und Märzglöckchen, Traubenhyazinthen und viele Dutzend
anderer Vertreter der einheimischen Flora sind mehr oder
weniger umgestaltet in unseren Gärten zu finden, wenngleich
sie auch vielen als Propheten im Vaterland wenig genug
gelten. Ob gerade der Wiesenklee sich zu einer Zucht-
blume mit Auszeichnung heranholen ließe, wie der Ver-
fasser meint, sei dahingestellt. In das Loblied der wilden
Rose (Hundsrose) kann man ohne weiteres einstimmen,
darf dabei aber nicht übersehen, daß noch viel schönere
winterharte Wildrosen zurzeit in jedem größeren Rosen-
garten vorhanden sind, so die einfachen Rugosarosen, die
Rubiginosahybriden des Lord Penzance, die brombeer-
blütige Rose, die Dawsoniana, die Wichuraiana, die Rosen
»Leuchtstern«, »Parkfeuer« usw. Es wird ein Verdienst
Lichtwarks sein, wenn seine Empfehlung der Wildrose auch
diesen zustatten kommt. Für den unbefangenen Beobachter
ist es einigermaßen auffällig, daß die Neuerer auf dem
Gebiete der Blumenkultur und Gartenkunst einerseits die
Rückkehr zur Natur verfechten (Einführung der Wild-
blumen, einfache Blumen als Ersatz der gefüllten), während
sie anderseits an Stelle der Natur die Geometrie setzen
wollen (regelmäßige Garteneinteilung, geschnittene Hecken
und Wände). Erklärlich wird dieser Widerspruch nur
dann, wenn man bedenkt, daß es sich in beiden Fällen
um eine Auflehnung gegen das Hergebrachte handelt.

F. S. M.

Dr. R. Forrer, Reallexikon der prähistorischen, klassischen
und frühchristlichen Altertümer. Mit 3000 Abbildungen.
Verlag von W. Spemann, Berlin und Stuttgart. Preis
geb. M. 28.—.

Forrers Reallexikon soll ein Nachschlagewerk sein, das
rasch auf alle Spezialfragen der Archäologie Auskunft gibt.
Der Verfasser, dem eine langjährige Erfahrung als Forscher
und Sammler auf diesem Gebiete zu Gebote steht, hat mit
der Herausgabe dieses Buches sich einer großen Arbeit

unterzogen, zu der er allerdings vor vielen anderen berufen
war. Der Zweck, den er sich mit der Bearbeitung gesetzt
hatte, ist zweifellos in hervorragender Weise erreicht worden,
indem das Buch in der Tat auf alle Fragen, die sich bei
archäologischen Studien ergeben, zuverlässige und aus-
reichende Auskunft gibt und außerdem durch zahlreiche
Literaturhinweise ein eingehenderes Studium der Spezial-
fragen möglich macht. Dabei ist die Darstellung durchaus
gemeinverständlich gehalten, so daß auch derjenige sich
leicht orientieren kann, der nicht gerade über spezielle
Fachkenntnisse auf dem Gebiete der Archäologie verfügt.
Auch die Unparteilichkeit, mit der strittige Fragen behandelt
worden sind, verdient Anerkennung. Ein besonderer Ver-
zug des Buches besteht in der Beigabe der so überaus
zahlreichen Abbildungen. Der Verfasser geht mit Recht
von der Ansicht aus, daß statt umständlicher Beschreibungen
die Abbildungen reden sollen. Die Anschaulichkeit der
Darstellung wird dadurch außerordentlich erhöht, und die
Abbildungen sind um so wertvoller, als sie zum Teil auf
bisher noch nicht veröffentlichten Originalaufnahmen be-
ruhen oder aus Zeitschriften und schwer zugänglichen
Spezialwerken entnommen sind. Besonders wertvoll sind
die Übersichtstafeln, die der Verfasser in großer Anzahl
(nahe an 300) beigegeben hat und die zum großen Teil
nach Aufnahmen aus seinen eigenen bedeutenden Samm-
lungen angefertigt worden sind.

Die auf diesen Tafeln gegebenen Entwickelungsreihen,
die z. B. allein für die Fibeln über 100 Abbildungen um-
fassen, sind besonders wertvoll und finden sich in gleicher
Vollständigkeit kaum in irgend einem anderen Buche.

Nach dem Gesagten kann es nicht zweifelhaft sein,
daß man in dem Werke eine wertvolle Ergänzung der
Literatur erblicken muß und daß man es allen denen
empfehlen kann, die sich für archäologische Studien in-
teressieren. />

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

DENKMALSCHUTZ

Das italienische Gesetz zum Schutze der Kunst-
werke, das die Kammer kürzlich angenommen hat, betrifft
nicht nur die historischen, künstlerischen oder archäo-
logischen Monumente, sondern auch die Gärten, Wälder,
Seen, Landschaften, Wasserfälle, die ein künstlerisches oder
historisches Interesse haben.

TECHNISCHE ZEITFRAGEN

Die Wiederherstellung der antiken Kausis.

Nach dem langen, im vorigen Jahrhundert über die
Frage der polychromen Ausstattung der antiken Statuen
und Architektur geführten wissenschaftlichen Streite (bei
welchem als bedeutsamste Gegner Gottfried Semper gegen
Kugler und seine Partei sich hervortaten), hat sich die Ge-
lehrtenwelt dahin geeinigt, daß in der klassischen Kunst
neben der noch erkennbaren >enkaustischen Manier*, das
heißt Auftrag mit Glasschmelzfarben, die sogenannte Kausis,
das heißt eine Färbung der Kunstgegenstände mittels festen,
illustren Farben bestanden hat, welche zugleich die Marmor-
werke vor dem zerstörenden Einfluß der Witterung schützte
und so die Ursache ihrer teilweise besseren Erhaltung
bildete.

Gleicherweise geht aus mannigfachen Äußerungen der
alten Autoren mit Gewißheit hervor, daß jene Kausis

chemisch aus einem Wachspräparat zusammengesetzt war,
das durch Erhitzen dem betreffenden Stein- oder Ton-
material aufgebrannt wurde, und nach dem Brande als
nnlösbar harte, durchscheinende Farbenpaste (Glanzfarbe)
erschien.

Da die Kausis sich an keinem antiken Marmorgegen-
stande (wohl wegen der in zu geringem Maß möglichen
Erhitzung des Präparates) sichtbar erhielt, so glaubte man
andererseits in der glänzenden Färbung mancher antiker
Gefäße, besonders der sogenannten Sigillata-Ware eine
Nuance der Kausis erblicken zu können; ein Umstand,
welcher viele Gelehrte und Techniker zu wiederholten
Versuchen anreizte, jedoch durchgängig wegen der Ver-
nichtung eines jeglichen Wachspräparates bei unmittel-
barer Einwirkung der Hitze zu keinem Resultate führten.

Die Jahrzehnte dauernden Versuche zur Wiederer-
gründung der antiken Prozedur zur Herstellung der römi-
schen Töpferware scheiterten alle an eben diesem Umstände;
neuerdings ist dem Architekten Dr. /. Prestel in Mainz ge-
glückt, nach antiker Manier mit Wachspräparat die Kausis
auf Tonmasse wiederherzustellen, welche die traditionellen
Eigenschaften eines *fest erhärteten glasurartigen Überzugs«
in vollstem Maße erfüllt.

Ist mit diesem Präparate die einstige in Farbe wie in
materieller Beziehung so vielseitige kaustische Polychromie
gewiß keineswegs völlig neu entdeckt, so muß deren tat-

21 *
 
Annotationen