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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 19.1908

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4882#0187

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KÜNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

ÖFFENTLICHE KUNSTPFLEGE

Lübeck. Es wird beabsichtigt, in Lübeck, nach dem
Vorbilde Darmstadts, eine Künstlerkolonie zu begründen
und zwar in der rechtlichen Form des Erbbaurechtes. Die
Abgelegenheit unserer Stadt hält man hier für keinen er-
schwerenden Umstand, da die Künstlerkolonien in bedeu-
tend kleineren Städten, wie z. B. in Worpswede, ausschließ-
lich vom Fernabsatz leben.

LAUFENDE PREISAUSSCHREIBEN

Leipzig. Preisausschreiben der Buchhandlung B. G.
Teubner für Künstlermodellierbogen. Diese Modellierbogen
haben sich die Aufgabe gestellt, inhaltlich bedeutsame Mo-
tive in sachlich richtiger Darstellung und künstlerischer
Ausführung zu bieten, die vom Spiel zur Belehrung über-
leitend Wissens- und Schaffenstrieb der Jugend wirklich
befriedigen und fördern können, sie von der Freude an
der Welt der Erscheinungen durch Selbsttätigkeit zur Ge-
winnung klarer Vorstellungen von den Dingen führen. Es
sind zusammen für 1000 M. Preise ausgesetzt. Die Ein-
lieferung muß am 1. September erfolgen. Näheres durch
den Verlag B. O. Teubner in Leipzig.

Leipzig. Das Tiermotiv im modernen Schmuck ist der
Gegendstand eines Preisausschreibens, das die »Deutsche
Goldschmiede-Zeitung« in Leipzig veröffentlicht hat. Fünf
Preise, zusammen 400 M. Einlieferung der Arbeiten bis
23. Juli 1908

Magdeburg. Der Kunstgewerbeverein zu Magdeburg
erließ ein mit 300 M. dotiertes Preisausschreiben für photo-
graphische Aufnahmen von alten architektonischen und
kunstgewerblichen Denkmälern, die sich im Umkreise von
25 km Luftlinie von Magdeburg befinden. Die Einsendung
hat bis zum 1. September zu erfolgen.

VEREINE UND VERSAMMLUNGEN

Über die Organisation der kunstgewerblichen

Zeichner brachte die »Werkstatt der Kunst« am 2. Juni
einen bemerkenswerten Aufsatz, auf den wir noch zurück-
kommen werden, da der angestrebte Zusammenschluß aller
Zeichnervereine zu einem großen Verbände mit 6000 Mit-
gliedern in der Entwickelung des Kunstgewerbes besonders
aber der Kunstindustrie ein bedeutsamer Faktor werden
wird.

Düsseldorf. Der »Der Verein der deutschen Textil-
veredelungsinduslrte« hatte sich entschlossen, in Verbindung
mit seiner diesjährigen 14. ordentlichen Jahresversammlung
die Frage der Echtfärberei in einem möglichst großen In-
teressenkreise eingehend zu erörtern. Die Versammlung
fand am 5. Juni in Düsseldorf statt. Den Verhandlungen
wurden drei Referate zugrunde gelegt und zwar ein Vor-
trag des Herrn Dr. F. C. Göhring über »Entfärbung und
unechte Farben«, ein Vortrag des Herrn Dr. Tschierschky
über »Die kunstgewerbliche Seile der Echtfärbung« und
des Herrn Dr. Walther über die »Technik der Echtfärbung«.
Der Verein hatte außer seinen großen Kreis von Mitgliedern
auch eine hervorragende Zahl von Interessenten geladen.
Ein näherer Bericht folgt.

London. Der dritte internationale Kongreß zur För-
derung des Zeichenunterrichtes findet hier vom 3. bis 8. Au-
gust statt. Deutschlands Abteilung wurde vorbereitet durch
Schulrat Dr. Kerschensteiner und Dr. Pallat, diejenige
Österreichs durch Prof. R. Bock.

Straßburg i. Elsaß. Von den Lehrern der hiesigen
Kunstgewerbeschule ging die Anregung aus zur Gründung
eines Kunstgewerbevereins. Unter dem Vorsitz des Prof.
Dr. Polaczek bildete sich ein Komitee, das Einladungen

an alle Interessenten ergehen ließ. Die Versammlung
vom 8. Mai, in der man die Konstituierung des Vereins
beabsichtigt hatte, verlief sehr stürmisch und hatte auch
kein befriedigendes Resultat. Nach den uns bisher zuge-
gangenen Berichten sind die Gegensätze aber gar nicht so
groß, als daß nicht ein Zusammenschluß aller Straßburger
Kunstgewerbler möglich sein sollte. Es wurden allerhand
»Mißverständnisse verhandelt«, die durch einige Rede-
wendungen in dem Einladungsformular verursacht waren.
Solche Irrtümer gehören aber in jedem Verein zum eisernen
Bestand und bieten unzufriedenen Gemütern stets eine
willkommene Gelegenheit, das Redeventil zu öffnen. Im
allgemeinen war man sich ja einig, daß eine Forderung
der Handwerker, insbesondere der jüngeren, eine Beein-
flussung der Hochschulen und eine Besserung des Publi-
kumgeschmackes sehr wünschenswerte Dinge seien. Wir
zweifeln nicht, daß der Verein sich bald konstituieren
wird (wenn es nicht vielleicht inzwischen schon geschehen
ist), und dem Aufblühen des elsässischen Kunstgewerbes
dienen kann.

Wien. Der Internationale Architektenkongreß hat hier
vom 18. bis 23. Mai getagt und viele neue Anregungen
gebracht. (Wir werden in der nächsten Nummer einen
ausführlicheren Bericht darüber veröffentlichen. — Red.)
Es wurde beschlossen, den nächsten Kongreß im Jahre 1911
in Rom stattfinden zu lassen.

AUS MUSEEN UND SAMMLUNGEN

Berlin. Der neue Direktor des Kunstgewerbemuseums
Dr. Otto von Falke beabsichtigt, für eine bessere Belich-
tung der Erdgeschoßräume zu sorgen und die Sammlungen
nach den heutigen Ansprüchen der Wissenschaft aufzu-
stellen und zu erläutern. Das deutsche Kunstgewerbe soll
wieder mehr in den Vordergrund treten. Dr. Peter Jessen
wird die Ausstellungen und das Vortragswesen weiter aus-
bilden.

Berlin. Der Oberbürgermeister Wilms von Köln
hat im Herrenhause bei der Beratung des Kultusetats ge-
beten, die Provinzialmuseen gegenüber den Berliner Museen
mehr zu berücksichtigen. Die Anhäufung der Kunstschätze
in Berlin habe immerhin etwas Protzenhaftes, Prunkhaftes
an sich. — Ein neuer Beitrag zu dem Kapitel vom »Wasser-
kopf Berlin.«

Dresden. Im Dresdener Anzeiger protestiert Prof.
Dr. Paul Schumann dagegen, daß man für das Kgl. Münz-
kabinett nur einen Direktor im Nebenamt und einen jungen
Anfänger als Assistenten anstellen wolle. Eine der Allge-
meinheit nutzbare Verwaltung der wichtigen Sammlungen
und ein geschicktes Ausbauen durch Einkauf auf Auktionen
würde unmöglich sein, weil beiden die nötige Zeit und
Erfahrung fehlen würde. Schon unter dem bisherigen
Direktor Erbstein hätten böse Mißstände geherrscht. Erb-
stein habe den Künstlern und meistens auch den Gelehrten
eine Benützung der Sammlungen verweigert oder verekelt.
Das Schlimmste und Ungehörigste sei aber gewesen, daß
Erbstein auf demselben Gebiete gesammelt habe, auf dem
die Hauptstärke des Kabinetts liegt, dessen Bestand also
nicht aufgefrischt worden sei. Erbstein konnte das Münz-
kabinett auch nur im Nebenamt verwalten und so sei ein
unhaltbarer Zustand geworden, den man nun, nach dem
Tode Erbsteins nicht fortsetzen dürfe, indem man das Direk-
torat des Münzkabinetts wieder nicht als Hauptamt besetze.

Leipzig. Dank der Opferwilligkeit eines Leipziger
Kunstfreundes hat das städtische Kunstgewerbemuseum einen
umfangreichen Altarschrein erwerben können, der zu den
besten Werken spätgotischer sächsischer Schnitzkunst
gehört.
 
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