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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Schmidkunz, Hans: Mosaikverglasung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0121

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114

MOSAIKVERGLASUNG

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Entwurf von F. A. Becker

Aufsicht

Entwurf von F. A. Becker

Durchsicht

draußen dunkel ist. Sie versagt da nicht nur, sondern
wirkt auch noch eigens ungünstig, indem die Flächen sich
monoton und leblos ansehen, die Bleiruten schmutzig grau
werden und ihren Sinn als Haltungshnien der gesamten
Glastafel verlieren. Verdeckt man die Glasfenster abends
durch Vorhange, so gibt man eben ihre Wirkung preis
und ist in der Gefahr, mit den Vorhängen den sonstigen
Charakter des Inneriraumes aus seiner Stimmung zu bringen.

So ruft gleichsam eine moderne Abendsehnsucht nach
neuen Befriedigungen. Die Opaleszentverglasung kam dem
durch ihre verschiedene Behandlung der Oberfläche, be-
sonders durch eine leichte und unregelmäßige Trübung,
also durch die Möglichkeit eines Beleuchtungseffektes im
auffallenden Licht, einigermaßen entgegen. Allein hier
stimmen wieder die beiden Wirkungen nicht genügend
überein. Man suchte den Ausweg, gewöhnlichen Glas-
malereien durch das Auflegen von Gold oder Goldbronze
eine Wirkung im auffallenden Lichte zu geben; und Künst-
ler wie Messet und Möhrlng haben sich darin versucht.
Allein diese Auflagen waren wohl immer Deckfarben,
deckten also die Wirkung im durchfallenden Licht oder
die Tageswirkung zugunsten der Abendwirkung zu; und
die Haltbarkeit dieser Hilfstechnik ist unsicher.

Eine endgültige Befriedigung jener Abendsehnsucht
und hiermit überhaupt ein tiefgreifender Fortschritt in Ver-

glasung und Glasmalerei düifte durch ein neues Verfahren
erreicht sein, dessen Name den Titel unserer Zeilen bildet.
Mit welcher Technik die Herren Puhl & Wagner von der
Berlin-Rixdorfer Deutschen Glasmosaikgesellschaft dabei
vorgegangen sind, berichtet Schreiber dieses in der »Werk-
statt der Kunst« (VII, 36). Uns interessiert hier folgendes.

Zunächst wurden homogene Flächenstücke ohne Muste-
rung zu einer bloßen Mosaikverglasung zusammengesetzt.
Allmählich ging man weiter und nahm das Bemalen und
Einbrennen von Farben, überhaupt die Tradition der Glas-
malerei, für die neue »Mosaikglasmalerei« wieder auf. Es
entstanden figürliche Muster, wenn auch vorwiegend in
kleinem Maßstab; und zwar teils als selbständige Einzel-
stücke, teils häufiger als Mittelstücke innerhalb eines Unter-
grundes von Antikglas und dergleichen. Nun haben wir
im durchfallenden Lichte den Zauber der alten Kirchen-
fenster und der neuen Opaleszentverglasung, im auffallenden
Lichte den Zauber der traditionellen Mosaik mit ihrem
Zittern der künstlichen Lichtstrahlen auf den gemusterten
Flächen, die stimmungsvoll matt im Eindrucke des Edel-
metalles schimmert und gegen den in ruhigem Dunkel
daliegenden Untergrund einen charakteristischen Gegen-
satz bildet.

Die beiden Eindrücke, der im durchfallenden und der
im auffallenden Lichte, sind von einander verschieden und
 
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