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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 20.1909

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Moser, F.: Technolog. Sammlungen kunstgewerblicher Richtung, [2]
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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4598#0145
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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







Abbildung 16. Werdegang eines Sandsteinkapitäls. Die
Abbildung erklärt sich wohl von selbst; sie zeigt dem
kunstgewerblichen Anfänger und dem Laien, wie der Stein-
bildhauer allmählich aus den großen Massen die Details
herausarbeitet.

Abbildung 17. Werdegang einer Kamee. Die Kameen-
oder Gemmenschneiderei — es handelt sich dabei jedoch
um ein Schleifen — ist besonders in der Gegend von Idar

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und Obersfein im Schwung. Die Abbildung zeigt drei
rohe Stücke Achat mit den hellen und dunklen Schichten,
die geschliffene kleine Ovalplatte in vier Stadien und einige
Schleifrädchen, mit welchen unter fortwährender Rotation
und unter Zuhilfenahme von Diamantstaub das Relief all-
mählich aus der hellen Schicht herausgeschliffen wird.

F. MOSER-Kaiserslauteni.



KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







LITERATUR

Albrecht Haupt, Die älteste Kunst, insbesondere die Bau-
kunst der Germanen von der Völkerwanderung bis zu Karl
dem Großen. Leipzig, H. A. Ludwig Degener, 1909.
Lexikonformat. VIII und 289 Seiten mit 190 Abbildungen
(davon 49 Tafelillustrationen),
o Was an Studien bisher über germanische Kunst ver-
öffentlicht worden ist und zerstreut nur wenigen in seinen
vielseitigen Ergebnissen zugänglich gemacht werden konnte,
ist hier in einer schon äußerlich sehr sympathischen Form
vereinigt und dem deutschen Volke dargebracht, das sich
wieder selbstbewußt die stolzen Eigenschaften seines
Charakters ins Gedächtnis zurückrufen und auf seine Kunst
anwenden will. In diesem Sinne ist das vortreffliche Werk,
dem wir mehr den Wert eines Abschlusses als den einer
Grundlage zusprechen müssen, ein echtes Kind unserer Zeit
und verleugnet bei allen historischen Auseinandersetzungen
nicht den Wunsch seines Verfassers, aus der unvergäng-
lichen Schöpfungs- und Umgestaltungskraft der Germanen
die Schlußfolgerung für unsere Gegenwartskultur, für unsere
moderne Baukunst und für unser neuzeitiges Kunstgewerbe
zu ziehen. o

d Die Grenzen, in denen sich der Inhalt bewegt, sind
für einen Architekten sehr klug gewählt und erfreulicher-
weise meist innegehalten worden. So sehr sich aber auch der
Verfasser auf die recht schwierige zusammenfassende Arbeit
beschränkt und allen unsicheren und strittigen Gebieten
aus dem Wege zu gehen sucht, hat er doch obendrein mit
seinen eigenen Studien — Spanien und Portugal ist hauptsäch-
lich sein Feld — die Wissenschaft erheblich bereichert.
Es wird unter anderem endgültig der Gedanke zu Grabe
getragen, daß die Hufeisenbögen arabischen Ursprungs
seien, und ihre Erfindung den Westgoten zurückgegeben.
Überhaupt wird die Bedeutung der Zimmermannskunst in
ihrer Eigenschaft als Formbildner mit Recht stark betont;
es mag aber bemerkt werden, daß gerade in diesen Ur-
sprungsfragen durch vorschnelle Schlüsse leicht zu weit

gegangen werden kann. Beim Würfelkapitell, das eben-
falls aus dem Holzbau als »Ausdrehung einer Kugelform
aus einem viereckigen Balken« erklärt wird, ist zu erwähnen,
daß die Einfachheit dieser Kapitellspielart nur den Zweck
hatte, eine um so reichere — oft andere Formen vor-
täuschende — Bemalung aufzunehmen. Monumentalität
suchen wir im allgemeinen aus leicht begreiflichen Gründen
viel zu gern und zu oft bei den germanischen Kunst-
äußerungen. □
n Der Verfassser dehnt seinen Begriff »germanisch« mit
gutem Grunde auf die selbständige Umbildung fremder
Formen aus, die eben zum Eigentum werden, sobald sie
aus einem inneren Zwange übernommen worden sind und
dementsprechend einen natürlichen Wandlungsprozeß durch-
machen. Aber eine andere Frage ist es, ob die Übernahme
römischer oder syrischer Elemente wirklich stets aus inneren
Gründen geschah. Die Warnung, unsere altgermanische
Kunst nicht allzusehr zu überschätzen, beruht doch auch
auf Ergebnissen von Forschungen, und in manchem, was
den übereifrigen Verfechtern der »deutschen Idee« zugerufen
wird, steckt doch beachtenswerte Wahrheit. °
d Wasdem Verfasser als großer Leitgedanke vorschwebte,
das Einigende an allen Germanenstämmen hervorzuheben
und damit die Eigentümlichkeiten unseres Volkstums scharf
zu umgrenzen, ist ihm in einer so anerkennens- und dankens-
werten Weise gelungen, daß man dem Buche nun auch
einen wirklich tiefgehenden Erfolg bei allen Kreisen unseres
Volkes wünschen möchte. Raspe.

Moderne Bauformen.Monatshefte für Architektur. Heraus-
geben M. J. Gradl, Verlag: Julius Hoffmann, Stuttgart.
Jährlich 12 Hefte. Gr.-4°. M. 24.-.

Diese im achten Jahrgange erscheinende, ebenso vor-
züglich redigierte wie ausgestattete Monatsschrift, von der
uns das Januarheft d J. vorliegt, es ist Bruno Paul, Wil-
helm Kreis und Hermann Billing gewidmet, bildet eine
wertvolle und notwendige Ergänzung aller jener mehr bau-
technischen Zeitschriften, bei denen das baukünstlerische
 
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