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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 21.1910

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Bauer, Curt: Das hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe und seine Neugestaltung
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Bauer, Curt: Neue Wege zur Volkskunst: Betrachtungen über eine Ausstellung der staatlichen Kunstgewerbeschule zu Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4873#0018

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NEUE WEGE ZUR VOLKSKUNST

Werte erstrebenden Kreise zusammen. Im Dezember vorigen Jahres konnte der Direktor mit Hilfe von Ein- und
Ausbauten im Museumsgebäude seine neue Schausammlung, d. h. einen bedeutenden Teil der Gegenstände in der von
ihm vorgesehenen endgültigen Anordnung eröffnen. Eine ganze Tat, zumal bei den geringen Mitteln, die in Hamburg
der Staat oder gar Privatleute zu solchen Zwecken gegenüber anderen Städten wie Paris, London, geschweige denn Berlin
aufbringen. Daß auch darin bald eine günstige Wendung eintreten wird, ist nicht nur zu hoffen, sondern bei dem
immer reger werdenden Interesse der Bevölkerung für geistige Güter und bei dem Ehrgeiz, gleichen Schritt mit
der aufstrebenden Kultur im übrigen Deutschland zu halten, bestimmt zu erwarten. o

□ Der Kern aber steht nun fertig da, wie neu belebt, die unzähligen Dinge vergangener Zeiten. Während sie sich
in ihrer Gesamterscheinimg dem Auge des Be-
obachters wohltuend einschmeicheln, haucht jedes
Möbel, jedes Gefäß etwas vom Geiste jener Zeit in
seine Seele. Wer es benutzte, die Gedanken, die
sich einst täglich daran knüpften, Sinn und Zweck,
denen es diente — das alles drückt sich in seinem
Material, in seinen Farben und Formen aus. Ver-
gangene Bedürfnisse, vergangene Lust, vergangenes
Leid umweht daraus jeden, der sich in diese Schätze
versenkt. Er fühlt sein Inneres in den großen Ent-
wickehingsstrom der unablässig emporstrebenden
Kultur des menschlichen Geisteslebens gerissen, fühlt
sich selbst als jenen Brennpunkt zwischen Vergangen-
heit und Zukunft, an den die Zeit ihre Forderungen
stellt. Aber der Schaffende wird vieles über diese
Räume hinaus im Herzen fortwirken lassen. Vielleicht
weiß er einst nicht mehr, wo er es empfangen
hat: wenn es ihm aus der Tiefe herausquellt in
neuer, verwandelter Gestalt, in jenen reifen Früchten,
nach denen die Zukunft lechzt. CURT BAUER.

NEUE WEGE ZUR VOLKS-
KUNST

BETRACHTUNGEN ÜBER EINE AUS-
STELLUNG DER STAATLICHEN KUNST-
GEWERBESCHULE ZU HAMBURG

SEIT Jahrzehnten sind tatkräftige Männer be-
müht, mit vereinten Kräften dem Volke jene
innere, seelische Kultur wiederzugewinnen, die
ihm in den Tagesanforderuiigen einer hastig
gesteigeren Zivilisation verloren ging. Es galt, die
gleichgültigen, abgestumpften Sinne durch schöne
Formen wieder zu beleben, dem menschlichen Auge
wieder eine Umgebung vorzuhalten, der es sich ganz
und willig zu öffnen vermag. Nur wo die Sinne
durch freiwillige Tätigkeit daran gewöhnt werden,
sich dauernd wach und frisch zu halten, kann auch
das Vorstellungs- und Seelenleben im Volke erstarken
und fortschreiten. Früherwaren es vereinzelte Männer,
die den untrennbaren Zusammenhang zwischen dem
Kulturwert eines Volkes und seiner Kunst verstanden.
Ihrer unermüdlichen Arbeitskraft ist es zu danken,
daß heute keine deutsche Stadt mehr existiert, die
sich dieser Einsicht ganz verschlossen hält. Überall
verkünden große Museen mit ihren fesselnden Samm-
lungen dem Vorübergehenden die guten Zeiten, in
denen die Menschen sich mit solchen Gegenständen
umgaben. Auch wo die Mittel zu Museen fehlen,
finden sich doch Ansätze dazu durch Vereine, Privat-
sammlungen usw. Dadurch wurde wieder dem
Volke das glückliche Bewußtsein zurückgegeben, einer
umfassenden, aufwärtsstrebenden Gesamtkultur an-
zugehören, die aus ferner Vergangenheit dringend
bestimmte Wege vorwärts weist, und deren einstige
Blüte eindringliche Forderungen an unsere Zeit stellt.
Kunstgcwerbeblatt. N. F. XXI. H. 1

Arbeit der Vorstufe der Hamburgischen Kunstgewflrbescmile
 
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