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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 21.1910

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Kober, Leo: Bilanz!: Abdruck aus der "Werkstatt der Kunst", deren Redaktion auch die Leser des "Kunstgewerbeblattes" um Vorschläge oder Meinungsäußerungen bittet
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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4873#0180

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WÜRTTEMBERGER KUNST UND KUNSTGEWERBE



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denen es bescheidene, beschränkte Mittel bis heute nicht
gestattet haben, zu uns zu kommen. n

o Ich glaube, daß sich das machen läßt. Der Modus hier-
für muß und ich denke er kann gefunden werden. Der
gute Zweck wird uns die Wege ebnen. Die Besten der
Künstlerschaft werden unsere Bestrebungen billigen, uns
fördern, das Publikum wird sie begrüßen. Hören wir auf,
den Krankheitskeim dort zu suchen, wo er nicht steckt,
Jury und Systeme anzuklagen und von Unterdrückung zu
jammern. Wir selbst unterdrücken uns, da wir uns abseits
stellen. Aus unserem Schaffen mag es hervorgehen, daß
wir anders sind, als die anderen, daß wir Menschen und
Dinge anders sehen, als die anderen. Aber sehen wir end-
lich ein, daß das wirkliche Leben keinen Raum gibt für
Ausnahmsanschauungen und jeden zum Untergang verur-
teilt, der ihm mit Träumen und Traditionen entgegentritt.
Nicht Richtungen und Probleme werden uns einigen und
stark machen, denn triumphieren können die nur in den
Händen jener, die wirtschaftlich gerüstet im Leben stehen,
denen Daseinssorgen nicht wie schwere Ketten an den
Füßen hängen. o

o Betreten wir diesen, meiner Meinung nach einzigen,
möglichen Weg, Besserung in die mißliche wirtschaftliche
Lage des Künstlers zu bringen. Erst bis die Kunst Ge-
meingut aller sein wird, zugänglich allen, und darum allen
Bedürfnis, dann erst und nur dann wird der Künstler auf-
gehört haben zu sein, was er heute ist: ein Stiefkind der
Verhältnisse, — wenn's gut geht, ein Günstling des glück-
lichen Zufalls. LEO KOIIER-Berlin.

K. Schmoll von Eisenwerth

Farbiger Holzschnitt



KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







SCHULEN UND UNTERRICHT

Die gewerblichen Fortbildungsschulen

□ Ein neuer Erlaß des preußischen Ministers für Handel
und Gewerbe, betreffend die Heranziehung von Praktikern
für den Unterricht an gewerblichen Fortbildungsschulen,
lautet folgendermaßen: Mein damaliger Herr Amtsvorgänger
hat es in dem Erlaß vom 21. Januar 1901 als notwendig

K. Schmoll von Eisenwerth

Farbiger Holzschnitt

bezeichnet, daß einsichtige Handwerksmeister zu Mit-
gliedern der Vorstände und Kuratorien der kommunalen
Fortbildungsschulen gewählt werden und dadurch Gelegen-
heit erhalten, die Wünsche und Bedürfnisse des Handwerks
bei der Verwaltung der Schulen zur Geltung zu bringen«.
Obwohl dieser Hinweis bei späteren Gelegenheiten mehr-
fach wiederholt worden ist, ist neuerdings doch verschie-
dentlich Klage darüber geführt worden, daß die Gewerbe-
treibenden nicht genügend in der Lage seien, die Wünsche
und Bedürfnisse der Praxis bei der Verwaltung der Fort-
bildungsschulen, insbesondere bei Aufstellung der Lehr-
pläne, geltend zu machen. Ich ersuche Sie daher, die
Gemeindeverwaltungen nochmals darauf hinzuweisen, daß
es im Interesse der Schulen liegt und dem guten Einver-
nehmen mit den gewerblichen Kreisen dient, wenn Ver-
treter derjenigen Gewerbszweige, deren Lehrlinge und
Arbeiter die Schulen besuchen, also Fabrikanten, Hand-
werker und gegebenenfalls Kaufleute, den Schulvorständen
und -kuratorien als Mitglieder angehören. Es ist mir
zweifelhaft, ob bei der Neuerrichtung von Fortbildungs-
schulen 'in allen Fällen ausreichend geprüft worden ist
ob zur Erteilung des Unterrichts genügend vorgebildete
Lehrkräfte verfügbar sind. Bei der Eigenart, die die Fort-
bildungsschule entwickelt hat, ist auch von einem tüch-
tigen Volksschullehrer nicht zu erwarten, daß er auch nur
im Deutschen (Berufs- und Bürgerkunde) und Rechnen
ohne besondere Vorbereitung das Richtige trifft; die Er-
teilung des Unterrichts im gewerblichen Zeichnen kann
ihm noch weniger ohne weiteres zugemutet werden. Im
allgemeinen werden daher neue Schulen nicht eher zu er-
öffnen sein, als bis der Leiter oder mindestens ein Lehrer

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