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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 21.1910

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Krause, H.: Über Metallfärbung, [2]
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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4873#0225

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







und warm, in verschiedener Konzentration und mit Probe-
stücken aus verschiedenen Legierungen, dann prüft man
einzeln die Wirkung der weiteren in der Badevorschrift an-
gegebenen Zusätze und merkt sorgfältig alle Beobachtungen,
die man dabei macht. Man weiß dann später, worauf es
ankommt und durch welche Zusätze man das Färbebad
wieder auffrischen kann, wenn seine Wirkung nach längerem
Gebrauche nachläßt. Dazu ist freilich ein denkender Ar-
beiter nötig, während man in vielen Metallwarenfabriken
glaubt, daß irgend ein ungelernter Arbeiter zum Färben
gerade gut genug ist. °

□ Hüten muß man sich auch bei der Auswahl der Chemi-
kalien vor Verwechselung ähnlich klingender Namen. So
dürfen Chloride nicht mit Chloriten oder Chloraten, Sulfide
nicht mit Sulfiten oder Sulfaten verwechselt werden. Auch
die im Chemikaliengroßhandel üblichen lateinischen Namen
geben zu solchen Verwechselungen leicht Veranlassung.
Kalium chloratum wird der Laie z. B. für Kaliumchlorat
halten, es ist aber Kaliumchlorid, das Kaliumchlorat heißt
Kalium chloricum. °

□ Chemische Kenntnisse sind natürlich für denjenigen,
der sich mit der Metallfärbung beschäftigt, von größtem
Nutzen, leider aber recht selten zu finden. Verfasser hat
versucht, in seinem bei Hartleben in Wien erschienenen
»Chemischen Auskunftsbuch« dem Nichtchemiker ein Hilfs-
mittel in die Hand zu geben, das ihn vor unliebsamen

Verwechselungen obengenannter Art schützt und auch sonst
in leichtverständlicher Art über die wichtigsten chemischen
Vorgänge Auskunft gibt. Viele chemische Stoffe sind auch
unter mehreren Namen im Handel und man findet häufig
in den Werkstätten denselben Stoff unter solchen ver-
schiedenen Namen in mehreren Flaschen, waren doch bis
vor kurzem in einem bereits in mehreren Auflagen er-
schienenen Fachwerk zwei Rezepte direkt untereinander
zu finden, die sich nur dadurch unterschieden, daß derselbe
Stoff unter zwei verschiedenen Namen angeführt war. a
o Besonderes Interesse hat man in den letzten Jahren
den japanischen Metallarbeiten zugewandt. Die Mittel,
mit denen die Japaner die Metalle färben, sind aber in der
Hauptsache genau dieselben, die wir benutzen. Mittel be-
sonderer Art sind wohl nur die Verwendung des von den
Holzarbeiten her ja hinlänglich bekannten Urushilacks, der
aus Laccainsäure, Gummi, Öl, Stickstoff in einer albumin-
ähnlichen Verbindung und Wasser besteht und um so
besser ist, je geringer sein Wassergehalt ist und die Ab-
kochung einer Grasart Kari-yasu (Calamagrositis Hakonen-
sis), die zum Abtönen der Färbungen verwendet wird.
Hiervon und von der Verwendung einiger bei uns nicht
gebräuchlicher Legierungen abgesehen, ist es eben nur die
hochgesteigerte Geschicklichkeit und Erfahrung in der An-
wendung der vorhandenen Mittel, durch die so schöne
Erfolge erzielt werden. n



KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







EIN SCHWEDISCHES PRACHTWERK ÜBER

EINEN DEUTSCHEN KUNSTSCHRANK1)

d Die Geschichte des deutschen Kunstgewerbes und der
deutschen Kultur erfährt von Norden her eine ungewöhnliche
Bereicherung und Ehrung. Ein hervorragender schwedischer
Gelehrter, der Oberintendant der Königlichen Kunstsamm-
lungen Dr. John Böttiger, veröffentlicht in deutscher Sprache
ein vierteiliges Monumentalwerk über einen jener Augs-
burger Kunstschränke, die so viel Handgeschick, Kunst-
fertigkeit und Sammelliebe unserer alten Meister und ihrer
Besteller in sich vereinigen. Es ist der Schrank, den im
Jahre 1632 Gustav Adolf bei seinem Einzug in Augsburg
von der Stadt zum Geschenk erhalten hat. Ihn haben die
Nachfolger und Landsleute des großen Königs treu behütet.
Im Besitz der Universität Upsala, enthält er noch heute fast
alle die eigenartigen, zum Teil absonderlichen Herrlich-
keiten, mit denen einst Philipp Hainhofer ihn hat ausstatten
und füllen lassen, ein ganzes Museum der Kleinkunst und
der Kuriositätenlust der ausgehenden Renaissance. Er ist
ein jüngeres Seitenstück zu dem sog. Pommerschen Kunst-
schrank im Kunstgewerbemuseum zu Berlin. n
o Der Herausgeber sieht es als eine Dankesschuld gegen
Deutschland an, den Schrank und seinen Inhalt durch Bild
und Wort der Kunst- und Kulturgeschichte zugänglich zu
machen. Der kunstsinnige Kronprinz Gustav Adolf von
Schweden hat die Widmung angenommen. Die Lithogra-
phische Anstalt des Generalstabes in Stockholm und ihr
Vorstand, Hofintendant Axel Lagreüus, haben die treff-
lichen Abbildungen ausgeführt und die Herausgabe der kost-

1) John Böttiger, Philipp Hainhofer und der Kunst-
schrank Gustav Adolfs in Upsala. Verlag der Lithogra-
phischen Anstalt des Generalstabs, Stockholm, 1910. Vier
Teile, mit 118 Tafeln und 160 Textillustrationen.

baren Publikation in vollendeter Form ermöglicht. Über
100 Tafeln, darunter 33 Heliogravüren, und mehr als 150
Textbilderbegleiten in den vier stattlichen Bänden die kunst-
historische Darstellung und die eingehenden Untersuchun-
gen und Beschreibungen des Ganzen und der Einzelheiten.
Form und Inhalt nehmen vielfach Bezug auf das Werk von
Julius Lessing und Adolf Brüning über den Pommerschen
Kunstschrank. n

□ Im Mittelpunkt der feinsinnigen Darstellung steht die
Persönlichkeit Philipp Hainhofers, dieses betriebsamen,
verschlagenen, ein wenig eitlen und doch gutmütigen Aller-
weltsmannes. Bürger und Hofmann, Kunstfreund und
Händler zugleich, allem Seltsamen und Fremdartigen zu-
getan, gleicht er selber einem Stücke deutscher Kleinkunst
aus jenen Tagen mit all ihrem spielenden Zierat und Bei-
werk. Aus Hainhofers Korrespondenz, die bislang nur zum
Teil veröffentlicht worden war, entnimmt der Verfasser
anziehende Belege über seinen Geschäftsbetrieb, seinen
Verkehr mit Handwerkern, Künstlern und fürstlichen Gön-
nern, seinen Geschmack und seine Kunstauffassung. Was
er selbst sammelt und seinen Abnehmern vermittelt, sind
vorwiegend Seltenheiten, Vexierstücke, »Kurtzweil« aller
Art; der Aberglauben der Zeit, die Lust an Überraschungen
und Attrappen, spitzfindige Symbolik gehen vor ernsthafter
Kunst; auch das Interesse an Naturalien und ethnogra-
phischen Gegenständen ist Kuriosität, nicht Wissenschaft.
Aber unermüdlich spürt der rastlose Mann allem Neuen
nach, zumal wenn er glaubt, es mit Nutzen verwerten zu
können. Aus dem Kapitel über die Vorgeschichte des
Kunstschrankes gewinnt man lehrreichen Aufschluß über
die Geduld, mit der Hainhofer in jahrelangen Mühen seine
Schränke und ihren Inhalt zusammenstellt; auch ist es ihm
schwer genug geworden, sie bei seinen Gönnern unter-
zubringen. Der Schrank, der dem »Löwen von Mitternacht«
1632 gewidmet wurde, war schon seit 1625 in Arbeit. □
 
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