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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 22.1911

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Kračik, Hugo: Neue Bucheinbände von Paul Kersten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4361#0032

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ARBEITEN VON ALBIN MÜLLER UND HANS ZEISSIG

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ALBIN MÜLLER IN DARMSTADT
Teppich und getriebene Metallfüllung
Ausstellung Keller & Reiner in Berlin
HANS ZEISSIG IN LEIPZIG
Silberner Tafelaufsatz (Geschenk der Stadt Leipzig
an die Stadt Dresden für deren neues Rathaus)

richtet sich auch hier nach den fünf Bünden des Rückens. Der
Band auf S. 24 links zeigt ein frei auf die Fläche gesetztes
gutes Kreisornament, welches mit seinen verschlungenen
Kreisbogen etwas ans Romanische erinnert. Das Leder ist
myrtengrünes Maroquin poli, die Rosen in der Mitte sind
rosa, das Kreisband ist marineblau, ebenso das Vorsatz
in Moireeseide. Der elfte Band zeigt wiederum wie der
vorige ein frei auf die Fläche gesetztes Ornament ohne
jede Verbindung mit Rücken und Deckelrand (ersterer ist
bei beiden glatt und selbige besitzen keine Teilung). Dieser
elfte Band ist eine Sammlung alter persischer Sinnsprüche
(Vierzeiler): Ruba’ Ijat des Omar Chajjäm von Neschapur,
— Leipzig, Inselverlag. Hier hat Kersten nicht nur das
äußere Deckelornament dem Inhalte des Buches angepaßt,
indem er dieses in altpersischen Formen hielt, sondern
als Vorsatz benutzte er zarten, seidenen, weißen Spitzen-
stoff aus Persien auf mattgoldener Unterlage. Dieses un-
gemein apart und reich wirkende, aber doch wieder in
seiner Feinheit dezent sich gebende Vorsatz dürfte wohl
in dieser Ausführung bis jetzt als einzig dastehend gelten.
Das äußere Einbandleder ist grasgrünes Kalbleder und
zwar aus dem Grunde, weil die sehr großen, sich auf

jeder Seite befindenden, inneren schönen Initialen auch
eine solche grüne Farbe besitzen — also Harmonie im
ganzen Buche, mit welchem Kersten ein Werkchen ge-
schaffen hat, welches in sich betreffs des Ornamentalen,
wie des Materials eine sich an den Inhalt anpassende
überaus verfeinerte Geschmackskultur birgt und wohl ein
kaum zu übertreffendes Musterbeispiel modernster, fein-
sinnigster Kunstbuchbinderei darstellt. Namentlich reiche
Bücherfreundinnen werden für dieses Vorsatz in Spitze
Sympathien empfinden. Als letzter Band sei ein Blind-
druck vertreten, welcher eine einfache aber großzügige
Flächenteilung mit guter Wirkung aufweist. Das Leder
ist havannabraunes Maroquin. n
□ Dies wären einige Beispiele von der neuesten Kunst
Paul Kerstens. Und wenn er nicht nur im Inlande, son-
dern auch im Auslande als erster deutscher Kunstbuch-
binder betrachtet wird, so ist das wohl nur richtig und
wenn ihn einmal ein Publizist den deutschen Marius Michel
oder den deutschen Douglas Cockerell genannt hat, so war
das sicher nicht allzu weit gegriffen, obwohl auch ihm —
wie allen produktiv Impulsiven — hin und wieder kleine
Fehlgriffe im geschmacklich Ornamentalen mit unterlaufen.
 
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