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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 22.1911

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Sprechsaal für die Leser / Neue Bücher / Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4361#0107

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU


AUS DEN VEREINEN
□ Hamburg. Am 27. Februar wird der Kunstgewerbe-
verein auf eine 25jährige Zeit seines Bestehens zu-
rückblicken. Dieser Tag wird festlich begangen werden.
AUSSTELLUNGEN
o Leipzig. Als erste Ausstellung des Vereins Deutscher
Buchgewerbekünstler findet vom 19. März bis 7. Mai 1911
im Deutschen Buchgewerbemuseum zu Leipzig eine Aus-
stellung *Neue deutsche Buchkunst« statt, an der auch Nicht-
mitglieder des Vereins sich beteiligen können. Als Termin
für Anmeldung und Einlieferung ist der 15. Februar 1911
festgesetzt. Einsendungen sind frankiert an die Direktion
des Deutschen Buchgewetbemuseums Leipzig, Deutsches
Buchgewerbehaus, Dolzstraße 1, zu richten. Von derselben
Stelle sind auch die Papiere zu erhalten. Zugelassen sind
zur Ausstellung alle die künstlerische Ausstattung des Buches
betreffenden Arbeiten, soweit sie von Künstlern entworfen
oder unter künstlerischer Leitung entstanden sind. Originale
sowohl als auch ausgeführte Arbeiten. Eine Jury ent-
scheidet über die Zulassung aller Einsendungen. Die Aus-
stellung soll nach ihrer Vorführung in Leipzig als Wander-
ausstellung in verschiedenen deutschen Städten gezeigt
werden, und wird noch umfangreicher sein als die erste
Ausstellung des neugegründeten Vereins Deutscher Buch-
gewerbekünstler auf der Brüsseler Weltausstellung, die mit
dem Grand Prix ausgezeichnet wurde. □
PREISAUSSCHREIBEN

□ Dresden. Große Kunstausstellung Dresden 1912. Zu
dieser Ausstellung soll durch einen Wettbewerb unter den
in Sachsen lebenden Künstlern ein farbiges Plakat beschafft
werden, das in origineller und wirksamer Weise auf die
Ausstellung aufmerksam macht. Das Eigenartige an dem
Preisausschreiben ist, daß ausdrücklich ein Schriftplakat
verlangt wird. Die verlangte Schrift lautet: Große Kunst-
ausstellung Dresden 1912 — 1. Mai bis 15. Oktober im
Städtischen Ausstellungspalast. Die Entwürfe sollen 92
Zentimeter hoch und 60 Zentimeter breit und so beschaffen
sein, daß das Plakat unmittelbar danach angefertigt werden
kann. Nur fünf Platten einschließlich der Umrißplatte sind
zulässig. Die Entwürfe müssen bis 1. März 1911 im Aus-
stellungssekretariat (Königl. Kunstakademie zu Dresden,
Brühlsche Terrasse) mit Kennwort, wie üblich, abgeliefert
sein. Preise 300, 200 und 100 Mark. Das Preisgericht ist
die Ausstellungskommission. □
□ Frankfurt a. M. Zur Erlangung von Vorentwürfen für
Einfamilienhäuser (Villen) im Holzhausenpark zu Frank-
furt a. M. schreibt die »Eigenheim - Baugesellschaft für
Deutschland« (Zentralverwaltung Frankfurt a. M.) unter den
deutschen Architekten einen Ideenwettbewerb aus. Preis-
gericht: Oberbürgermeister Dr. Adickes, Dr. A. v. Heyden,
Direktor der Deutschen Bank, Stadtrat Gustav Schaumann,
Ph. Wolz, Direktor der »Eigenheim - Baugesellschaft für
Deutschland« (sämtlich in Frankfurt a. M.), die Architekten
Pützer-Darmstadt, Muthesius-Nicolasee, Grässel-München.
Bei Verhinderung eines der Mitglieder wird Architekt Prof.
Berndl-München das Preisgericht ergänzen. Ein 1. Preis
von 2500 Mark, ein 2. Preis von 1500 Mark, ein 3. Preis
von 1000 Mark. Außerdem sollen Ankäufe einer Reihe
von Entwürfen zu je 500 Mark, ferner einzelner Bauent-
würfe zum Preise von je 150 Mark vorgenommen werden.
Ablieferung: 1. März 1911. Unterlagen und Bedingungen

von der Geschäftsstelle der »Eigenheim-Baugesellschaft für
Deutschland«, Frankfurt a. M., Goethestraße 4/10, gegen
3 Mark. °
□ Hannover. Ein verlorenes Preisausschreiben! Der
Gewerbeverein für Hannover bedarf eines neuen Hauses.
Es wurde ihm ein Grundstück im Zentrum der Stadt, dem
neuen Forum nahe, zur Verfügung gestellt. Nur: schon
dieses Bauland bedingte eine Niederlage. Es handelt sich
nämlich um einen nicht allzu großen, rechteckigen Block,
dessen meist exponierte Schmalseite an der breiten Kümmel-
straße liegt, während die Längsseiten von der Friedrich-
und der Kleinen-Ägidienstraße gebildet werden. Die vierte
Grenze bestreitet die Große Ägidienstraße. Und hier
lauert das Unglück. Es stehen hier auf dem Block drei
alte Häuser, wertlose, baufällige Baracken; die sollen blei-
ben. Warum? Aus Mangel an städtebaulicher Einsicht.
Es ist schwer zu begreifen, wie eine Stadtverwaltung sich
entschließen kann, in unmittelbarer Nähe eines Viertels
von Monumentalbauten zu gestatten, daß ein relativ kleiner
Block, der wiederum mit einem Monumentalbau versehen
werden soll, willkürlich durch zufällige Hartnäckigkeit alter
Besitzer in Stücke gehackt wird. Was soll denn einmal
später, wenn die alten Buden zusammengesunken, der neu-
gebauten Gewerbehalle zur Seite kommen? Auf eine Er-
weiterung wurde im Preisausschreiben nicht verwiesen; es
hat wohl auch keiner der Bewerber damit gerechnet. So
bleibt es also bei einem Beitrag zu dem Thema: städte-
bauliches Durcheinander. Dazu kommt, daß der Testierende
Teil des Blockes an der sehr schmalen »Kleinen Ägidien-
straße«, also an der einen Längsseite, eine in einem stump-
fen Winkel gebrochene Bauflucht aufweist. Und: dieser
Schönheitsfehler soll nicht etwa repariert werden; er soll
erhalten bleiben. Man hat allen Ernstes Vorschläge, die
ihre Fassade den brutalen Knick mitmachen ließen und,
wie das nicht anders möglich, den Grundriß winklig mal-
trätierten, preisgekrönt; man hat Vorschläge, die zum
Zwecke der Regulierung die Bauflucht überschritten, prin-
zipiell abgelehnt. O, Hannover: noch ist die schwere Zeit
der Not, noch ist die schwere Not der Zeit, noch ist die
Not der schweren Zeit. Es verdient immerhin Aner-
kennung, daß das Preisgericht (in dem auch Architekten
gesessen haben sollen) sich wenigstens mit den Entwürfen
abgab, die durch ein Zurückgehen hinter die mirakulöse
Bauflucht gesunde Raumbildungen ermöglichten. Doch:
auch diese Vernünftigen konnten der Schwierigkeit einer
sehr gemischten Aufgabe nicht Herr werden. Es ist näm-
lich der Gewerbeverein nichts weniger als eine homogene
Körperschaft; er umfaßt die Staffelung vom Schuhmacher
bis zum modernen Kunstgewerbe, vom Schneider bis zum
Neosezessionisten. Das ist etwas viel und eine Unmög-
lichkeit. Was sollte da eigentlich gebaut werden: eine
Fabrik, in der schwere Maschinen zur Schau gestellt, Me-
chaniker und Chauffeure unterrichtet werden; ein Werk-
stättenhaus mit Holzlager, Trockenkammer, Räucherkammer,
Bügelzimmer und Brausebad; ein Tempel der zarten Künste.
Alles miteinander, so verlangte die Aufgabe. Solche Naivi-
tät wirkt tötlich. Es haben sich denn auch die armen Wett-
bewerber arg gequält und fanden doch keine Form,
die ein architektonischer Ausdruck der einzufangenden
Mischung genannt werden könnte. Die Aufgabe war eben
völlig schief; zwittrigen Zwecken läßt sich kein eindeutiges
Gehäus finden. Es muß gesagt sein: das Preisausschreiben
ist verloren, obwohl recht viele der konkurrierenden Archi-
tekten Leistungen von gutem Niveau einbrachten. Die
Aufgabe bedingte solche Niederlage. Robert Breuer.

Für die Redaktion des Kunstgewerbeblattes verantwortlich: Fritz Hellwag, Berlin-Zehlendorf
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig. — Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h. in Leipzig
 
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