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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 22.1911

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Breuer, Robert: Neue Porzellane der Berliner Manufaktur
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Bender, Ewald: Rudolf Bosselt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4361#0154

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RUDOLF BOSSELT

1/17
J 4 /

zellan immanente Architektonik fühlen ließen, deren
farbiger Schmuck alle musikalischen Tugenden des
an Gefühlen reichen Materials verriet. Schmuz-Baudiß
hatte richtig erkannt, daß die spezifische Schönheit
des Porzellans sich in den gleißenden Konvexen, in
den von Silberdunst erfüllten Konkaven enthülle. Er
hatte das Relative aller Überglasurmalerei erfaßt, hatte
neue Effekte des aus der Tiefe in die Welt strahlen-
den Unterglasurkolorites gesucht und gefunden. Auch
als Direktor hat er solcher Erkenntnis und solchem
Können weitergelebt, hat aber auch dafür gesorgt, daß
ein Stab von Künstlern, jeder nach eigener Art, die
Gesetze des Porzellans zur schönen Form erhebe. Wie
gut ihm das gelang, davon gab die Brüsseler Welt-

ausstellung unverfälschte Kunde; die Koje der Berliner
Manufaktur gewann das internationale Lob. Stücke,
wie die Japanerin von Amberg wurden viel bewun-
dert und gekauft. In Amberg und Hubatsch, auch
in Schwegerle besitzt die Manufaktur treffliche Künstler,
die das Sinnliche des Porzellans modern empfinden
und mit Logik und Temperament zu formen wissen.
Die Plastiken dieser drei sind der Puppenstube ent-
wachsen, sie wurden den ästhetisch-wachen Nerven
ein motorisches Vergnügen, gewannen den Lebens-
reichtum japanischer Netzke, die Koketterie derTanagra-
figuren und ein Ahnen von der latenten Größe des
Buddha auf dem chinesischen Hausaltar. □
ROBERT BREUER.

RUDOLF BOSSELT
DIESES Künstlers Name
ist verknüpft mit dem
Wiederaufleben derMe-
daillenkunst in Deutsch-
land. Man kennt die stilsicheren
Arbeiten seiner Hand, die eine
ungewöhnliche Bewußtheit über
Möglichkeiten und Grenzen die-
ser reizvollen Kleinkunst ver-
raten. Bosselt scheint mir eine
nachdenkliche Natur zu sein.
Eben las ich eine Broschüre
von ihm über »alte und neue
Medaillenkunst«. Ein Kunst-
schriftsteller könnte den Mann
beneiden um die wache Klar-
heit dieser technischen und sti-
listischen Erörterungen. Offen-
bar ist Bosselt erfüllt von jener
Kultur, die sich einstellt, wenn
das triebhaft Künstlerische hoch
in das Bewußtsein gehoben
wird von einem Intellekt, der
um ein Weniges die Empfindung
überwiegt. Die Künstler sind
ja stets viel bewußter, als man
im allgemeinen glaubt. Aber
bei Bosselt habe ich ganz be-
sonders den Eindruck einer Be-
herrschtheit, die nur einer intel-
lektuellen Klärung der Instinkte
verdankt wird. Wie soll ich es
anders ausdrücken? Bosselt hat
im besten Sinne künstlerische
Bildung wie etwa Adolf Hilde-
brand; ein Schönheitsgefühl,
das man auch mit einem mehr
kunstgewerblichen Terminus
»Geschmack« nennen könnte.
Aber ich umschreibe immer nur,
was mir als das Ursächliche
und Stilbildende seiner Kunst-
übung erscheint: ein eifriges
Korrespondieren von Empfin-
dung und Intellekt während der
Arbeit, und im fertigen Werk
haben sich beide Funktionen
ineinander verschlungen und
 
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