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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Rauecker, Bruno: Über einige Zusammenhänge zwischen Qualitätsarbeit und Sozialpolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0013

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NEUE ARBEITEN VON GEORG SCHREYÖGG


fertigt, wenn es in Akkord gegeben wird, kann nicht
verkauft werden und schädigt letzten Endes den Arbeits-
herrn. o
□ Aus dem gleichen Grunde sehen wir auch die
anderen üblen Lohnsysteme: das Schellenpferdsystem,
das Zwischenmeistersystem aus dem Herstellungspro-
zesse solcher Qualitätsbetriebe entschwinden. o

d 2. Weiterhin habe ich gefunden: In den kunst-
gewerblichen Betrieben Münchens werden als Mindest-
löhne so hohe Löhne bezahlt, daß der Höchstlohn,
errechnet aus dem Durchschnittsgewerbe, diese Mindest-
löhne nicht erreicht. n
a Welche ungeheuren Folgen diese Tatsache auf dem
kunstgewerblichen Arbeitsmarkt ausüben wird, wenn
erst die Gewerkschaften
sich eingehender mit der
Frage der Qualitätspro-
duktion befaßt haben
werden, läßt sich bei der
starken Bedeutung, die
dem Lohnproblem inner-
halb der gesamten so-
zialen Frage zukommt,
kaum ermessen. Jeden-
falls aber kann man heute
schon folgende höchst
bedeutsame Erscheinung
allgemein erkennen: □
□ Der Einheitslohn einer
Klasse hat die Tendenz,
sich dem Lohn der teuer-
sten Arbeitskräfte anzu-
passen. Dieser Satz aber,
angewandt auf das vor-
her gesagte, ergibt, daß
— nach dem allgemeinen
Preisgesetz — der Ein-
heitslohn einer bestimm-
ten Branche bestimmt
wird durch die techni-
sche und geschmackliche
Vollendung seiner Pro-
dukte, die wiederum die
Heranziehung jeweils
höher qualifizierter Ar-
beitskräfte zur Voraus-
setzung und Bedingung
hat. Tatsächlich üben
die im Münchner Kunst-
gewerbe bezahlten Löhne
einen Druck nach oben
auf die Löhne des Gesamt-
gewerbes, dem sie jeweils
angehören, aus. a
a Ferner 3. die ge-
schmackliche Produk-
tion, — ich sage hier
nicht: Qualitätsproduk-
tion, weil dies nicht in
diesem weiten Sinne rich-
tig wäre —, das Kunst-
gewerbe schaltet, auch
in der Produktionsform
der Kunstindustrie die
Arbeitsteilung, die in
ihrer äußersten Konse-
quenz den Arbeiter zu
einem seelenlosen Hand-

Georg Schreyögg, Karlsruhe

Der Sieger, Kriegerdenkmal in Worbis
 
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