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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Krefting, Walter: Die Geschmacksbildung des Volkes durch die Pflichtfortbildungsschule [S. 13: Erich Kleinhempel]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0020

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NEUE ARBEITEN VON ERICH KLEINHEMPEL

1 Q
1 j

ERICH KLEINHEMPEL
resden und seine Kunstgewerbeschule verlieren
in Erich Kleinhempel einen sehr begabten
Künstler, dessen Arbeiten seit langen Jahren
dem dresdner kunstgewerblichen Leben mit das Ge-
präge gegeben haben. Professor Erich Kleinhempel
hat einen ehrenvollen Ruf nach Bremen angenommen,
wo er vom Oktober an Leiter des Kunstgewerbe-
museums und der Kunstgewerbeschule sein wird, als
Nachfolger des nun bekanntlich an der Technischen
Hochschule in Dresden wirkenden Emil Högg. a
□ Unsere Leser kennen Kleinhempel seit langer Zeit
aus vielfachen Reproduktionen seiner Werke. Er ist
ebenso sicher im Entwerfen für graphische und
malerische Zwecke als auch besonders für die textile
Branche. Seine Teppiche gehören zweifellos zu dem
Besten, was unsere neue Kunst hervorgebracht hat
und zahlreiche Möbel- und Kleiderstoffe haben sich
dauernd auf dem Markte erhalten können. Auch als
Raumkünstler ist Kleinhempel weiten Kreisen bekannt
geworden, wenn er sich auch weise auf die Innen-
kunst beschränkt hat, und nicht, wie manche seiner
Zeitgenossen, den schweren Schritt vom Kunst-
gewerbler zum Außenarchitekten tun zu müssen glaubte.
Diese Beschränkung ist ganz gewiß seiner Produktion
zugute gekommen und vor allem seinen Schülern,
deren er in seiner fünfjährigen Lehrtätigkeit an der
Kunstgewerbeschule viele erfolgreich ausgebildet hat.
Hoffentlich wird es ihm gelingen, auch in Bremen so
festen Fuß zu fassen und das dortige Kunstgewerbe
so nachhaltig zu beeinflußen, wie es ihm in Dresden
möglich gewesen war. F. H.

Geschmacksbildung dahingestellt wird, das Besprechen von
Gemäldereproduktionen und der Besuch von Museen und
Gemäldeausstellungen, versäume ich nicht, glaube aber,
daß den Schülern dieses ferner liegt als ihre eigene Arbeit,
sowie die Gegenstände und Möbel, die sie zu Hause um-
geben. °
□ Eine solche Geschmacksbildung ist aber nicht nur für
die kunsthandwerklichen und handwerklichen Klassen zu
fordern, sondern für alle Schüler, besonders auch für die,
die in einseitiger, unbefriedigender Arbeit stehen und dazu
noch oft in unglücklichen häuslichen Verhältnissen leben.
Die haben es ganz besonders nötig, daß ihnen in ihrer
schweren Arbeit Werte gezeigt werden und daß sie an-
geleitet werden, die freie Zeit nach Tages Last zu wirklichen
Feierabenden zu gestalten. In einer solchen Arbeiterklasse,
in der so viele blöde, kranke, auch in den Grund verdorbene
Schüler sitzen, die keine Erinnerung an eine freudige
Jugend haben und kein Streben nach einer Zukunft, hat
es freilich keinen Zweck, Stillehre zu treiben und den
Schönheitsbegriff zu vereinzeln, da können wir nur immer
wieder zeigen, was Schönes heute geschaffen wird und in
vergangenen Jahrhunderten geschaffen worden ist; aber
auch möglichst an Dingen, die ihnen nahe liegen, also
Einrichtungen von Arbeiterwohnungen, Gegenstände, Wand-
schmuck. Diesen jungen Arbeitern müssen wir gute Lektüre
vorlesen und stimmungsvolle oder begeisternde Gedichte,
dann werden doch immer einige sein, die Gefallen daran
finden und in denen die Freude am Guten und Schönen
erwächst und erstarkt. Das können weihevolle Stunden


Erich Kleinhempel, Dresden, Schlaf- und Toilettenzimmerecken
ausgeführt von Bruno Knoblauch in Meißen
 
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