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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Kunstgwerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0067

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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Henker-Charlottenburg; als Stellvertreter: Möbelfabrikant
Otto Erdmann jun. und Architekt Heinrich Straumer. Ein-
sendung bis 9. Januar 1913 an den Verein für Deutsches
Kunstgewerbe, Berlin W.9, Bellevuestraße 3 (Künstlerhaus),
der die Bedingungen kostenfrei abgibt. □
AUSSTELLUNGEN
o Leipzig. Der Anmeldetermin für die Aussteller auf der
Internationalen Bauausstellung Leipzig 1913 verlängert. Wie
uns die Geschäftsleitung der Internationalen Bauausstellung
mitteilt, ist der Anmeldetermin für private Aussteller auf
der Bauausstellung, dessen Schluß ursprünglich auf den
1. Oktober festgesetzt war, bis zum 1. Januar 1913 ver-
längert worden. Hiermit wird den Firmen, die eine Be-
teiligung auf der Ausstellung in Aussicht genommen, die
Anmeldung aber bisher versäumt haben, Gelegenheit ge-
boten, sich noch nachträglich einen Platz auf der Aus-
stellung zu sichern. Das Interesse der einschlägigen In-
dustrie ist außerordentlich groß und gelangt am besten in
der Tatsache zum Ausdruck, daß heute bereits Flächen
von rund 1 Million Mark belegt worden sind. □
□ Stuttgart. Das Landesgewerbemuseum veranstaltet eine
große moderne kunstgewerbliche Schau, die diesmal einem
der stärksten und meistseitigen Talente unter den Führern
des neuzeitlichen Kunstgewerbes, nämlich dem Wiener
Professor Josef Hoffmann gilt. Vertritt doch gerade dieser
geniale und temperamentvolle Künstler am besten jene
Richtung, die jetzt nicht nur für Österreich, sondern selbst
darüber hinaus besonders charakteristisch ist und wegen
des phantasievollen Linienschwungs und der freudigen
leuchtenden Farben überall die verdiente Anerkennung ge-
funden hat. Es ist sehr erfreulich, daß dieser Haupt-
repräsentant des gegenwärtigen Wienertums sich endlich
entschlossen hat, seine reizvollen Arbeiten auch außerhalb
seiner engeren Heimat zu zeigen, und daß er dafür die
schwäbische Residenz gewählt hat. o
AUS DEN VEREINEN
□ Königsberg i. Pr. Der Kunstgewerbeverein hielt am
24. Oktober unter dem Vorsitzenden Professor Rodemeier
im Britisch-Hotel seine Generalversammlung ab. Nachdem
der Jahres- und Kassenbericht erstattet war, wurden bei den
Vorstandswahlen die satzungsgemäß ausgeschiedenen Mit-
glieder, Professor Dr. Ulbrich als 2. Vorsitzender, Architekt
Andrean und Fräulein Windelband als Beisitzer einstimmig
wiedergewählt. Im verflossenen Geschäftsjahre hat der
Verein zur Erledigung seiner Aufgaben und Arbeiten ab-
gehalten: 7 ordentliche Versammlungen, 3 öffentliche Ver-
sammlungen, 1 ordentliche Hauptversammlung, 8 Vorstands-
sitzungen, 5 Besichtigungen. In den Versammlungen
wurden 10 Vorträge aus kunstgewerblichen Gebieten ge-
halten. Außerdem wurden 1 Ausstellung und 5 Wett-
bewerbe veranstaltet. Die Beteiligung war in allen Fällen

eine erfreulich rege und hat die Tätigkeit des Vereins
auch im verflossenen Jahre auf den betreffenden Gebieten
viel nutzbringende Anregung gegeben. Der Voranschlag
für das Vereinsjahr 1912/13 wurde genehmigt. Die Mit-
gliederzahl betrug am Jahresschluß 166 gegen 164 im Vor-
jahre. Aus der Versammlung wurde der Wunsch laut,
im kommenden Winter eine gesellige Zusammenkunft zur
Feier des 15. Stiftungsfestes zu veranstalten. Der Vor-
sitzende erklärte sich mit dieser Anregung durchaus ein-
verstanden und wird mit dem zu diesem Zweck erwählten
Ausschuß in Verbindung treten. — Über Holzschnitzerei
hielt Herr Bildhauer Balzer, Lehrer für Modellieren und
Schnitzen an der Königlichen Kunst- und Gewerkschule,
am 7. November einen Vortrag im Kunstgew erbeverein.
Professor Rodemeier gab in einer kurzen Einleitung einen
Hinweis auf die Blütezeit der deutschen Holzbildhauerei
im 15. und 16. Jahrhundert in Nürnberg, Augsburg und
Krakau und erwähnte eine Zunftordnung aus Krakau vom
Jahre 1490, aus der ersichtlich, wie hohe Anforderungen
damals an das Können der Kunsthandwerker gestellt wurden.
Sodann begann Herr Balzer mit der Beschreibung des zur
Holzbildhauerei verwendeten Materials, des Buchsbaum-,
Birnbaum-, Eichenholzes, Ahorn-, Nußbaum und Linden-
holzes in ihren besonderen Eigenschaften. An in Arbeit
befindlichen Stücken zeigte der Vortragende die Hand-
habung der Werkzeuge, die Balleisen, Flacheisen, Hohl-
eisen, Bohrer und Geißfüße, gekröpften und verkehrt ge-
kröpften Eisen und gibt eine eingehende Erklärung der
Behandlung von flachen und hohen Reliefs und frei-
stehenden Figuren. In einem Überblick der geschicht-
lichen Entwicklung der Holzschnitzkunst wies er darauf
hin, daß schon in ältesten Zeiten Schnitzereien in Holz in
ähnlicher Weise wie heute auch bei primitiven Völkern
geübt wurden. Jedoch ließ die Vergänglichkeit des Materials
nicht viel auf uns kommen. Die Gotik und Renaissance
haben uns zahlreiche schöne Werke in Schnitzaltären, Bef-
und Beichtstühlen, Möbeln und Wandvertäfelungen hinter-
lassen, die von einer hohen Blüte dieser Kunst zeugen.
Die Reformationszeit und der dreißigjährige Krieg waren
die Ursachen des Niederganges aller Kunst. Das Barock
und Rokoko brachte jedoch noch viele schöne Schnitzereien
in Kirchen und Schlössern hervor. Weiter zurück ging es
in den Zeiten der Napoleonischen und Befreiungskriege.
Viele Schnitzer gingen nach Frankreich, wo ihre Kunst
höheren Lohn fand. Im Biedermeierstil wurde fast nichts
mehr in Schnitzereien geleistet. Erst die Zeit der Stil-
wiederholungen am Ende des vorigen Jahrhunderts brachte
ein vorübergehendes Auftreten dieser Kunst, die aber sehr
bald wieder durch den Jugendstil in Mißkredit gebracht
wurde, ln neuester Zeit macht sich ein lebhaftes Be-
dürfnis bemerkbar, die Flächen unserer Möbel wieder durch
Schnitzereien zu beleben. Der mit vielem Beifall aufge
nommene Vortrag rief einen lebhaften Meinungsaustausch
hervor, der noch manche Belehrung und an Hand der
zahlreichen Schnitzereien alter und neuer Zeit, die im
Vortragssaale ausgestellt waren, viel Aufklärung brachte.

'Ifrlcirti iwdlarijy,

Für die Redaktion des Kunstgewerbeblattes verantwortlich Fritz Hellwag, Berlin-Zehlendorf
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig. — Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h. in Leipzig
 
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