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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Mhe, Herbert: Mode und Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0070

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MODE UND KUNSTGEWERBE



aus beeinflussen lassen. Die Wiener Werkstätten, die
sicherlich manches Gute in Schmuck und Stoffen ge-
leistet haben, versuchen neuerdings Kleider zu arbeiten.
Die Formen und die Art der Verarbeitung aber ist so
outriert (womit nichts gegen ihre Schönheit an sich
gesagt werden soll), so rein kunstgewerblich, daß es
einer Emanzipation noch immer gleichkommt. Die
Mode wird sich mit derartigen Stilisierungen niemals
einlassen können. □
□ Das Kunstgewerbe muß auf dem ihr eigenen Ge-
biet werben! Der Gang dahin ist nicht so sehr
versteckt. °
□ Der Zeichner, der mit der Mode, oder besser, der
durch sie beschäftigt ist, und also, wie schon gesagt,
das erste Bindeglied bedeutet, ist vor allem der Plakat-
künstler. Er hat die Aufgabe zu erfüllen, dem Publi-
kum die neuesten Veränderungen des Schnitts, die
Wirkung der letzten »Creation« möglichst augenschein-
lich darzustellen. Der Reklamezeichner entledigt sich
dieser Aufgabe, indem er alles Neue unterstreicht, in

outriertester Form bringt; dadurch nähert er sich dem
Lächerlichen, und als geschickter Zeichner umgeht er
diese Gefahr, indem er aus der Not die Tugend
macht, und seine Zeichnungen bewußt als Karikatur
arbeitet. Obendrein hat er dadurch den Vorteil, daß
der Humor am stärksten suggestiv auf die Masse
wirkt. Welche Erfolge dieser Weg aufweist, zeigt
die Masse der glücklichsten Arbeiten von Künstlern
wie Gose, Drian, Cardona, Monvel, Brunelleschi bis
zu Klinger, Leonard, Deutsch! □
□ Diese Künstler, Karikaturisten und Plakatzeichner
zugleich, bringen also nur die mehr oder minder
humorvolle Impression der Mode. Sie stehen dadurch,
wie gesagt, ihr am freiesten gegenüber, aber ihre
künstlerische Verbindung ist am losesten; sie dienen
mehr als Mittel der Mode, als daß sie direkt einwirken
könnten. a
□ Diesem Einfluß stünde der eigentliche Modezeichner
näher, — wenn er künstlerischen Zielen folgte. — °
□ Der eigentliche Modezeichner muß den Schnitt

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