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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Kunstgwerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0125

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

PERSONALIEN
□ Berlin. Der Architekt William Müller ist Mitte Februar
nach längerem Leiden im Alter von nur 41 Jahren gestorben.
In ihm verliert — man scheut sich fast, diese so oft miß-
brauchte Ausdrucksweise anzuwenden, aber hier enthält
sie die volle Wahrheit — die deutsche Kunst ein wertvolles
Mitglied, von dem wir alle noch sehr viel erhofften. Vor
sieben Jahren (wie lange liegt das schon zurück!) wurde Wil-
liam Müller mit einem Schlage ein weitbekannter Mann, als
er für Reinhardt die »Kammerspiele« des deutschen Theaters
erbaute, jene strenge und doch so intime Schaubühne,
die als das erste neuzeitlich empfundene Künstlertheater
seitdem in Berlin so viel Schule gemacht hat. Man hätte
vielleicht gern noch mehr Schöpfungen auf diesem Gebiet
von ihm gesehen, vielleicht auch ist es gut, daß die Ge-
legenheit hierzu fehlte und der Künstler davor bewahrt
wurde, sich wie manche Theaterbau-Spezialisten in die ei-
gene Schablone zu verstricken. So blieb Müller eine vielseitig
beanspruchte, stets in ursprünglicher Frische schaffende
Künstlerpersönlichkeit, die sich im Bau des Berliner Krema-
toriums, im Wohnhausbau, in Jagdschlössern und Villen
für hohe Herren, immer in gleicher chevaleresker Vornehm-
heit herausstellte. William Müller hat seinem Meister Messel
viel Ehre gemacht und er gehörte zu den wenigen Berliner
Architekten, die ihre Baukunst in jedem Falle bis ins Letzte
klar durchdachten und nichts hinausgehen und werden
ließen, das nicht, in allen Verhältnissen gut erwogen, für
alle Zeiten bestehen konnte. So war er bei aller persön-
lichen Bescheidenheit ein stolzer Mann. □
□ Hamburg. Die Firma Gustav Doren, im Jahre 1887
begründet, hat im vorigen Jahre ihr 25jähriges Bestehen
feiern können. Sie wird auch heute noch von dem in rüstig-
ster Schaffenskraft stehenden Inhaber gleichen Namens ge-
leitet. Ihren Ruf erwarb sie sich als Atelier für Deko-
rationsmalerei, dessen Arbeiten in ihrer etwas kühlen aber
stets wohl abgewogenen und treffsicheren Art dem Ham-
burger Charakter in glücklichster Weise entsprachen. Als
dann die Zeit der »weißen Wände« über die Dekorations-
maler hereinbrach, ließ sich Doren keineswegs entmutigen,
sondern ging energisch geraden Weges direkt ins Lager
der »Gegner« und nahm ihnen die »Waffen« aus der Hand:
er wandelte sein Geschäft einfach auch in eine große Werk-
stätte für Innenkunst um, ohne indessen seiner alten Liebe,
der Dekorationsmalerei, untreu zu werden. Der Versuch
glückte gut und heute steht die Firma in der ersten Reihe
der Möbelfirmen großen Stils. Wir bilden in dieser Nummer
einige in letzter Zeit entstandene Räume ab, die des emp-
fehlenden Wortes nicht bedürfen, weil sie in ihrer klaren
und geschmackvollen Komposition vollauf für sich selbst
sprechen können. n
AUSSTELLUNGEN
□ Berlin. Hohenzollern-Kunstgewerbehaus, Königgrätzer-
straße 8, Ausstellung von Originalzeichnungen von Franz
von Bayros sowie der dekorativen Malereien von Ina von
Kardorff, Februar-März 1913. ■■
□ Berlin. Das Königliche Kunstgewerbe-Museum hat für
die Monate Februar bis April eine Sonderausstellung
Brandenburgische Gläser des 17. und 18. Jahrhunderts« ver-
anstaltet, deren Vollständigkeit besonders den Leihgaben
Seiner Majestät des Kaisers aus den königlichen Schlössern,
des Großherzogs von Sachsen und der Herzoge von Anhalt
und Sachsen-Koburg und Gotha, ferner dem Entgegen-
kommen zahlreicher Privatsammler und Museen zu ver-

danken ist. Sie umfaßt die Gläser der kurfürstlichen und
königlichen Glashütten Grimnitz bei Joachimsthal, Marien-
walde, Potsdam und Zechlin. Die Potsdamer Hütte hat
eine Zeitlang unter der Leitung des berühmten Alchymisten
Johann Kunckel gestanden, der das Goldrubinglas erfand
und in seinem Laboratorium auf der Pfaueninsel herstellte.
Hervorragende Arbeiten aus diesem Rubinglas sind in der
Ausstellung vereinigt mit den erlesensten Werken der
Potsdamer und Berliner Glasschneider, Prachtpokalen mit
allen Arten des Hoch- und Tiefschnittes. □
a Gleichzeitig sind die Neuerwerbungen des Jahres 1912
zu einer Ausstellung vereinigt. □
□ Im Lichthofe wurde eine umfangreiche Sonderausstellung
»Berliner Bronze- und Messingguß« eröffnet. Seit Jahr-
zehnten hat der Bronzeguß an der tätigen Kunstindustrie
Berlins breitesten Anteil, sowohl für Geräte, Beleuchtungs-
körper und sonstige dekorative Aufgaben wie auch für den
Bildguß großen und kleinen Maßstabes. Die Ausstellung
zeigt in sorgsamem Aufbau an mehreren hundert Stücken
die lebhaften Fortschritte und gediegenen Leistungen der
namhaftesten Werkstätten, einerseits Kronleuchter und
Lampen verschiedenen Stils in reicherer und einfacherer
Gestalt, andererseits gewählte Beispiele der Kleinplastik
und des Medaillengusses in verschiedener Ausführung und
Behandlung, darunter seltene Werke von Gaul, Kraus und
anderen Künstlern. Ein Übersichtsblatt wird in der Aus-
stellung unentgeltlich verteilt. Die Ausstellung ist wochen-
täglich außer Montags von 10 bis 3 Uhr, Sonntags von
12 bis 4 Uhr geöffnet. □
□ Frankfurt a. M. Im Kunstgewerbe-Museum findet eine
graphische Ausstellung SchriftgießereiFlinsch, Frankfurt a.M.
Lucian Bernhard, Berlin, statt. Zur Schau stehen Proben
neuzeitlicher Buchausstattung sowie Gelegenheitsdruck-
sachen aller Art für die geschäftliche Propaganda und den
gesellschaftlichen Bedarf. Die dabei verwendeten Lettern
und typographischen Zierate sind von der Schriftgießerei
Flinsch in Frankfurt a. M. nach Entwürfen erster Künstler
geschnitten. Die Arbeiten von Lucian Bernhard, dem
Meister der künstlerischen Reklame, nehmen den ersten
Platz ein, außer diesen sind Schriften von F. H. Ehmcke,
Prof. Paul Lang, Prof. Ansgar Schoppmeyer, Willi Wegener
u. a. vertreten. Die Ausstellung zeigt, welch bedeutende
Wandlungen im typographischen Kunstgewerbe vor sich
gegangen sind. Man sieht, wie mit wenigen Mitteln, nur
durch zweckmäßige Auffassung des Textes, schöne Glie-
derung und richtiges Abwägen von Schrift und Schmuck,
sparsame Verwendung der Farben usw. Kunstwerke der
Typographie zustande gekommen sind. Diese Veranstaltung
wendet sich nicht nur an die Fachleute des graphischen
Gewerbes, sondern ganz besonders an das Drucksachen
verbrauchende Publikum, an die Geschäftsleute, Inserenten,
Behörden, Vereinsvorstände usw. o
o Leipzig. Gruppe des Deutschen Werkbundes auf der
Leipziger internationalen Baufachausstellung 1913. Mit Be-
zug auf das Rundschreiben des Deutschen Werkbundes
vom 30. Januar d. J., in dem die Errichtung eines eigenen
Büros für die Werkbundgruppe auf der IBA gemeldet
wurde, teilt der Unterzeichnete mit, daß die Ausstellungs-
leitung zur schnelleren Abwicklung der Geschäfte sowohl
die Erledigung der geschäftlichen wie auch die Durch-
führung der technischen Arbeiten für die Werkbund-Gruppe
übernommen hat. Alle an den Ortsvertrauensmann ge-
langenden Anfragen werden daher an die Industrieabteilung
der Ausstellung weitergegeben. □
□ Die Eröffnung der Ausstellung ist auf den 3. Mai fest-
gesetzt worden. Die Einlieferung der Ausstellungsgegen-
 
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