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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Kunstgwerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0126

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

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stände hat bis spätestens 20. April d. J. an die Industrie-
abteilung der Internationalen Baufachausstellung in Leipzig-
Thonberg, Reitzenhainer Straße, zu erfolgen. □
□ Die Auswahl der kunstgewerblichen Gegenstände er-
folgt durch Mitglieder des Werkbund-Ausschusses. □
Der Ortsvertrauensmann: Prof. Dr. Graul.
□ London. Im Hinblick auf eine heute von London aus
verbreitete Nachricht über eine sogenannte »Deutsch-
Englische Ausstellung« im Crystal Palace macht die »Stän-
dige Ausstellungskommission für die Deutsche Industrie«
im Anschluß an die vorjährigen Mitteilungen erneut darauf
aufmerksam, daß gegenüber diesem rein privaten Geschäfts-
unternehmen deutschen Interessenten größte Zurückhaltung
zu empfehlen ist. □
AUS DEN VEREINEN
□ Königsberg i. Pr. Über Wohnungskultur im kunstge-
werblichen Sinne hielt am 6. Februar Prof. Dr. JJlbrich im
Kunstgewerbeverein einen Vortrag. Redner gab erst einige
allgemeine Erklärungen über die Anforderungen, die bei
geschmackvoller Einrichtung und Ausstattung einer Woh-
nung in technischer und kunstgewerblicher Beziehung zu
erfüllen sind. In den Jahren 1820—50, der Biedermeierzeit,
war der Sinn auf das Einfache und Schlichte gerichtet, was
aber auf manchen Gebieten eine gewisse Verarmung zur
Folge hatte. Als Wendepunkt zur Besserung bezeichnet
Redner die Ausstellungen 1901 in Darmstadt und 1906 in
Dresden. Daß der Fortschritt bis heute nicht größer ist,
ist erstens auf den teilweisen Tiefstand der Geschmacks-
richtung in Handwerkerkreisen und im Publikum zurück-
zuführen und zweitens darauf, daß alles Neue sich schwer
einführt. □
□ Der Vortragende geht zunächst auf die Teile eines
Wohnraumes näher ein. Den Fußboden, die Wände und
die Decke. Alle drei müssen wohl zueinander passen,
können aber bei der Ausstattung als Einzelteile behandelt
werden. Der meistens übliche Ölfarbenanstrich ist beim
Fußboden insofern unpraktisch, als er sich an den oft be-
tretenen Stellen leicht abnutzt, unschön aussieht und zur
Stauberzeugung mit beiträgt. Das in letzter Zeit viel ver-
wendete Linoleum hat wieder den Nachteil, daß es kalt ist.
Der Vorzug gebührt dem eichenen Riemchenboden und
dem Parkettfußboden. Die Wände können bemalt, mit Ta-
peten oder Stoff bekleidet werden, es sollten aber nicht zu
dunkle und schwere Farben gewählt werden. Vielfach wird
die Wand nur bis zu einer bestimmten Höhe mit Tapeten
oder Stoff bekleidet und die obere Hälfte weiß gelassen.
Das ist eine Lösung, die für Wohnräume nicht zu emp-
fehlen ist. Die Wand erfährt dadurch eine wagerechte
Teilung, wodurch das Hängen von größeren Bildern er-
schwert wird. An die Wand sollten Öl-, Aquarell- und
Pastellbilder kommen, während Radierungen und Stiche
besser in einer Mappe unterzubringen sind, auch Photo-
graphien sollten nicht an die Wand gehängt werden, sie
gehören ins Album. Die Decke muß etwas abgetönt werden
und dürfte ebensowenig weiß bleiben wie die Wand. Bei
der Ausschmückung der Decke ist es nicht erforderlich, auf
in den Wänden vorhandene Fenster und Türen Rücksicht
zu nehmen. Die Malerei soll nicht unruhig wirken, am
allerwenigsten in Wohn- und Arbeitsräumen. □
□ Die Möbel sollen zweckmäßig und schön sein und ledig-
lich durch Form, Farbe und Struktur ihres Holzes wirken.
Künstliches Färben des Holzes ist unpraktisch, weil die
Farben nicht haltbar sind. Unter den Räumen verdient
das Wohnzimmer die sorgfältigste Ausstattung, weil man
hier die meiste Zeit verbringt. Die Möbel sollen so be-
schaffen sein, daß sie sich auch bei einem Wohnungs-

wechsel wieder leicht aufstellen lassen. Beim Entwerfen
der Möbel für einen Raum ist es ratsam, verschiedene
Sitzgruppen vorzusehen. □
PREISAUSSCHREIBEN
o Berlin. Auf Veranlassung der Firma W. Dittmar,
Möbelfabrik, Berlin C., Inhaber Otto und Bruno Lademann,
schrieb der Verein für deutsches Kunstgewerbe Berlin einen
Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für Möbel aus.
n Diese Möbel sollten dem Geschmacke eines gebildeten
Publikums entsprechen, künstlerisch und technisch einwand-
frei sein und sich für eine Vierzimmerwohnung eignen, deren
Möbel den Preis von 5000 M. nicht überschreiten. Vor
allen Dingen sollten diese Möbel den Stil unserer Zeit, also
1912, nach Möglichkeit und im besten Sinne zum Ausdruck
bringen. □
□ Jede Arbeit hatte aus zwei Entwürfen zu bestehen, und
zwar entweder zu einem Büfett und einer Kredenz oder
zu einem Herrenbücherschrank und einem Herrenschreib-
tisch oder zu einem Damenzimmerschreibtisch und einem
Damenzimmerschrank oder zu einem Schlafzimmerschrank
und einem Bett. □
□ Dieser Wettbewerb ist nun mit eintausendundzehn Ent-
würfen beschickt worden, von denen 25 gegen die Be-
dingungen des Ausschreibens verstießen und deshalb aus-
scheiden mußten. □
□ Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Adolf
Gustävel, Direktor der städtischen Tischlerfachschule, Berlin,
Architekt Karl Richard Henker, Charlottenburg, Möbel-
fabrikant Richard Kümmel in Berlin, Möbelfabrikant Otto
Lademann und Architekt Heinrich Straumer als Vertreter
des wegen Krankheit verhinderten Prof. Alfred Grenander,
erkannte nach drei Wahlgängen folgende Preise zu: je
einen ersten Preis H. Ruscheweyh, Architekt, Berlin und
Wilhelm Kienzle, München; je einen zweiten Preis Werner
Piltzing, Innenarchitekt, Berlin und Fr. Kadach, Berlin.
Ferner kaufte die Firma W. Dittmar auf Vorschlag des
Preisgerichtes die Entwürfe von Max Rothe, Berlin, Kurt
Edmark, Berlin, H. O. Hanselin, Zeichner, Berlin, Arthur
Scholz, Architekt, Berlin, Hans Seifert, Kunstgewerbeschüler,
Dessau, P. Baumann, Köln, Paul Böttger, Reg.-Baumeister,
Königsberg i. Pr., Emil Hiitt, Berlin, Fritz Berger, Berlin,
H. Ruscheweyh, Architekt, Berlin, Curt Könning, Kunst-
gewerbeschiiler, Berlin, Walter Willi. Uhlit, Architekt, Bad
Kosen, Otto Leidhold, Berlin, Wolfgang Schütz, Architekt,
Berlin, Fr. Wilh. Turtschi, Architekt, Charlottenburg, Fritz
Berger, Berlin. □
n Einer freundlichen Anregung der Schriftleitung Folge
leistend, seien einige Bemerkungen zu dem Wettbewerb
angefügt. o
o Wennschon es ein bedenkliches Zeichen der Zeit ist,
daß eine zahllose Menge kunstgewerblich Tätiger mehr
als tausend Entwürfe einsandte1), so ist die Veranstaltung
eines solchen Wettbewerbes doch mit Genugtuung zu be-
grüßen. Nebenbei gesagt, veranstaltete die Firma Dittmar
schon früher derartige Ausschreibungen mit gutem Erfolge.
□ Wir haben in Deutschland junge und reife künstlerische
Kräfte in Menge, auch an guten Werkstätten ist kein Man-
gel, aber an der Zusammenarbeit fehlt es zum Teil. □
□ Es genügt nicht, daß eine große Zahl von Raumkünstlern
bestimmte Aufgaben löst und für die Ausführung ihrer

□ 1) Wenn man die Selbstkosten eines jeden Bewerbers,
ohne Honorar, gering mit je 20 Mark annimmt, so haben
die Bewerber insgesamt mehr als 20 000 Mark aufgewendet,
denen die an sich gar nicht geringe Preissumme von
2700 Mark gegenübersteht. Red.

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