Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

DOI Artikel:
Schulze, Otto: Geschmacksbekundung als Lebensform
DOI Artikel:
Kühl, Hugo: Die Bildung der Patina
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0157

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
150

DIE KUNSTGEWERBESCHULE IN ELBERFELD


dem Menschentum darbringen, denn wir haben noch
eine große Schuldsumme im Konto Geschmacks- und
Kultursünden zu decken. □
□ Wenden wir uns endlich von der irrigen, kultur-
feindlichen Auffassung ab, daß Geschmacksbekundung
lediglich eine persönliche und ganz private Sache sei.
Die Öffentlichkeit wird sich ganz entschieden dagegen
verwahren müssen, weil sie mit die Verantwortung
über unser Tun und Treiben trägt und jene Korrek-
turen vornimmt, die sie im Interesse des Gesamt-
lebens als berufener Kritiker bewirken muß. □
n Das Wohlverhalten der Gesamtheit in der Ge-
schmacksbekundung ist der Regulator für das Wohl-
verhalten des Einzelnen im Kulturorganismus, dem
er die Ausdruckskultur als Lebensmoment unter diesem
Zwange instinktiv schaffen hilft. Wir können wohl
von einer weiblichen Kultur als unterschiedlich von
der des Mannes sprechen, aber ein Einzelrecht hat
keine von beiden zu beanspruchen. Beide Kulturen
stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einander,
und ihr Gemeinsames, ihre Durchdringung, ihre Summe
ist die Kultur einer Zeit eines Volkes, von der wieder-
um nur ein Teilbetrag der Kultur der Menschheit
angehört! □

DIE BILDUNG DER PATINA1}
VON Dr. HUGO KÜHL, KIEL
UNTER Patina oder Edelrost versteht man allgemein
den schön grünen, oft in einen brauen Ton über-
spielenden Belag, der uns beim Anblick alter Bronzen
so erfreut, dem die verwitterten Dächer altehr-
würdiger Kirchen ihr freundliches, warmes Gepräge ver-
danken. Ungemein reizwoll wirkt der Edelrost auf jenen
Meisterwerken klassischer Kunst, die uns Mutter Erde
wiederschenkte, es sei nur erinnert an die Ausgrabungen
Schliemanns, an die Funde im eigenen Vaterlande. Man
wird es leicht verstehen, daß Künstler und Gelehrte ent-
zückt waren von der warmen, leuchtenden Farbe der Patina,
es überrascht uns nicht, daß im Jahre 1864 auf Antrag des
verstorbenen Professors G. Magnus in Berlin eine Kom-
mission zur Erforschung der Patinabildung ernannt wurde.
Die Ergebnisse dieser sich auf Jahrzehnte erstreckenden
Arbeit wollen wir nicht wiedergeben, sondern vielmehr von
ganz anderen Gesichtspunkten aus die wundervollen Farben-
töne der Patina zu ergründen suchen. a
□ Gewöhnlich liest man, Edelrost ist basisch kohlensaures
Kupfer, eine Verbindung, die im Laufe der Zeit entsteht,
wenn Kohlensäure bei Gegenwart von Feuchtigkeit auf
metallisches Kupfer einwirkt. Diese Erklärung ist sehr
richtig, soweit es sich um die schöne, grüne Decke handelt,
welche alte Kupferdächer so freundlich erscheinen läßt; —
sie ist aber unzureichend, oft sogar unzutreffend, wenn es
sich um Bronzen handelt, die lange Zeit im Schoß der
Erde lagen oder auf dem Grund des Meeres, wie die Kunst-
werke, welche von griechischen Fischern bei Mahedia 1907
als reicher Fang gesichtet wurden. Wohl überziehen sich

1) Der Nachdruck obigen Aufsatzes, auch im Auszuge,
ist nicht gestattet. Die Schriftleitung.
 
Annotationen