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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Kunstgwerbliche Rundschau
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Hellwag, Fritz: Der Wettbewerb um die zweite Rheinbrücke bei Köln: der Entwurf "Kunst und Technik" von Peter Behrens
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0163

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ENTWURF EINER RHEINBRÜCKE BEI KÖLN

1 KA
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der drei zurück. Bei Klinger ist der Einfall das erste,
Gipkens geht von einem Motiv und der Fläche aus, Ehmcke
verfolgt eine Absicht. Seine Konzeption ist eine litera-
rische vor allem (siehe die Entwürfe auf Seite 19, 33, 34,
48 und 49) darum ist nichts mehr selbstverständlich ge-
sagt. Eine Absicht wie die, zu einer Packung für Syndeti-
kon die Erdkugel darzustellen, die samt ihrer Bahn unterm
Anprall eines Kometen in Stücke geht, und dazu unten eine
rettende Hand, die eine Tube Syndetikon bereit hält, könnte
zur Not auch bei Klinger als Einfall Vorkommen. Aber
da wäre die Form vor der Überlegung gewesen, und an
Klingers festem Plakatwillen hätte sich ein Schlager aus-
gewachsen — Es ist schlechterdings grundsätzlich Neues
über Klinger nicht mehr zu sagen. Ich möchte nur noch
eine Impression anführen. In der Verkleinerung scheinen
die Klingerschen Entwürfe bedeutend in die Größe zu
gehen. Will heißen: sie schweben in der Wirkung weit
über das tatsächliche Maß hinaus. Das gilt besonders
von der Schrift, und es wäre theoretisch sehr wohl mög-
lich, daß Klinger mit einem Schriftplakat in Größe einer
Briefmarke eine Wand füllen könnte. Das kommt daher,
weil er die ihm zum Plakat zur Verfügung stehende Fläche
zu proportionieren versteht, während man bei Ehmcke

findet, daß er systematisiert. Er bedeckt die schriftfreie
Fläche mit Kreisen oder Spiralen. (Siehe Seite 16, 17, 18,
24, 25, 40). Damit siegt die Masse der Form über den
Geist der Fläche. □
d Gipkens geht, wie gesagt, von der Fläche aus, und wenn
er es, wie bei dem Inserat für den »Gedeckten Tisch« nur
auf sie ankommen läßt, entsteht eine gute Arbeit. (Übrigens
ist gerade sie in der Reproduktion auf Seite 24 ganz ver-
dorben.) Aber meist spukt ihm ein Motiv hinein, ein
formales wie zum Beispiel das dekorative Ornament, das
von der barocken Volute (Seite 14, 19, 23, 27, 40, 41, 44,
45 und 46) herkommt, oder ein inhaltliches wie die Rose
des Gipkens, die man auf einem Modeplakat (Seite 12),
einem Ausstellungsplakat (Seite 15), einem Inserat (Seite 25),
einer Umzugsanzeige (Seite 35) und ganz neuerdings
auch auf einem Plakat neben einem roten Konzertflügel
findet. Übrigens auch auf einem ebenfalls nicht reprodu-
zierten Plakat für Kupferberg-Gold. Diese Häufigkeit des
Auftretens ein und desselben Motivs kennzeichnet den
Umfang seiner Konzeption, der Dualismus in ihr seinen
Charakter. Das tut aber nichts daran, daß seine Arbeiten,
einzeln gesehen, meistens gute Wirkung machen. Und
darauf kommt es ja schließlich und endlich an.
Paul Mahlberg.

(Fortsetzung der »Kunstgewerblichen Rundschau« auf S. 159)

DER WETTBEWERB UM DIE ZWEITE RHEINBRÜCKE BEI KÖLN
DER ENTWURF »KUNST UND TECHNIK« VON PETER BEHRENS

DIE Stadt Köln hatte einen öffentlichen Wettbewerb
ausgeschrieben zur Erlangung von Entwürfen für
eine zweite feste Rheinbrücke. An dem Wettbewerb
beteiligte sich auch die Dortmunder Union in Ver-
bindung mit dem Architekten Peter Behrens mit einem
Entwurf »Kunst und Technik«, von dem wir hier drei Ab-
bildungen bringen. Dieser Entwurf wurde aber vom Wett-
bewerb ausgeschlossen, wie das Preisgericht sagte, wegen
»wesentlicher Mängel«. Die Stadt erließ dann einen zweiten
engeren Wettbewerb, zu dem aber die Dortmunder Union
mit Peter Behrens nicht eingeladen wurde. Im zweiten

Wettbewerb erhielt dann den ersten Preis die Maschinen-
fabrik Augsburg-Nürnberg, Abteilung Gustavsburg für einen
Entwurf »Freie Bahn«. Die Dortmunder Union glaubte, in
diesem preisgekrönten Entwurf eine unerlaubte Anlehnung
an ihren eigenen, von der ersten Konkurrenz zurück-
gewiesenen Entwurf »Kunst und Technik« erblicken zu
müssen. Zudem waren hier jetzt einige Eigenschaften
und Anwendungen preisgekrönt worden, die seinerzeit
zur Zurückweisung des Behrensschen Entwurfes (Dort-
munder Union) geführt hatten. Es entspann sich eine
öffentliche Kontroverse und es wurde dagegen protestiert,
 
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