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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

DOI Artikel:
Otto, Karl Heinrich: Grosse Kleinigkeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0172

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WILMERSDORFER KUNSTGEWERBESCHULE

1 AK
1 00

GROSSE
KLEINIGKEITEN
/. Kollegen unter sich.
IN neuerer Zeit ist ein Wort geprägt
worden, dessen Bedeutung von be-
ruflicher Tragweite 'namentlich für
schaffende Künstler schwer ins Gewicht
fällt und tiefe Schatten auf Gesittung
und Gesinnung wirft. Das was es aus-
drückt, was es trotz seiner Knappheit
so vielsagend und anklagend festlegt,
ist so alt wie Neid und Mißgunst, Ehr-
geiz und Ruhmeshunger auf der Welt
sind. Es heißt: »Kollegiale Verpöbe-
lung«, und bedeutet die unverantwort-
liche Herabsetzung, nicht etwa die kriti-
sche Beurteilung, künstlerischer Werke
Lebender unter Kollegen, natürlich in
Abwesenheit der zu verpöbelnden Opfer.
Es gibt kaum ein Wort, daß diese kolle-
giale Kritik besser zu umschreiben ver-
möchte, als »verpöbeln«. Man kann
dafür höchstens noch »herunterreißen«
und »in den Schmutz ziehen« setzen,
aber ganz wird der Sinn damit nicht er-
schöpft, denn »verpöbeln« besagt doch
weit mehr. Es umfaßt die ganze Nieder-
tracht in der Verunglimpfung des Kön-
nens eines Künstlers durch Kollegen.
Ich weiß es, daß diese kritiklose Kritik
auch bei anderen Ständen und Berufen
»Sitte« ist, auch Schauspieler, Musiker
und Sänger verpöbeln sich ihren Lei-
stungen nach bis zur Ehrlosigkeit, aber
doch nicht so sehr ausgenutzt wird wie
bei den Vertretern der bildenden Kunst,
deren Werke ja stündlich und ständig
in der Abwesenheit ihrer Urheber herab-
gerissen werden können. □
□ Es ist gleich, ob es sich dabei um
Architekten, Bildhauer oder Maler han-
delt; sie brauchen nur im Aufstieg be-
griffen zu sein, irgendeine Anerkennung,
einen kleinen Erfolg oder Ankauf, einen
Wettbewerb gewonnen, einen Titel oder
ein öffentliches Lob erhalten zu haben,
gleich sind liebenswürdige Kollegen bei
der Arbeit, das Errungene zu schmälern,
als unverdient oder gar erschlichen hin-
zustellen. Dabei fallen wenig schmeichel-
hafte Ausdrücke wie: Plagiator, Streber,
Stümper, Pfuscher, Idiot, Kitsch, Dreck,
Mist, Schmiererei, Wurstelei und was
an ähnlichen Ausdrücken auszudenken
ist. Jedes Verständnis, jede Achtung
und Anerkennung wird erbarmungslos
der Schöpfung des anderen gegenüber
unterdrückt, wenn man Gefahr läuft,
Dritten gegenüber dadurch kleiner und
unbedeutender zu werden. Dieses »ver-
pöbeln« gewinnt an Bedeutung und
Niedrigkeit und in je höheren Regionen
es Sitte oder vielmehr Unsitte wird.
Ruhm und Neid lassen nicht schlafen,
und meistens sind es die Kleinsten, die


Gartenpavillon. Lehrer Architekt K. R. Henker, Schüler C. Tips. Perspektivübung



Schlafzimmer. Lehrer Architekt K. R. Henker, Schülerin S. Cahn. Perspektivübung

Landhaus. Lehrer Architekt K. R, Henker, Schüler C. Tips. Perspektivübung
 
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