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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 26.1915

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Werkstätte für Goldschmiedekunst von Maria Schmidt -Kugelund Karl Berthold in Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.3871#0018

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C. Berthold, Brustschmuck Angekauft von der
Nürnberger Landesgewerbeanstalt

WERKSTÄTTE FÜR
GOLDSCHMIEDE-
KUNST

VON MARIA SCHMIDT-KUGEL

UND KARL BERTHOLD IN

DARMSTADT

K

ARL Berthold, ein ehema-
liger Schüler der Hanauer
Akademie, aus Bayern
stammend, hat sich mit Frau
Maria Schmidt-Kugel, der Toch-
ter des Eisenacher Kunstgewerbe-
schuldirektors Kugel, zum Be-
triebe einer Goldschmiedewerk-
statt zusammengetan. Ihre Tem-
peramentunterschiede scheinen
nicht unbedeutend; es paaren
sich gründliche, beinahe eigen-
sinnige handwerkliche Beschau-
lichkeit mit erregter Roman-
tik, die ihre Nahrung aus
Vorbildern, wie Häckels »Natur-
formen« zieht. Das Ergebnis
ist eine Art submarinen Barocks,
nicht sehr abwechslungsreich,
aber gut in der plastischen
Wirkung, die mit allen Mitteln
der Schatten und Reflexe unter-
stützt wird.

Die meisten der hier abge-
bildeten Gegenstände waren auf
der Werkbundausstellung in
Köln zu sehen, ganz dicht bei
dem unter Polizeiaufsicht ge-
stellten Cranachschen Schmuck,
neben dem sie sich fast aristo-
kratisch ausnahmen, während sie
sonst ein klein wenig zu ver-
schwenderisch mit ihren Reizen
zu sein pflegen. Das ist z. B. bei den Brustgehängen von C. Berthold auf S. n der Fall, denn die Fülle
der Darbietungen ist beunruhigend und nicht genügend diszipliniert. Das kommt daher, daß die künst-
lerische Idee nicht ganz klar gewesen ist. Das Gefühl, »etwas recht Prächtiges, ein märchenhaftes Gebilde«
zu schaffen, »recht kostbares Material als Ausdrucksmittel« zu verwenden, ist an sich noch nicht schöpferisch,
niußte der technischen Mitarbeit unterliegen und gegen Überladung wehrlos werden, wie es ja auch geschah,
öafür ist aber die aufgewendete Technik so meisterlich, daß dieser Schmuck als Schaustück von der
Nürnberger Landesgewerbeanstalt angekauft werden konnte. Der Kopf ist aus grünem Karneol geschnitten
nd von Brillanten und Perlen umrahmt. Aus dem stilisierten Haar bildet sich das in feinen Ketten-
fäd rn der Brustform der Trägerin anschmiegende Gehänge, durchzogen von Perlenketten und Gold-
bild"' zwischen denen durchsichtiges und braunes Email aufgelegt ist. Den unteren Abschluß des Gehänges

?" gereihte und an Fäden schwebende Diamanten.
stell 'e Stärke dieser Künstler liegt weniger in der schöpferischen Erfindung als in der geschickten Schau-
schimm dCS Materia,s> die mit Farbe und plastischen Kontrasten erreicht wird. So wird z. B. eine
umrahn5nde glatte Perlschale (Abb. S. 13 oben) von bewegt fließendem, oxidiertem Silber und Feingold
Steinch ""d überlaufen, zwischen dem hochrot patiniertes Kupfer eingesetzt ist. Dazwischen sind kleine
S ^ e'n?estreut- — Bei einem etwas tot erscheinendem, zu einer Brosche verarbeiteten Amethyst (Abb.

bildet " h 'St die FassunS so gewählt, daß sie ihn belebt. Die Ornamentformen sind aus Mattgold ge-
wimm it aUf 'hren Höhen sitzt meistens Email. Auch hier, wie bei den meisten der Schmuckstücke,
melt es etwas zu reichlich von kleinen blitzenden Goldkügelchen, deren Bestimmung es ist, die ornamen-

Rückseite
des nebenstehenden Brustschmucks

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