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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 26.1915

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3871#0104

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sicheren Gewinnes gewiß. Sogar des gotischen Tiefschnitt-
schmelzes besann man sich nicht ohne Geschick. Auch in
jenen Fällen, in denen nur einige Farbpunkte in Email die
Wirkung höhten, vermied man Härten, sondern befliß sich
altmeisterlicher Weichheit der Tönung. Emailmalerei ist
glücklicherweise ganz zu Hause geblieben.

Inbezug auf die Schmuckarten brachte das Ausschreiben
keine Bereicherung. Anhänger und Broschen sind am
zahlreichsten vertreten und merkwürdigerweise fast gar
keine Ringe. Einige wurden offenbar von der wenig vor-
bildlichen Weise Lukas Cranachs beeinflußt. Sonst zeigt
sich der übliche Apparat in seiner modernen Ärmlichkeit.
Nichts vom Schmuckzeug vergangener Zeiten fand sich
ein, keine Gewandhaften, oder Fibeln, Ringbroschen, kein
reiner Kettenschmuck oder woran gedacht werden könnte.
Nicht einmal Schildchen oder Abzeichen für Wehrkraft-
vereinigungen. Auch in technischer Beziehung war die
Ausbeute gering. Die vorhandenen Gravierungen ent-

sprachen nicht, nieliierte Beispiele fehlten fast völlig. Von
dem schwer zu umreißenden und leicht auf Abwege führen-
den Begriff der Materialsymbolik war kein Gebrauch ge-
macht worden. Immerhin hätte sich manches durch ge-
eignetes Steinmaterial versinnbildlichen lassen. Haben doch
gerade die deutschen Goldschmiede von altersher mit
Vorliebe in Edel- und Halbedelsteinen gedichtet.

Das Thema forderte geradezu zur Symbolik heraus.
Der Gefahr, daß der Goldschmiedpegasus zu üppig tollte,
wohl eingedenk, waren die Verfasser allgemein mit Ver-
körperung vorsichtig. Auch mag die Kürze der Zeit ein-
schränkend gewirkt haben. Die welterschütternden Er-
eignisse kamen zu plötzlich, einer Sturmflut gleich über
uns hinwegstürmend, als daß wir uns zu ihnen in ein
Verhältnis hätten setzen können. Die Vertiefung wird
kommen, denn sie kam nach jedem Kriege, bei dem es
das Dasein von Völkern galt. Der vorliegende Wettbewerb
wird dann als Vorstufe gelten können.

Kunstgewerbeblatt. N. F. XXVI. H. 5

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