Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 26.1915

DOI Artikel:
Schmidt, Paul Ferdinand: Impressionismus und Raumkunst
DOI Artikel:
Wolff, Theodor: Mahagoni und Ebenholz: ein Beitrag zum holzindustriellen Kunstgewerbe
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3871#0201

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ihrer Gemälde sind zum Ausgangspunkt für eine Kunst ge-
worden, die nicht zerstreuen und teilen, sondern zusammen-
fassen will. Eine Kunst, die mit ungebrochenen Farben
und klaren Flächen oder Linien arbeitet: es ist die Schule
von Matisse, seine französischen und deutschen Nachfolger
auf der einen Seite. Auf der anderen stehen Munch,
Nolde und die Künstler, die ihnen folgen: sie haben das
Ausdrucksprinzip auf verschiedenem Wege und vollkommen
selbständig gefunden. Diese Malerei ist nicht mehr iso-
liert, erschöpft sich nicht mehr im Staffeleibild: sie fordert
Wände, sie verlangt Räume, um sie zu schmücken.

Edvard Munch mußte fünfzig Jahre werden, bis ihm
der erste große Freskoauftrag zuteil wurde; hoffen wir es
wenigstens, daß er nicht noch am Widerspruch der Uni-
versität Kristiania scheitert. Es wäre zu wünschen, daß
dieser große Meister des Ausdruks beweisen dürfte, welch
eine dekorative Kraft in seiner psychischen Linie steckt.

Von den anderen der »Jungen« ist eigentlich nur Pech-
stein das Glück widerfahren, Wände zur Verfügung zu er-
halten. Sein Speisezimmer in Zehlendorf stellt einen viel-
leicht etwas ungefügen und aus dem Format geratenen
Versuch dar, das System Gauguins auf die Wandbekleidung
eines geschlossenen Raumes zu bringen. Das hält nicht
jeder Saal, geschweige Wohnzimmer aus. Wie glücklich
am rechten Ort eine fröhliche Buntheit wirken kann, zeigen
die Dekorationen im Marmorhaus-Kino von Klein und
Pechstein. Ist die Groteske der Farbe und des Ornamentes
hier am Platze, so wird für wohnliche und gesellschaftliche
Zwecke der rechte Ton auch schon gefunden werden. Eine
Ahnung geben die figürlichen Fresken in zarten Tönen,
mit denen Otto Müller sein Atelier in Schöneberg ausge-
malt hat (in Leimfarben). Dergleichen müßte man sich
ansehen, um sich Mut zu einem Auftrag zu holen. Und

es fehlen solche Aufträge: denn worin soll sich das deko-
rierende Talent der Jungen erproben, wenn es sich immer
nur im Bann des Keilrahmens verzehren muß! Den Museen
und öffentlichen Bauten darf man es auch nicht überlassen,
allein vorzugehen. Stettin hat wieder bewiesen, wie gefähr-
lich — für den wagemutigen Direktor — Versuche nach der
Richtung1) sind. Und heute ist es noch eine Tat und er-
fordert so geringe Mittel, der jungen Kunst monumentale
Aufgaben im eignen Haus zu stellen! —

Es klingt wie eine Ironie des Schicksals, daß die ex-
pressionistische Malerei von Frankreich ausgegangen ist.
Entwicklungsgeschichtlich ist sie die letzte Folge der großen
französischen Kunst. Aber die Franzosen selber scheinen
ihrer nicht zu achten; ja vielleicht können sie sie gar nicht
verstehen, weil bei ihnen der Tätigkeit dieser Künstler der
Resonanzboden der Raumkunst fehlt. In Frankreich hat man
keinen Platz für Raumkünstler; dort herrscht die rettungs-
lose Nachahmung von Louis XVI. oder die toll gewordene
»Jugendlinie.« Erst auf den deutschen Boden verpflanzt,
kann dieser letzte große Keim blühen und Früchte tragen.2)

_______________ Paul F. Schmidt.

1) Dr. W. Riezler plante für das Städtische Museum
Fresken von Moriz Melzer. Red.

2) Der Aufsatz, lange vor dem Ausbruche des Krieges
geschrieben, beleuchtet gewissermaßen schon eine längst
hinter uns liegende Zeit. Aber ich hoffe dennoch, daß die
Zukunft — eine Gegenwart gibt es hier ja für längere Zeit
nicht — in noch stärkerem Grade die deutsche Selbständig-
keit bezeugen wird: daß wir die Franzosen schon 1914
überholt hatten und sie in keiner Weise mehr brauchten,
wird allen Einsichtigen \n diesem Sommer wohl klar ge-
worden sein. D. V.

MAHAGONI UND EBENHOLZ

EIN BEITRAG ZUM HOLZINDUSTRIELLEN KUNSTGEWERBE
VON THEODOR WOLFF-FRIEDENAU

DAS moderne holzindustrieelle Kunstgewerbe, be-
sonders die Kunsttischlerei, zeigt sich von dem
Bestreben erfüllt, in der Ausführung der Erzeugnisse
vor allem das Material zur Geltung zu bringen, worüber
die Form des Materials nahezu vernachlässigt wird. Der
moderne Möbelstil zeigt sich der Verzierung des Meuble-
ments, in welchem frühere Stilepochen schwelgten, voll-
ständig abhold. Glatt und fast schmucklos tritt uns das
Möbel entgegen, nur durch die Wucht und die Schönheit
des Materials wirkend. Diese stilistische Bevorzugung des
Materials im gesamten holzindustriellen Kunstgewerbe
mußte es aber mit sich bringen, daß hier möglichst edle
Materialien möglichst edler und schönwirkender Holzarten
gewählt werden, die durch ihre eigene natürliche Wirkung
den Mangel an künstlerischer Verzierung auszugleichen ver-
mögen. Daher wandte das moderne holzindustrielle Kunst-
gewerbe den exotischen Hölzern, die sich den heimischen
Hölzern in Feinheit, Färb- und Tonwirkung, aber auch in
Dauerhaftigkeit und Härte und noch manchen anderen
Eigenschaften, die gerade für das Kunstgewerbe von Wert
sind, überlegen erweisen, ein besonderes Interesse zu. In
der kunstgewerblichen Möbelfabrikation, im Klavierbau, in
der Kunstdrechslerei und ebenso auch in der Architektur
für die Zwecke der Vertäfelungen, Wand- und Deckenbe-

kleidung usw. findet heute daher ein ganz enormer Ver-
brauch edler exotischer Hölzer statt.

An erster Stelle unter diesen Hölzern steht zweifellos
das Mahagoniholz, das in Kunsttischlerei, Kunstdrechslerei,
Klavierbau und in der Innen-Architektur gleich hochge-
schätzte Material für feine und feinste Arbeiten. Dieses
rötlich bis zimtbraun gefärbte Holz gehört zu den edelsten
Holzarten, die wir überhaupt kennen und erfreut sich einer
ständig wachsenden Verwendung in allen kunstgewerblichen
Zweigen der Holzbearbeitung. Das Holz hat entweder
einen sehr gleichmäßigen Farbton oder ist eigenartig ge-
fleckt, erzielt jedoch in diesem wie in jenem Falle bei der
Bearbeitung hervorragend schöne Färb- und Stilwirkungen.
Das Holz ist außerordentlich beständig, verträgt Hitze und
Kälte, ohne sich zu verändern, wirft und zieht sich nicht
und besitzt unter allen Holzarten das geringste Schwind-
maß. Ferner ist das Holz in hohem Maße polierfähig und
nimmt bei der Bearbeitung eine spiegelglatte Polierfläche
an, die ausgezeichnete Wirkungen entfaltet und mit in erster
Linie die ständig zunehmende Beliebtheit dieses Holzes in
allen kunstgewerblichen Fabrikationszweigen begründet hat.
An der Luft dunkelt das ursprünglich hellere Holz im Laufe
der Zeit stark nach, wodurch seine schönheitliche Wirkung
jedoch noch eher vermehrt als verringert wird, eine Eigen-

194
 
Annotationen