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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 26.1915

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Leisching, Julius: Deutsch-mährischer Kunstgewerbebund
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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3871#0247

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Bei der starken Heimatsliebe des Deutschmährers
konnten auch jene Künstler dem »Bunde« nicht fernbleiben,
die draußen, zumal in Wien, längst ein großes, fruchtbares
Arbeitsfeld gefunden haben.

Von Maler Alfred Roller, dem Direktor der Wiener
k. k. Kunstgewerbeschule und Reorganisator des künst-
lerischen Ausstattungswesens der Wiener Hofoper, stammen
bekanntlich die Bühnen- und Trachtenentwürfe zur Dresdner
Uraufführung des , »Rosenkavaliers«, zum Wiener »Don
Giovanni« und »Jedermann«, zur Münchner Aufführung
von Büchners »Wozzeck«.

Architekt Josef Hoff mann, als ausgezeichnete Lehrkraft
der Wiener Kunstgewerbeschule, als Gründer der »Wiener
Werkstätte« und als starker Pfeiler des Österreichischen
Werkbundes auch im Auslande längst hochgeschätzt, ist
namentlich für Inneneinrichtung nach wie vor bahnbrechend
tätig. Aus Mähren selbst werden Kunstmöbel, für die nament-
lich Zirps (Neutitschein), Adolf Siegl (Znaim), Architekt
Gottfried Czermaks »Bürgerliche Handwerkskunst« (Brunn),
V. Sedlak (Iglau) zu nennen sind, vielfach auch nach Wien
ausgeführt.

Der starke Bedarf an Kirchenmöbeln, wofür Architekt
Bruno Emmel in Znaim den Versuch einer ganz neuartigen
Altarausstattung gewagt hat, förderte in Mähren auch die
Holzschnitzerei, als deren begabtester Vertreter der Neu-
titscheiner Franz Barwig als Lehrer an die Wiener Kunst-

gewerbeschule berufen wurde. Er hat nicht nur köstliche
Volkstypen aus seiner nordmährischen Heimat, ausgezeich-
nete Tiergruppen und allerliebstes Spielzeug geschaffen,
sondern auch monumentale Holzwerke, wie »Rudolf von
Habsburg« zu Pferde.

Es sei ja nicht übersehen, daß Hugo Lederer (Berlin),
der Schöpfer des schönen Breslauer Fechterbrunnens und des
großartigen Hamburger Bismarck-Denkmals, ein Deutsch-
mährer ist, der noch mit großer Liebe an seiner Znaimer
Heimat hängt.

Der Krieg hat vieles unterbrochen und manche Blüte
geknickt. Aber sein herzstärkendes Heldentum kann nur
von tiefster sittlicher Wirkung auch auf alle künstlerische
Arbeit sein. Der große Ernst, den diese Zeit vom heutigen
Geschlechte fordert, muß nach vorübergehender Unter-
brechung sich in allen künftigen Lebensäußerungen spiegeln
und alles Kleinliche, Matte, Unwahre und Gespreizte bei-
seite schieben. Der »Deutschmährische Kunstgewerbe-
bund«, der vereinsamte oder fern voneinander kämpfende
Kräfte zu gemeinsamem Ringen verband, hat seinen Be-
fähigungs- und Unentbehrlichkeitsnachweis erbracht. Er
wird auch diese unfreiwillige Muße überdauern und in
der Zusammenfassung von freier Künstlerschaft und Lehr-
beruf mit Handwerk und Industrie gerade im künftigen
gefestigten Frieden ein fruchtbares Arbeitsfeld finden.

Julius Leisching Briinn),



KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







Aus den Mitteilungen des Deutschen Werkbundes.

5. Der Verband »Deutsche Arbeits und die Ausstellung
»Unter fremder Flagge".
Die Sächsische Landesstelle für Kunstgewerbe hat den
Plan entwickelt, derartige Erzeugnisse unter dem Sammel-
titel »Unter fremder Flagge« zu vereinigen und abwechselnd
in den größten deutschen Städten auszustellen. Den Ab-
nehmern sollen damit die Augen geöffnet werden, daß
das, was sie bisher mit seltsamer Vorliebe als englische
oder französische Ware gekauft haben, deutsches Erzeugnis
gewesen ist. Dem Produzenten soll mit Hilfe des auf-
geklärten Publikums ermöglicht werden, von solchen Ge-
pflogenheiten künftig abzusehen, wofür sie ja auch materiell
entschädigt werden, indem sie den bisher ins Ausland
geflossenen Zwischengewinn nun selbst werden verdienen
können. Es hatte sich in Berlin gleich zu Beginn des
Krieges der Verband »Deutsche Arbeit« gegründet, und
durch Vermittlung der Geschäftsstelle des Deutschen Werk-
bundes ist der Plan der Sächsischen Landesstelle mit den
Bestrebungen dieses Verbandes »Deutsche Arbeit« ver-
bunden worden, so daß er unter Mitwirkung der Säch-
sischen Landesstelle für Kunstgewerbe und des Deutschen
Werkbundes künftig Träger des Ausstellungsunternehmens
sein wird. Das Ausstellungsprogramm umfaßt folgende
Gegenstände:

1. Waren deutschen Ursprungs, die niemals Deutschland
verlassen haben, trotzdem aber im Inlande bisher als
fremde Erzeugnisse bezeichnet und vertrieben worden
sind.

2. Waren deutschen Ursprungs, die bisher über das Aus-
land bezogen oder nur in Transitlagern umgepackt und
mit fremder Ursprungsbezeichnung in den Verkehr ge-
bracht worden sind.

3. Halbfabrikate und andere Waren deutschen Ursprungs,
die im Ausland eine Veredelung erfahren haben.

4. Fremde Waren, die als deutsches Fabrikat in den Handel
kommen und ebenso gut in Deutschland erzeugt werden
können und erzeugt werden (z. B. englische Stahlfedern).

5. Fremde Waren, die im Publikum unberechtigterweise
zur höheren Einschätzung der fremden oder der scheinbar
fremden Erzeugnisse geführt haben, zum Vergleich mit
Waren deutschen Ursprungs.

Es werden sich unter den Waren, die bisher unter
fremder Flagge gesammelt sind, selbstverständlich viele
befinden, denen keine geschmacklichen Werte innewohnen,
ja, die sogar den Grundsätzen des Deutschen Werkbundes
in mancher Hinsicht widersprechen. Es müßte die Sorge
der Sächsischen Landesstelle und des Deutschen Werk-
bundes sein, zu verhindern, daß die unter ihrer Mitwirkung
etwa ausgestellten geschmacklosen und gewerblich un-
vollkommenen Gegenstände Verwirrung in dem Urteil des
Publikums anrichteten; sie haben deshalb in das Aus-
stellungsprogramm die unbedingte Voraussetzung einge-
fügt, daß nur Erzeugnisse geführt werden, die in bezug
auf Zweckdienlichkeit und geschmackliche Ausführung der
deutschen Gütererzeugung Ehre machen und so die deut-
schen Verbraucher von der Ebenbürtigkeit oder Über-
legenheit der deutschen Waren gegenüber den bisher
vielfach bevorzugten fremden oder für fremdländisch ge-
haltenen Waren überzeugen. Deshalb soll alles Minder-
wertige grundsätzlich ausgeschlossen, oder aber, wo es
als Gegenbeispiel erforderlich ist, nur gezeigt werden, wenn
gleichzeitig vorgeführt wird, wie aus denselben Grund-
stoffen bei annähernd gleichen Preisen auch befriedigende
Ergebnisse erzeugt werden können.

Druckfehlerberichtigung: Das in Heft 10 abgebildete
Kriegsgedenkblatt von Willi Manch-Khe erschien im Verlag
Fr. Richter (nicht Stieler) in Leipzig.

Für die Redaktion des Kunstgewerbeblattes verantwortlich: Fritz Hell wag, Berlin-Zehlendorf-Mitte
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig. — Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., in Leipzig
 
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