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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 27.1915/​1916

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Schürmeyer, Walter: Die Bibliothek J. H. Jeidels
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https://doi.org/10.11588/diglit.4828#0120

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schmieden, Steinmetzen, Schreinern, Platnern, Waffen- und
MesserschmiedenJiochnutzlich~zu gebrauchen. Dergleichen
vor nie keins gesehen oder in^den Truck kommen ist.
Zeitlich folgt ein in keiner Bibliographie und in keinem
Katalog zu findendes Buch; Vielerley wunderbarlicher Thier
des Erdreichs, Mehrs und des Luffts, allen anfallenden
Malern und Goldschmieden nützlich, sampt andern Künst-
nern. Gedruckt zu FranckforFam Mayn bei.Cyriaco Jacobi
zum Bart. 1546 (vgl. Berghöffer I.e.). Später, als unter
dem Einfluß der italienischen Renaissance die Verwertung
antiker Motive beliebter wurde, waren es insbesondere die
Illustrationen zu Ovid, die von den Künstlern gern benutzt
wurden. Am bekanntesten dürfte des Vergil Solis schöne
Figuren aus dem Ovidio, allen Malern, Goldschmieden und
Bildhauern zu Nutz und Gutem mit Fleiß gerissen (1563),
sein. Auch die Illustrationen der Heiligen Schrift lieferten
mannigfache Motive. Um den Künstlern die Anschaffung
der kostbaren umfangreichen Bücher zu erleichtern, gab
es Ausgaben, welche^nur die Illustrationen enthielten.

Zu erwähnen wären noch einige Werke, deren Zu-
sammenhang mit der Goldschmiedekunst weniger eng ist,
die aber wegen ihres Buchwertes beachtet zu werden ver-
dienen. Dahin gehört zunächst die Sammlung von Be-
schreibungen der Stände und Handwerke. Diese Bücher
suchen meist in bildlicher Darstellung unter Hinzufügung
einiger Verse, später auch längerer prosaischer Ausführung
die einzelnen Stände und Berufe zu charakterisieren. Das
bekannteste und zugleich älteste und wertvollste Buch
dieser Gattung dürfte die Beschreibung aller Stände auf
Erden von Hans Sachs sein. Von diesem Büchlein ist die
erste und zweite Ausgabe, Frankfurt a. M. (Verlag von
Feyerabend) 1568 und 1574, vorhanden. In beiden Büchern
stammen die Holzschnitte von Jost Amman. Derselbe
Künstler zeichnete auch die Holzschnitte zu Hartmann
Schopperus, »Panoplia omnium illiberaetium mechanicarum
aut sedentariarum artiuuf genera continens«. Aus späterer
Zeit stammt das breitangelegte »Piazza universale« des
Tomaso Garzoni in italienischer Sprache und später ins
Deutsche übersetzt. Christoph Weigels Abbildung der
gemein-nützlichen Hauptstände, Regensburg 1698, weist in
den Kupfern große Verwandschaft mit einem gleichartigen
Werke aus Haarlem (1695)^auf.

Es würde zu weit führen, die vielen älteren kultur-
geschichtlichen Werke zu nennen, die Beiträge zur Ge-
schichte der Goldschmiedekunst liefern. Zu ihnen gehören
die Berichte über Schützenfeste, Bankette, bedeutende
Silberdiebstähle mit Abbildung der gestohlenen Gegen-
stände und dergleichen mehr.

Wie weit Jeidels in dem Wunsche äußerster Voll-
ständigkeit seiner Bibliothek gegangen ist, mag durch
einige bezeichnende Einzelheiten beleuchtet werden. In
der Hypnewtomachia Poliphili, ubi humana omnia non
nisi somnium esse docet, atque obiter plurima scitu sane
quam digna commemorat, dessen Verfasser Francesco Co-
lonna sich unter einem Akrostichon verbirgt, befindet sich
im ersten Buche eine Stelle, in welcher das Gastmahl
beschrieben wird, mit welchem die Königin* Eleutheriglida
den Poliphilus empfängt. Diese Gelegenheit benutzt der
Autor zu einer Ausmalung der wundervollen Gefäße und
Prunkstücke der Tafel, die zum Teil dem Hausrat der
damaligen Fürsten entsprochen haben mögen. Ein Teil
dieser Gegenstände ist in Holzschnitten dargestellt. Von
diesem Kunstroman, dessen literarische Werte vielleicht
geringer^sind als die kunstgeschichtlichen, da er ein
leuchtendes Abbild der glühenden Liebe zur Kunst des
Altertums, welche damals die akademische Jugend be-
seelte, darstellt, liegt die äußerst seltene Ausgabe von
1499 vor, welche in Venedig bei Aldini gedruckt wurde.
Auch im bibliophilen Sinne ist die Hypnerotomachia eins
der schönsten Erzeugnisse der italienischen Buchkunst. Als
wichtigste Quelle für die antike Kunst gilt die Historia
naturalis des Plinius. Von ihr ist ein Parmeser Wiegen-
druck von 1476 aus der Druckerei von Stephanus Co-
rallus vorhanden. Eine schöne Handschrift auf Perga-
ment aus dem 13. Jahrhundert mit gut erhaltener Miniatur
auf Goldgrund mit dem Titel: De dignitate Palatinorum
Comitum, handelt in einem Anhang de paramentis
et robis datis fratibus Minoribus pro servicio dicto
capelle (Pinarolio Taurinensis). Das Rationale divinorum
officiorum des Guillelmus Durante, das im dritten Buch
die Paramente ausführlich behandelt, besitzt die Bibliothek
in einer Handschrift aus dem Jahre 1438 und einem sehr
frühen Wiegendruck. Diese Reihe könnte um ein Be-
deutendes verlängert werden, sie soll nur ein Hinweis auf
die Reichhaltigkeit der Sammlung sein.

Daß die Veröffentlichung des Inhalts der bedeutenden
Edelmetallsammlungen eines Swenigorodskoi, Rothschild
und anderer nicht fehlen, versteht sich von selbst. Die
mannigfachen Sondergebiete des Schmucks, der Ringe und
Gemmen sind von den frühesten Ausgrabungen bis zur
Gegenwart behandelt.

Der Gesamtumfang der Bibliothek beträgt annähernd
5000 Bände. Daß eine so reiche Bücherei über eine
Sonderdisziplin der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
worden ist, kann nicht freudig genug begrüßt werden.

Dr. W. Seh.

Anneliese Wildeinan, Bonn Exlibris

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