Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 27.1915/​1916

DOI Artikel:
Hellwag, Fritz: Becker-Tempelburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4828#0151

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KUNSTGEWERBEBLATT

NEUE FOLGE <& 1 915/1615)27 JAHRGANG

RFFlAkTTOW« fR'tzhellwag in

I\LL/AI\1 1W1N. BERLIN-ZEHLENDORF-
WANNSEEBAHN • TELEPHON: ZEHLENDORF 522

VERLAG:

E. A. SEEMANN IN LEIPZIG,
HOSPITALSTR. IIa • TEL. 244

HEFT 8

MAI

VEREINSORGAN «SÜSSES

BERLIN, DRESDEN, DÜSSELDORF, ELBERFELD,
FRANKFURT A. M., HAMBURG, HANNOVER, KARLS-
RUHE LB., KÖNIGSBERG I. PREUSSEN, LEIPZIG,
MAGDEBURG, PFORZHEIM UND STUTTGART K4U32

lhmeberech-

LnSd«*'

le5 W*

Becker-Tempelburg, Berlin
Studie zu einem Mosaik.

BECKER-TEMPELBURG

M

IT dem Künstler Becker-Tempelburg ist wohl jeder schnell
und gern gut Freund geworden. Will man sich die
Rechenschaft darüber geben, woran das liegt, so wird
man finden, daß zunächst die treue handwerkliche Gesinnung,
die aus des Künstlers Werken spricht, sympathisch wirkt, dann
aber auch die durchaus sichere und nicht in Extravaganzen ab-
schweifende Beherrschung des Formalen Vertrauen erweckt. Tat-
sächlich sind diese beiden Eigenschaften Becker - Tempelburgs
bester und dauernder Besitz, mit denen er sich ruhig an die
größten Aufgaben heranwagen darf.

Der Künstler ist mit dem Handwerk gewachsen, hat die
stilistisch schlechten Zeiten der Glasmalerei miterlebt und ihnen
in sich selbst ein Gegengewicht geschaffen, indem er auf die
besten Vorbilder und Werke der Vergangenheit zurückgriff. Als
gelernter Glasmaler aus der »Königlichen Glasmalerei« hervor-
gegangen, hatte er dort Gelegenheit, an der Wiederherstellung
der alten Scheiben für Stendal, Erfurt, Marburg, Wilsnack usw.
mitzuarbeiten. Diese Tätigkeit hat ihm die genaueste Kenntnis
der alten Technik und der mittelalterlichen Kunst verschafft und
seinen Sinn für das Wesentliche geschärft, allerdings ihn auch
davon abgehalten, die damals gerade einsetzende Sturm- und
Drangperiode mitzumachen und den lauten Schrei der auf-
kommenden Künstlergeneration nach »Farbigkeit« in sich wider-
hallen zu lassen. Das war nicht zu seinem eigenen Schaden,
denn er ist eine stille, beschauliche Natur, der aller Kampfes-
lärm keine Steigerung der Persönlichkeit bringen konnte. Er ging
in aller Ruhe seinen Weg fort, bildete sich auf seine Weise in
der Kgl. Kunstschule, in der Kunstgewerbeschule und in der
Berliner Akademie weiter. Seit 14 Jahren ist nun Becker-Tempelburg auf dem Gebiete der Glasmalerei und
des Mosaiks schöpferisch tätig und hat im Laufe dieser Zeit enge Verbindung geschlossen mit den Inhabern
der Glasmalerei Gottfried Heinersdorff in Berlin und der deutschen Glasmosaikgesellschaft Puhl & Wagner
in Berlin-Treptow, die ja seit Frühjahr 1914 sich unter der neuen Firma »Vereinigte Werkstätten für Mosaik
und Glasmalerei Puhl & Wagner — Gottfried Heinersdorff« zusammengetan haben.

Unser Künstler entwirft die Kartons zu seinen zahlreichen Werken meist selbst und hat sich einen
Kreis von Mitarbeitern herangebildet, mit denen er sich in idealer Weise in die gegebenen Aufgaben zu
teilen versteht. Er hatte den Vorteil, daß die vorerwähnten, stark beschäftigten Werkstätten ihm stets solche
Arbeiten überweisen konnten, die für seine Art besonders geeignet waren. So hat er sich durch all die Jahre
treu bleiben und zur Meisterschaft ausreifen können. Einseitig ist er dabei keineswegs geworden, dafür sorgte
schon die wechselnde Vielseitigkeit der ihm gestellten Aufgaben.

Das vorliegende Heft bringt meist Arbeiten aus dem Gebiete der kirchlichen Kunst, das Becker-Tempel-
burg allerdings vorwiegend gepflegt hat. Daneben stammen aber auch bedeutende Werke für Profanbauten
von ihm, so z. B. die Treppenhausfenster im Lettehaus, jenem schönen Messelbau, und zum Teil im anderen
Hauptbau desselben Architekten, im Warenhaus Wertheim zu Berlin. FRITZ HELLWAG

Kunstgewerbeblatt. N. F. XXVII. H. S

— 141 —

22
 
Annotationen