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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

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Kunstgwerbliche Betrachtungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0145

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KÜNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU







Karlsruhe. Zu dem vom Badischen und Elsaß-Loth-
ringer Kunstgewerbeverein ausgeschriebenen Wettbewerb
zu Erlangung von Entwürfen zu Gedenkzeichen für gefallene
Krieger und zu Erinnerungszeichen an den Wiederaufbau
zerstörter Orte und Gebäude sind 104 Arbeiten eingelaufen.
Das Preisgericht hat folgenden Arbeiten Preise zuerkannt:
1. Preis der Arbeit mit dem Kennwort »Krieg«, Verfasser
Bildhauer Walter Sutkonski in Berlin; 2. Preis: Kennwort
»Schrift und Blume«, Verfasser Bildhauer Lothar Dietz in
München; 3. Preis: Kennwort »Im Urlaub«, Verfasser Bild-
hauer Karl Hoff mann in Mainz; weiter drei vierte Preise:
Kennworte: »Heimatdank«, »Oval«, »Friede sei ihr erst Ge-
läute«, Verfasser Albert Krapp in Mannheim, Architekt
Wittke in Stettin, Architekt Zimmerle, Straßburg i. E. und
Bildhauer Lipp, Mainz, z. Zt. im Felde. Außerdem wurden
sieben Arbeiten angekauft mit den Kennworten: »Aus
Liebe« (Verfasser Architekt Leubert-Karlruhe) »Münster«
(Robert Wetzel - Münster), »Kriegshilfe« (Plastiker Ernst
Zimmer-Miinchen), »Arras« (Architekt Peter-Schillersdorf),
»Aus der Asche« (Architekt Otto Roth-Karlsruhe), »Mars«
(Maler Adolf Krapp-Mannheim), »Vaterland« (Frl. Noll-
Hildesheim).

Durch nachträglichen Beschluß des Preisgerichts wurde
der 4. Preis für die Arbeit mit dem Motto: »Friede sei ihr
erst Geläut« zu einem dritten Preis umgewandelt.

Leipzig. Zum dritten Kriegswettbewerb der deutschen
Goldschmiedezeitung. Der Gedanke, für Deutschlands schwer
duldende und schwer arbeitende Kriegerfrauen ein Ehren-
zeichen zu schaffen, hat im Reiche wie auch im Felde
regstes Interesse erweckt. In weit über zweihundert Ein-
sendungen legten die Verfasser ihre Ansichten über diese
Aufgabe nieder. Es waren neben den Belobungen sechs
Preise vorgesehen. Da sich aber das Preisgericht, das unter
dem Vorsitze Herrn Professors Lewen, des Direktors der
Hanauer Zeichenakademie, in Hanau zusammengetreten war,
über den ersten Preis nicht einigen konnte, stiftete der Kunst-
gewerbeverein Hanau noch einen weiteren ersten Preis.
Die meisten Künstler versuchten die Lösung auf dem
schwierigen Gebiet der Medaille. Trotz der Ungunst der
Zeitlage, trotz des bedauerlichen Umstandes, daß manche
bedeutende Kraft am Preisausschreiben teilzunehmen ver-
hindert war, hat der Wettbewerb klargelegt, in welch
verständnisvoller Weise das Erbe der Wiedererwecker der
Medaillen- und Plakettenkunst angetreten wurde. Sie hat
sich offenbar endgültig vom süßlichen französischen Natu-
ralismus befreit. Vielfach werden die Grundsätze, durch die
sich alte Schöpfungen, seien es nun griechische, römische,
mittelalterliche oder solche der Renaissance, auszeichnen,
in der Durchführung angestrebt. So die rhythmische Ver-
teilung, der Parallelismus mit dem Medaillenrand, die
Wechselbeziehungen zwischen Darstellung und Hinter-
grund, geschmackvolle Verteilung des Schriftblocks oder
der Edelschrift und anderes. Dessenungeachtet entwickelt
sich ungestört das Persönliche, das zum Beispiel in den
Arbeiten Karl Otts scharf hervortritt. Ausgenommen einige
dilettantische Arbeiten, hielt sich auch die Phantasie im
Zaum, gute künstlerische Durchbildung schwebte allent-
halben als Ziel vor. Viele Lösungen wurden in Abgüssen
vorgelegt, die in ihrer farbigen Behandlung oder Patinierung
praktische Erfahrung und gutes Verständnis für die end-
gültige Wirkung der kommenden Ausführung bewiesen.
Einer Reihe von Medaillen eignet eine sichere plastische
Durchbildung und Sinn für das Relief.

Ein erster Preis mit dem Kennwort »Aus dem Schützen-
graben« von Karl Berthold in Darmstadt zeichnet sich
durch feinsinnige Gedankentiefe aus. Die Schauseite zeigt
ein von Schlangen umzingeltes schlankes Schwert in
nerviger Männerfaust, dessen Knauf von zarten Frauen-
händen gestützt wird. Diese Versinnbildlichung verdeut-
licht gehaltvoll die Tatsache, daß das deutsche Schwert
nur so lange scharf sein kann, als die innere Organisation
und die heimatliche Arbeit, an der die Frauen den aller-
größten Anteil haben, in lebendigem Kreislauf erhalten
bleiben. Die Arbeit selbst erscheint als künstlerisch wert-
voll und ist in guter, sauberer Modellierung durchgeführt.

— Ungleich höher aber ist die Einsendung Karl Otts in
Schwäbisch-Gmünd mit dem Kennwort »Pflugschar und
Schwert« einzuschätzen, da sie viel persönlicher in der
Auffassung, größer im Stil und rassiger in der Modellierung
durchgeführt ist. Im oberen Teil der Medaille sehen wir
in schöner rhythmischer Verteilung die Pflügende mit
schwerem Pflug die Furchen ziehen, unten zu einer be-
wegten Masse zusammengefaßt eine Schar ausziehender
Soldaten. Aus dem Protokoll des Preisgerichtes geht
hervor, daß es über den ersten Preis im Zweifel war. Es
ist daher nicht genug anzuerkennen, daß es durch die
nachträgliche Stiftung des Kunstgewerbevereins Hanau er-
möglicht wurde, diese Arbeit, die ohne Zweifel als die
beste des ganzen Wettbewerbs anzusehen ist, mit einem
ersten Preis zu bewerten. Außer den künstlerischen und
ästhetischen Qualitäten besitzt sie leichte Verständlichkeit
für die Allgemeinheit, worauf bei der Art der gestellten
Aufgabe immerhin zu achten war.

Den zweiten Preis sicherten sich die Gebrüder Bohlinger
in Pforzheim durch den Abguß mit dem Kennwort »Einig-
keit«. Eine ährenhaltende weibliche Figur, die schön im
Raum sitzt und flott modelliert ist. Eine Reihe von Arbeiten,
die dem Stil nach vermutlich von den gleichen Verfassern
herrühren, enthalten jedoch gleiche, wenn nicht höhere
Werte als das an sich hübsche für den zweiten Preis ge-
wählte Motiv. — Den dritten Preis mit dem Kennwort
»Skizze« erhielt Otto Walter in Pforzheim für die Dar-
stellung einer früchtetragenden Frau, die vielleicht etwas
viel Einzelheiten aufweist, aber den Stil der Medaille gut
getroffen hat. Die beigegebene einfachere Vorder- und
Rückseite besitzt Qualität. »Stille Streiter«, der vierte

Preis, von Frl. Lissy Eckart in München, erinnert in der
Auffassung etwas an L. Gies. Er gibt in mehreren Dar-
stellungen Ausschnitte aus dem Leben in der Heimat,
durch die ein herzenswarmer Unterton geht. Die zarten
Figürchen sind plastisch auf das Wesentliche zurückgeführt.

— Der fünfte Preis, eine Pforzheimer Einsendung, wurde
zurückgezogen. — Friedrich Metzger in Pforzheim, der
Verfasser des sechsten Preises mit dem Kennwort »Czirak«,
modelliert eine weibliche Figur mit Kind, die auf Haupt-
formen beschränkt als Senkrechte den Raum aufteilt.

Die Belobungen folgen in alphabetischer Reihenfolge:
Kenntwort »Frauenlob II« von Gebrüder Bohlinger in
Pforzheim ist eine treffliche Arbeit im Charakter einer
Renaissancemedaille. Von den gleichen Verfassern stammt
die Lösung mit dem Kennwort »Bald Frieden«, eine zart
stilisierte weibliche Figur mit zwei Lorbeerkränzen. Die
Einsendung »Vom Schützengraben«, die ebenfalls von den
Gebrüdern Bohlinger in Pforzheim gefertigt wurde, weist
eine noch bessere Raumverteilung und abgewogenen Rhyth-
mus auf. — Die Arbeit »Kriegerdank« aus Pforzheim wurde

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