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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

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Warnatsch, Max: Die rückständigen Einrichtungen der Friseurgeschäfte
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https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0209

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INGA AHLEMEYER,
MÜNCHEN

GESTICKTER OFEN-
SCHIRM
WÄSCHE-STICKEREI

DIE RÜCKSTÄNDIGEN EINRICHTUNGEN DER FRISEURGESCHÄFTE

VON ARCHITEKT MAX WARNATSCH, CHARLOTTENBURG

ALLE Bestrebungen des modernen Kunstgewerbes sind
kaum an einer Gattung unserer Geschäftseinrichtungen
so spurlos vorübergegangen, wie vor den Läden un-
serer Friseure. Immer finden wir dasselbe Material, immer
dieselben Formen! Nußbaumholz oder Mahagoni, ab und
zu Erle in dieser Art imitiert, Spiegel mit Muschelaufsätzen
und vorspringenden ohne Verständnis profilierten Säulen,
längst überwundene Muster von Ausstellungsschränken,
Stühlen und Beleuchtungskörpern gehören hier zum immer
wiederkehrenden Inventar. Und das nicht etwa in einem
den Weltverkehr entrückten Winkel, sondern ebenso in den
ansehnlichsten Städten, ganz besonders aber in Groß-Berlin.
Unbekümmert ebenfalls um die Bevölkerung, ob im Arbeiter-
viertel oder dem vornehmen Berlin W und den westlichen
Vororten! Kaum hat die Bebauung einer neuen Straße
ihren Anfang genommen und das erste Haus, einen etwa
mit allem Komfort der Neuzeit eingerichteten Mietspalast
vollendet, so sehen wir auch schon als einen der ersten
notwendigen Einwohner den Friseur mit seinem bekannten
Mobiliar. Damit alles beim alten bleibt, sind die Einrich-
tungsgegenstände, Möbel, Gefäße, Beleuchtungskörper vom
Spezialisten und sehr oft auf Abzahlung geliefert. Weder
auf die verkehrende Kundschaft ist im Innern, noch auf

die Umgebung und Fassade des Hauses durch das Schau-
fenster Rücksicht genommen. Jedermann ist dies schon
so zur alten Gewohnheit geworden, daß eine etwaige wohl-
tuende gegenteilige Erscheinung geradezu auffällig wirkt.
Eigentümlicherweise ist der Inhaber eines derartigen Ge-
schäftes ein Ausübender jener der Verschönerung der Men-
schen dienenden Kunst, die insbesondere bei Damen mit
allen Anforderungen der Neuzeit bekannt sein muß.

Welch ein großes Gebiet ist hier noch zu bearbeiten!
Es handelt sich besonders in der Großstadt um nicht ge-
ringe materielle Werte. Noch höher anzuschlagen sind die
deellen Vor- oder Nachteile, welche auf die Geschmacks-
bildung des Publikums einwirken, indem mehr als bei der
Privatwohnung eine große Anzahl von Personen täglich
hier aus- und eingehen.

Man könnte dagegen einwenden, daß es sich um Ein-
richtungen handelt, wo für die Lieferung nur geringe Zeit
und noch geringere Anschaffungsmittel zur Verfügung stehen.
Es ist bekannt, daß die Versorgung dieser Geschäfte zum
großen Teil der Spezialist mit seiner Massenfabrikation
ausführt, und zwar zu einem Preise, der schwer zu unter-
bieten ist. Hier wäre ein weites und auch lohnendes Feld
für den Absatz der vielgenannten Typenmöbel und anderen

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