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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

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Mahlberg, Paul: Der Anblick der 5. Kriegsanleihe
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https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0250

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DER ANBLICK DER 5. KRIEGSANLEIHE

VON DR. PAUL MAHLBERG

DIE für die Kriegsanleihe werbenden Leitsätze
— daß es Vorteil und Pflicht sei, zu zeichnen
— wurden durch Plakate und Inserate augen-
fällig gemacht. Die Begründungen erschienen in
Aufsätzen und Notizen. Ob diese durchgängig ge-
schickt waren und anders nicht durch allzu häufigen
Hinweis gerade auf die patriotische und moralische
Pflicht mißtrauisch machten, ist eine Frage für sich
und hier nicht zu erörtern, wo es darauf ankommt,
wie sich ihr Dasein und Verlauf nach außen hin
darstellte, sie im Leben des Tages in die Erscheinung
trat. Ich meine, ihr Gesicht war angenehm, häufig
und dabei in vielerlei drastischer Mimik zu sehen.
Die Erscheinung war reklametechnisch gut und auch
künstlerisch; äugen- und damit herzwerbend.

Es war gut und geschickt, dieselbe geeignete Schrift-
physiognomie immer wieder in anderen Rollen und
Ausdrücken auf der Straßenbühne als Plakat und vor
den Zeilenreihen auftreten zu lassen. Man sagte
»aha!« wie bei einem alten Bekannten, und »sieh
an! wie der heute aussieht«. Dabei konnte man
seinem freundlichen Eindruck nicht entgehen.

Vom ersten Tage an, wo die weißen Plakate mit
hellrotem Rand und schwarzer Schrift an den Banken
und öffentlichen Kassen aufsprangen — Zeichnungen
auf Kriegsanleihe werden hier angenommen — und
gleichzeitig die Inserate aus dem üblichen Rahmen
der Zeitungsseiten traten — Von neuem ruft das Vater-
land — lag die Gestaltung der Erscheinungszüge in

einer Hand, der von Lucian Bernhard. Er machte un-
gefähr zwanzig verschiedene Inserate und vier Plakate.
Alle mit seiner fetten Fraktur in verschiedenen Graden
gedruckt, die Plakate leuchtendrot umrändert. Die
Schrift mit dem rein malerischen Duktus und An-
blick, den manchmal etwas ausgequetschten Rändern
und der flutende Rahmen steht den Werbedrucken
ausgezeichnet.

Wir wissen, der Maßstab von optischer Größe
und demnach der Eindruck, die seelische Wirkung,
ergibt sich uns aus dem Verhältnis von scheinbarer
Größe und Entfernung. Was bei der und der Ent-
fernung so und so groß erscheint, muß wohl in
Wirklichkeit den und den Umfang haben, sagen wir
uns automatisch. — Nun wissen wir aber auch, daß
schwarze oder andersfarbige Linien oder Flecke, be-
sonders wenn sie auf Weiß stehen, für unser Auge
auf einige Entfernung wie vom Licht und vom Unter-
grund an ihren Rändern zersägt, auftreten. Je weiter
entfernt wir stehen, desto stärker tritt diese Ausfran-
sung auf. (Am wenigsten noch bei Schwarz auf
Gelb, meines Wissens.) Indem nun bei den Werbe-
drucken des Bernhard der Rand der prallen und mas-
siven Schrift, ebenso wie derjenige der Rahmen, von
vornhein etwas scharf Fluktuierendes hat, von mehr
getüpfelter Silhouette im einzelnen, beim Wort und
im Satz ist, malerisch eben, so wird für uns der Ein-
druck der Entfernung erhöht, das Ganze scheint uns
an einem weiter weg gelegenen Horizont aufzusteigen.

Ü&ix am 6. Februar
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