BEITRAGE ZUR GESCHICHTE DER BERNSTEINKUNST
VON DR. OTTO PELKA
IL ZUR ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DES BERNSTEINZIMMERS IN ZARSKOJE SELO
IN einem Schreiben vom 2. April 1701 hatte Fried-
rich IV. von Dänemark den königlich dänischen
Bernsteinarbeiter Gottfried Wolffram an Friedrich I.
von Preußen zur Anfertigung eines Bernsteinzimmers
im Schlosse zu Charlottenburg empfohlen. Über der
Arbeit kam es zu Streitigkeiten mit Eosander von
Goethe, auf dessen Betreiben dem Wolffram, weil er
zu teuer war, die Arbeit entzogen wurde. Die Ent-
schädigungsansprüche des Wolffram wurden abge-
wiesen und die Arbeit den beiden Danziger Meistern
Ernst Schacht und Gottfried Turow mit nachstehen-
dem Vertrage übertragen:
»Copia1)
Dess Contrackts, der Börnstein Arbeit, welche
die beyden Meister auss Danzig, alss Ernst Schacht,
undt Gottfried Turow, den 27. Jan: 1707 haben
verdungen, undt auf ihr gewißen zu verfertigen
angenommen. Alß p. p.
Am Ende des Jahres 1711 wird eine mit dem
vorstehenden Vertrag übereinstimmende Spezifikation
eingereicht über die von Wolffram angefangene Arbeit
»nebst den Preiß, so Er für die Arbeit forderte, wie
in der ersten Rubric zu ersehen, wobey in der andern
Rubric der Preiß zu sehen, wo für die andern Beyde
Meister, alss Ernst Schacht, undt Gottfried Turow es
Bedungen und auch verfertiget haben.«
Über den Verbleib dieser für Charlottenburg be-
gonnenen Zimmertäfelung sind keinerlei weitere Nach-
richten, weder archivalische noch gedruckte, vorhanden,
bzw. bis jetzt aufzufinden gewesen. Die Wahr-
scheinlichkeit liegt nahe, daß die oben angeführten
Teile für das von Friedrich I. im Berliner Schlosse
vorgesehene Bernsteinzimmer Verwendung gefunden
haben, so daß die ältesten Partien des jetzt im Großen
Palais in Zarskoje Selo eingebauten Bernsteinsaales
auf diese geplante, aber an dem erstgedachten Be-
stimmungsorte nicht zur Aufstellung gelangte Raum-
ausschmückung zurückzuführen wären.
Die Geschichte des Petersburger Zimmers ist in
den deutschen Quellen nicht lückenlos dargestellt und
auch die russischen Literaturangaben sind verstreut
und noch nicht zusammengefaßt worden. Ein kurzer
Überblick über die weiteren Schicksale dieses einzig-
Taxa
der beyden
des Börnstein
Meister aus
Drehers Wollf-
Dantzig vor
welchen Preiß
rams Begehren
selbige es haben
angenommen zu
verfertigen
Die große Wandt so bereits
Rthlr.
Or.
Rthlr.
Gr.
in Charlottenburg angesetzet
gewesen
1700
—
500
—
Noch ein Kühnen Brett an-
gefangen, aber nicht fertig
800
—
269
14
11 Lange undt Breite Gesimbß
ä 15 Rthlr.
165
—
132
—
8 Lange, v. 8 Kurtze Gesimbß,
so nicht fertig
20
—
5
—
2 von einander geschnittene
Gesimbß
15
—
12
—
11 Obergeschnitte Köpfe ä
16 Rthlr.
176
—
120
—
7 Bekleidete Bretter so den
Ovall Rahmen, sitzen sollen
ä 5 Rthlr.
35
—
21
—
Latus
2401
—
1059
14
Nach des
Wollframs
der beyden
Börnstein
Begehren
Arbeitern
Rthlr.
Gr.
Rthlr.
Gr.
Transport
2401
—■
1059
14
8 Alte Kerls Köpfte ä 6 Rthlr.
48
—
40
—
16 Seiten Köpfte ä 4 Rthlr.
64
—
80
—
9 Große Rohsen ä 4 Rthlr.
36
—
36
__,
6 Kleine Rohsen ä 1 Rthlr.
6
—
6
__
2 Lauber so zum Kopff ge-
hören
4
—
4
__
2 Eckigte Bunte Bretter
ä 15 Rthlr.
30
—
8
__
19 Kleine Blüthens, so auff
Holtz sitzen
2
9
2
__
5 Vertige Bekleidete Bretter
l1/, Rthlr.
7
12
5
__
4 Bretter so nicht fertig
3
__
4
6 Aparto Stücken
6
__
6
2 Vier-Eckigte Bretter
20
—-
9
__
1 Gantz fertig Brett, mit Sr.
Königl. May. Nahmen
80
__
30
__
4 Ovall fertige Bretter ä 40 Rthlr.
160
—
48
—
Summa
2877
| 21
1337
14
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXVIII. H. 12
1) Zum ersten Male veröffentlicht nach den im Kgl.
Geheimen Staatsarchiv in Berlin befindlichen »Acta betr.
Ernst Schacht die Forderungen des Bernsteindrehers Gottfried Wolffram
Gottfr. Turow 1709—1713«. Rep. J. Nr. 12. — Die rechnerische Unrichtig-
Mittmeister keit der Summen in der ersten Spalte ist wohl auf Schreib-
auß Dantzig« fehler des Kopisten zurückzuführen.
32
— 221 —
VON DR. OTTO PELKA
IL ZUR ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DES BERNSTEINZIMMERS IN ZARSKOJE SELO
IN einem Schreiben vom 2. April 1701 hatte Fried-
rich IV. von Dänemark den königlich dänischen
Bernsteinarbeiter Gottfried Wolffram an Friedrich I.
von Preußen zur Anfertigung eines Bernsteinzimmers
im Schlosse zu Charlottenburg empfohlen. Über der
Arbeit kam es zu Streitigkeiten mit Eosander von
Goethe, auf dessen Betreiben dem Wolffram, weil er
zu teuer war, die Arbeit entzogen wurde. Die Ent-
schädigungsansprüche des Wolffram wurden abge-
wiesen und die Arbeit den beiden Danziger Meistern
Ernst Schacht und Gottfried Turow mit nachstehen-
dem Vertrage übertragen:
»Copia1)
Dess Contrackts, der Börnstein Arbeit, welche
die beyden Meister auss Danzig, alss Ernst Schacht,
undt Gottfried Turow, den 27. Jan: 1707 haben
verdungen, undt auf ihr gewißen zu verfertigen
angenommen. Alß p. p.
Am Ende des Jahres 1711 wird eine mit dem
vorstehenden Vertrag übereinstimmende Spezifikation
eingereicht über die von Wolffram angefangene Arbeit
»nebst den Preiß, so Er für die Arbeit forderte, wie
in der ersten Rubric zu ersehen, wobey in der andern
Rubric der Preiß zu sehen, wo für die andern Beyde
Meister, alss Ernst Schacht, undt Gottfried Turow es
Bedungen und auch verfertiget haben.«
Über den Verbleib dieser für Charlottenburg be-
gonnenen Zimmertäfelung sind keinerlei weitere Nach-
richten, weder archivalische noch gedruckte, vorhanden,
bzw. bis jetzt aufzufinden gewesen. Die Wahr-
scheinlichkeit liegt nahe, daß die oben angeführten
Teile für das von Friedrich I. im Berliner Schlosse
vorgesehene Bernsteinzimmer Verwendung gefunden
haben, so daß die ältesten Partien des jetzt im Großen
Palais in Zarskoje Selo eingebauten Bernsteinsaales
auf diese geplante, aber an dem erstgedachten Be-
stimmungsorte nicht zur Aufstellung gelangte Raum-
ausschmückung zurückzuführen wären.
Die Geschichte des Petersburger Zimmers ist in
den deutschen Quellen nicht lückenlos dargestellt und
auch die russischen Literaturangaben sind verstreut
und noch nicht zusammengefaßt worden. Ein kurzer
Überblick über die weiteren Schicksale dieses einzig-
Taxa
der beyden
des Börnstein
Meister aus
Drehers Wollf-
Dantzig vor
welchen Preiß
rams Begehren
selbige es haben
angenommen zu
verfertigen
Die große Wandt so bereits
Rthlr.
Or.
Rthlr.
Gr.
in Charlottenburg angesetzet
gewesen
1700
—
500
—
Noch ein Kühnen Brett an-
gefangen, aber nicht fertig
800
—
269
14
11 Lange undt Breite Gesimbß
ä 15 Rthlr.
165
—
132
—
8 Lange, v. 8 Kurtze Gesimbß,
so nicht fertig
20
—
5
—
2 von einander geschnittene
Gesimbß
15
—
12
—
11 Obergeschnitte Köpfe ä
16 Rthlr.
176
—
120
—
7 Bekleidete Bretter so den
Ovall Rahmen, sitzen sollen
ä 5 Rthlr.
35
—
21
—
Latus
2401
—
1059
14
Nach des
Wollframs
der beyden
Börnstein
Begehren
Arbeitern
Rthlr.
Gr.
Rthlr.
Gr.
Transport
2401
—■
1059
14
8 Alte Kerls Köpfte ä 6 Rthlr.
48
—
40
—
16 Seiten Köpfte ä 4 Rthlr.
64
—
80
—
9 Große Rohsen ä 4 Rthlr.
36
—
36
__,
6 Kleine Rohsen ä 1 Rthlr.
6
—
6
__
2 Lauber so zum Kopff ge-
hören
4
—
4
__
2 Eckigte Bunte Bretter
ä 15 Rthlr.
30
—
8
__
19 Kleine Blüthens, so auff
Holtz sitzen
2
9
2
__
5 Vertige Bekleidete Bretter
l1/, Rthlr.
7
12
5
__
4 Bretter so nicht fertig
3
__
4
6 Aparto Stücken
6
__
6
2 Vier-Eckigte Bretter
20
—-
9
__
1 Gantz fertig Brett, mit Sr.
Königl. May. Nahmen
80
__
30
__
4 Ovall fertige Bretter ä 40 Rthlr.
160
—
48
—
Summa
2877
| 21
1337
14
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXVIII. H. 12
1) Zum ersten Male veröffentlicht nach den im Kgl.
Geheimen Staatsarchiv in Berlin befindlichen »Acta betr.
Ernst Schacht die Forderungen des Bernsteindrehers Gottfried Wolffram
Gottfr. Turow 1709—1713«. Rep. J. Nr. 12. — Die rechnerische Unrichtig-
Mittmeister keit der Summen in der ersten Spalte ist wohl auf Schreib-
auß Dantzig« fehler des Kopisten zurückzuführen.
32
— 221 —