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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

DOI Artikel:
Hillig, Hugo: Kunstgewerbliche Symbolik, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0278

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K. Bartholmay, Elberfeld

Einfamilienhaus

KUNSTGEWERBLICHE SYMBOLIK

VON HUGO HILLIG

VIII.
DIE SYMBOLIK DER PFLANZEN

(Schluß)

In der germanischen Göttersage aber ist die Rose das
Zeichen der Liebe und der Keuschheit, außerdem war
sie der Grabschmuck für Jünglinge und Jungfrauen. Die
christliche Zeit hat aus ihr das Symbol der christlichen
Liebe zu Gott gemacht, aber ihre Bedeutung als Sinnbild
der Verschwiegenheit beibehalten; an Beichtstühlen be-
findet sich oft das Bild einer fünfblättrigen Rose. Außer-
dem ist sie Attribut der Jungfrau Maria. Die goldene
Rose, die der Papst an Lätare weiht, wohl so etwas wie
die berühmte »Tugendrose«, soll ein Zeichen des kom-
menden Frühlings sein.

Im Sachsenspiegel ist eine grüngemalte Rose das
Zeichen des Gerichts. Bei Dante ist die Rose das Symbol
des Paradieses. Schließlich ist die Rose das Symbol des
Luthertums, also der evangelischen Kirche geworden.

Die Pfingstrose bedeutet Mitleid. Für die symbolische
Umwertung der Rose könnte vielleicht noch in Betracht
kommen ihre Empfindlichkeit gegen die Reseda; Rosen
und Reseda in einem Blumenglas zusammengebracht, ver-
welken in ganz kurzer Zeit, die Reseda soll aber wie

auch das Chrysanthemum, im Blumenglas auch auf alle
anderen Pflanzen schädlich wirken. Die gleiche Unver-
träglichkeit zeigen Maiglöckchen und Narzissen.

Eine eigentliche symbolische Blume ist die Passiflora
sanguinea, die den Namen Passionsblume erhalten hat, weil
ein Mönch mit überhitzter Phantasie in ihren Fortpflanzungs-
organen religiöse Symbole entdeckte, kurz nachdem die
Pflanze im 16. Jahrhundert durch die Amerikafahrer nach
Europa gebracht worden war. Der fromme Mann sah in
den fünf Staubfäden die Wunden Christi, im Fruchtknoten
den Leidenskelch, im Griffel den Geißelstock und in dem
rotgetupften Nektarienkranz die Dornenkrone. Außerdem
sah er in den drei Narben die Kreuznägel und die Ranken
hielt er für Sinnbilder der Geißeln. Aus diesem Grunde
ist die Passionsblume mit ihren blauen Blüten oft auf
Kreuzigungsbildern zu sehen, wo sie den Stamm um-
windet.

Von den Früchten hat wohl der Apfel die meiste
Symbolik zu tragen. Wir brauchen dabei nicht gleich an
den Apfel zu denken, in den die Eva biß und wodurch

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