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Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner u. Sammler — 2.1905

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II. Jahrgang (1904 / 1905)
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Nr. 33 (19. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.49175#0208
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DER KUNSTMARKT

196

der Sammlung fanden nur die Genellizeichnungen willige
Abnehmer und zwar die Nummern 519—528 der Reihe
nach zu den Preisen von 81, 43, 32, 42, 42, 41, 25, 72,
30 (?) und 62 M. Wie häufig bei solchen Auktionen gab
es auch hier einige ganz unbegreiflich niedrige Preise, z.
B. die Zeichnung von J. Laqui (nicht Lagay, wie im Kata-
log) nach dem verloren gegangenen Gemälde von G. Dou,
also ein Blatt von dokumentarischem Werte, für 21 M.I
Ferner ein Kavalier von Palamedes, eine Zeichnung von
entzückender Meisterschaft für 6 M.I Zu Nr. 446 sei noch
bemerkt, daß die Datierung in Wirklichkeit 1648 lautete.
F. B.
Rom. Am 29. April wurden in der Galerie
Sangiorgi in der Piazza Borghese zwei Sammlungen
von Gemälden und Kunstgegenständen versteigert, deren
wichtigste Nummern wir unter Beibehaltung der von den
früheren Besitzern gegebenen Bezeichnungen nachstehend
wiedergeben. — Die erste Kollektion stammte aus dem
Besitz des Marchese della Rena, umfaßte 25 Nummern,
darunter g Gemälde alter Meister, einige Bronzen und
Möbel und ergab ca. 50000 Frs. Davon verfallen 11000 Frs.
auf eine mit Filippino Lippi bezeichnete Darstellung der
heiligen Familie. Die Szene zeigt rechts im Vordergrund
Joseph mit aufgestütztem Arm, links Maria mit gefalteten
Händen neben dem Kinde knieend, welches ihr die Arme
entgegen hält. Den Hintergrund füllt eine Flußlandschaft
aus. Das Bild ist auf Holz gemalt und hat einen Durch-
messer von 88 cm. — Der nächste Preis waren 7000 Frs.
für eine religiöse Darstellung von Piero di Cosimo: die
Madonna mit dem Kinde und Engeln (vergl. Fritz Knapp:
Piero di Cosimo). Mit der einen Hand hält sie das Kind,
mit der anderen ein Buch, desgleichen der hinter ihr
stehende Engel, während der vordere die Laute spielt
(115X86). Von Piombo war das Porträt eines Prälaten —
sitzend, mit einem Buche in der Rechten — verzeichnet.
(Holz, 70X55 cm, 3100 Frs.); von Carrucci eine Anbetung
der Weisen (Holz, 200x165, 2400 Frs.); von Gian Battista
Benvenuti eine Madonna mit dem Kinde, im Vordergründe
einer Landschaft sitzend (Holz, 65X48, 2300 Frs.); diesen
schlossen sich eine Krönung Mariae von Baldovinetti (Holz,
86x47, 800 Frs.) und das »Bildnis eines Knaben der Fa-
milie Medici« aus der Schule Bronzinos (110X80, 800 Frs.)
an. Die Sammlung enthielt, wie erwähnt, außerdem einige

Plastiken und kunstgewerbliche Stücke. Unter ersteren
brachte die Marmorbüste des florentinischen Patriziers
Marchese Gerio della Rena (gest. 1652) 3200 Frs. ein; vier
16 cm hohe Gruppen in vergoldeter Bronze, je zwei kleine
Bacchanten — der eine mit dem Becher, der andere mit
der Traube — in vier verschiedenen Stellungen zeigend,
2300 Frs., zwei dreiarmige Kandelaber der Epoche Lud-
wigs XVI. in vergoldeter Bronze und 65 cm Höhe 7000 Frs.
und zwei auf Felsblöcken sitzende Putten, der eine als
Sommer, der andere als Herbst dargestellt, Bronzen der
Ep. L. XV. in der Höhe von 37 cm, 3000 Frs. Den Schluß
bildeten eine Uhr der Ep. L. XIV. für 1800 und eine
Cinque dea (Ochsenzunge) für 3000 Frs. Erstere zeigte
ein reich verziertes Zifferblatt, unterhalb desselben die
Reliefdarstellung einer leicht bekleideten weiblichen Gestalt
mit einem Storch und oberhalb die Statuette eines Posaune
blasenden Engels (Höhe 126 cm). Die Waffe hatte eine
Gesamtlänge von 62 cm und eine zweischneidige Klinge
mit fünf Blutrinnen, beiderseits mit Inschriften versehen
(»fides in primis« und »fides et amor«).
Die zweite am gleichen Tage versteigerte Sammlung
umfaßte 24 Gemälde aus dem Besitze des Marchese Ri-
nuccini. Den Hauptwert repräsentierte eine Wiederholung
der »heiligen Familie« von Raffael aus der Münchener
Pinakothek. Das Bild wurde 1821 zum ersten Male, später-
hin namentlich durch Rumohr erwähnt und von Rinuccini
für den, in Anbetracht der Zeit seiner Erwerbung, beträcht- ,
liehen Preis von 16000 Scudi erworben, während es bei'
Sangiorgi nur 12000 Frs. brachte. — Das Tryptichon von
Giovanni da Pisa (vergl. D’Agincourt) wurde mit 1800 Frs-
bezahlt. Das Mittelbild zeigt die sitzende Madonna mit
dem Kinde, die beiden Flügelbilder je 2 Heilige. Über
diesen drei Feldern befinden sich drei kleinere religiöse
Darstellungen: In der Mitte die Kreuzigung, rechts ein
Engel, links die betende Maria. Die Größe ist 222X206 cm,
die Signatur: Johanes de Pisis — Pinxit. — Unter den
Bildern französischer Schule befanden sich noch drei Damen-
bildnisse, von Nattier, Mignard und Larguilliere, mit dem
Ergebnis von je 4000 und das Bildnis eines jungen Mäd-
chens von Greuze (40X32) zu 5000 Frs. — Außerdem wurden
2900 Frs. für ein Stilleben von Jean Fit (94X7°) und 2800 Frs.
für ein Gemälde von Baldasarre Peruzzi: die Anbetung der
Weisen (275X221) bezahlt.

Kunst-Auktion in München


Dienstag, den 30. Mai und Mittwoch, den 31. Mai 1905 ',<",|nitta||s 10 uhr-nachmittags 3 uhr
I. ABTEILUNG:
Sammlung Kunstmaler Karl Hartmann, München. — Antiquitäten
vorwiegend der Gotik und Renaissance, deutsche und italienische Gemälde der Frühepoche.
II. ABTEILUNG:
Antike Terrakotten, Tanagrafiguren, Vasen, Schmuckgegenstände etc.
Rotirhiirninrf * Samstag, den 27. Mai, vorm. von 10—1 Uhr, nachm. von 2—5 Uhr, Sonntag, den 28. Mai, vorm. von
DbjIvIlliyUliy • 10—12 Uhr und Montag, den 29. Mai, vorm. von 10—1 Uhr, nachm. von 2—5 Uhr.
Kataloge2(ill. M. 2.—, einf. gratis gegen Portoersatz) sowie jede nähere Auskunft durch
Hugo Helbing, Kunsthändler u. gerichtl. vereid. Sachverständiger, München, 15.
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