DER KUNSTMARKT
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Original-Handzeichnung Goethes. (Nr. 234 der Versteigerung bei Max Perl in Berlin, 8.—10. Oktober 1908)
Die Auktion von Seltenheiten aus Literatur und
Kunst bei Max Perl in Berlin am 8.—io. Oktober bringt
als eins der Hauptanziehungsstücke eine prächtige Hand-
zeichnung Goethes. Es ist ein Landschaftsbild: Ein Dorf
oder Städtchen an einem Flusse. Die Tuschzeichnung dürfte
in Böhmen entstanden sein, sie trägt das Signum »Von
Goethe fec«. Wir sind in der Lage, sie obenstehend ab-
zubilden. Jedenfalls haben wir es hier mit einer der am
besten ausgeführten Zeichnungen Goethes zu tun, die
sicherlich auf der Versteigerung viel umworben werden
wird. Außerdem enthält der Katalog noch weitere
Goethereliquien, sowie zahlreiche seltene Drucke seiner
Schriften und aus dem Gesamtgebiet der Goetheliteratur.
Es finden sich überhaupt unter den 1264 Nummern dieser
Versteigerung neben den great attractions der deutschen
Literatur (erste Ausgaben der »Räuber«, »Götz von Berli-
chingen« usw.) eine größere Anzahl von rarissima, die auf
den Auktionen der letzten Jahre nicht vertreten waren.
Besonders erwähnen möchten wir noch die von Eugene
Delacroix, dem Meister in der Darstellung des Dämonisch-
Leidenschaftlichen, illustrierte Faust-Ausgabe (Paris 1828),
die auch Goethes Interesse in hohem Maße erregte (vergl.
darüber u. a. Witkowski, Goethe). Es steht zu erwarten,
daß sich unsere Bibliophilen an der Auktion rege be-
teiligen werden.
Moderne Gemälde und Aquarelle aus dem Be-
sitze des verstorbenen Herrn C. A. M. van Vliet-Haag
und L. P. Reders-Atnsterdam gelangen am 29. u. 30. Sep-
tember durch C. F. Roos & Co. in Amsterdam zur Ver-
steigerung. Unter den 374 Nummern sind Bilder von
Du Chattel, Eerelman, Jos. Israels, Klinkenberg, Koekkoek,
Schiedges, Unterberger, Verboeckhoven und Weißenbruch.
Nach der üblichen Sommerpause beginnen auch in
Rudolph Lepkes Kunst-Auktions-Haus-Berlin wieder
von Ende September ab die regelmäßigen Versteigerungen.
Nach der uns vorliegenden Übersicht sind bedeutende
Auktionen großer Kunstsammlungen zu erwarten. Der
Oktober bringt einige Kollektionen von Antiquitäten und
Gemälden alter Meister, der November aber zwei Samm-
lungen, wie sie in Deutschland nicht oft zu sehen sind:
In der ersten Novemberwoche die berühmte Sammlung
Hermann Emden-Hamburg, hauptsächlich Keramik (der
Prachtkatalog mit 94 Tafeln in Lichtdruck erscheint dem-
nächst) und eine Galerie von Gemälden alter Meister aus
dem Nachlaß eines bekannten englischen Sammlers, für
Berlin und sein Kunst-Auktions-Haus sicherlich eine be-
achtenswerte Erscheinung, wenn eine solch bedeutende
Sammlung dem hiesigen Kunstmarkt übergeben wird. Für
beide Sammlungen dürfte beim Verkauf auf lebhafte Be-
teiligung des internationalen Publikums zu rechnen sein.
Auf die Versteigerungen kommen wir noch zurück.
Zwei Versteigerungen graphischer Arbeiten fin-
den am 26. und 27. Oktober durch die Galerie Helbing in
München statt (Kataloge 349 und 506). Es handelt sich
bei den meisten Nummern um besonders gute, zum Teil
signierte Drucke.
Die Versteigerung der Sammlung Dr. Kann-Wien
findet am 8. Oktober und folgenden Tagen durch Anton
Creutzer (yorm.M.Lempertz), Aachen statt. Der ca. 900 Num-
mern umfassende Katalog weist Radierungen von und nach
Van Aken, N. Berghem, Bloemaert, Chodowiecki, Everdingen,
Kolbe, Nothnagel, Ostade, Potter, Rembrandt u. a., sowie
Lithographien von Senefelder, Strixner, Vernet, Quaglio,
Niedermayr usw. auf. Es kommen viele Rara zum Verkauf.
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Original-Handzeichnung Goethes. (Nr. 234 der Versteigerung bei Max Perl in Berlin, 8.—10. Oktober 1908)
Die Auktion von Seltenheiten aus Literatur und
Kunst bei Max Perl in Berlin am 8.—io. Oktober bringt
als eins der Hauptanziehungsstücke eine prächtige Hand-
zeichnung Goethes. Es ist ein Landschaftsbild: Ein Dorf
oder Städtchen an einem Flusse. Die Tuschzeichnung dürfte
in Böhmen entstanden sein, sie trägt das Signum »Von
Goethe fec«. Wir sind in der Lage, sie obenstehend ab-
zubilden. Jedenfalls haben wir es hier mit einer der am
besten ausgeführten Zeichnungen Goethes zu tun, die
sicherlich auf der Versteigerung viel umworben werden
wird. Außerdem enthält der Katalog noch weitere
Goethereliquien, sowie zahlreiche seltene Drucke seiner
Schriften und aus dem Gesamtgebiet der Goetheliteratur.
Es finden sich überhaupt unter den 1264 Nummern dieser
Versteigerung neben den great attractions der deutschen
Literatur (erste Ausgaben der »Räuber«, »Götz von Berli-
chingen« usw.) eine größere Anzahl von rarissima, die auf
den Auktionen der letzten Jahre nicht vertreten waren.
Besonders erwähnen möchten wir noch die von Eugene
Delacroix, dem Meister in der Darstellung des Dämonisch-
Leidenschaftlichen, illustrierte Faust-Ausgabe (Paris 1828),
die auch Goethes Interesse in hohem Maße erregte (vergl.
darüber u. a. Witkowski, Goethe). Es steht zu erwarten,
daß sich unsere Bibliophilen an der Auktion rege be-
teiligen werden.
Moderne Gemälde und Aquarelle aus dem Be-
sitze des verstorbenen Herrn C. A. M. van Vliet-Haag
und L. P. Reders-Atnsterdam gelangen am 29. u. 30. Sep-
tember durch C. F. Roos & Co. in Amsterdam zur Ver-
steigerung. Unter den 374 Nummern sind Bilder von
Du Chattel, Eerelman, Jos. Israels, Klinkenberg, Koekkoek,
Schiedges, Unterberger, Verboeckhoven und Weißenbruch.
Nach der üblichen Sommerpause beginnen auch in
Rudolph Lepkes Kunst-Auktions-Haus-Berlin wieder
von Ende September ab die regelmäßigen Versteigerungen.
Nach der uns vorliegenden Übersicht sind bedeutende
Auktionen großer Kunstsammlungen zu erwarten. Der
Oktober bringt einige Kollektionen von Antiquitäten und
Gemälden alter Meister, der November aber zwei Samm-
lungen, wie sie in Deutschland nicht oft zu sehen sind:
In der ersten Novemberwoche die berühmte Sammlung
Hermann Emden-Hamburg, hauptsächlich Keramik (der
Prachtkatalog mit 94 Tafeln in Lichtdruck erscheint dem-
nächst) und eine Galerie von Gemälden alter Meister aus
dem Nachlaß eines bekannten englischen Sammlers, für
Berlin und sein Kunst-Auktions-Haus sicherlich eine be-
achtenswerte Erscheinung, wenn eine solch bedeutende
Sammlung dem hiesigen Kunstmarkt übergeben wird. Für
beide Sammlungen dürfte beim Verkauf auf lebhafte Be-
teiligung des internationalen Publikums zu rechnen sein.
Auf die Versteigerungen kommen wir noch zurück.
Zwei Versteigerungen graphischer Arbeiten fin-
den am 26. und 27. Oktober durch die Galerie Helbing in
München statt (Kataloge 349 und 506). Es handelt sich
bei den meisten Nummern um besonders gute, zum Teil
signierte Drucke.
Die Versteigerung der Sammlung Dr. Kann-Wien
findet am 8. Oktober und folgenden Tagen durch Anton
Creutzer (yorm.M.Lempertz), Aachen statt. Der ca. 900 Num-
mern umfassende Katalog weist Radierungen von und nach
Van Aken, N. Berghem, Bloemaert, Chodowiecki, Everdingen,
Kolbe, Nothnagel, Ostade, Potter, Rembrandt u. a., sowie
Lithographien von Senefelder, Strixner, Vernet, Quaglio,
Niedermayr usw. auf. Es kommen viele Rara zum Verkauf.